„Schau ins Feld!“ 2023 – Warum moderner Pflanzenschutz notwendig ist

Der Startschuss für die neue Saison ist gefallen. Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Deutschland machen auch in diesem Jahr wieder auf die Bedeutung eines ganzheitlichen Pflanzenbaus aufmerksam. Die kostenlose Mitmach-Aktion „Schau ins Feld!“ ist ein Aufruf zum sachlichen Dialog über das komplexe und häufig kontrovers diskutierte Thema Pflanzenschutz.

Bei „Schau ins Feld!“ zeigen die Teilnehmenden, warum die moderne Landwirtschaft auf einen integrierten Pflanzenbau setzt. So wird erklärt, dass beim Anbau von Getreide, Obst und Gemüse zahlreiche Aspekte perfekt ineinandergreifen müssen, um ausreichend gesunde und qualitativ hochwertige Lebensmittel erzeugen zu können. Dazu zählen etwa die Wahl der richtigen Sorte, eine bedarfsgerechte Pflanzenernährung sowie der verantwortungsvolle und sachkundige Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen. Dabei setzt sich die Aktion auch mit aktuellen Problemfeldern und Zielkonflikten sowie mit entsprechenden Lösungsansätzen auseinander. Zum Beispiel geht es um die Frage, wie sich hohe Flächenproduktivität und gezielte Biodiversitätsförderung in Einklang bringen lassen und welche Rolle digitale Tools dabei spielen können.

Im letzten Jahr verzeichnete „Schau ins Feld!“ deutschlandweit mehr als 900 Teilnehmende. Diese legten an vielgenutzten Wegen – am Rande ihrer Felder, Weinberge oder Obstplantagen – mehr als 1.800 sogenannter „Schau!-Fenster“ an. In diesen Nullparzellen wird auch 2023 wieder auf jegliche Formen des Pflanzenschutzes verzichtet, um die Folgen für die Entwicklung und Ernte der angebauten Kulturpflanzen aufzuzeigen. Eine kostenlos bestellbare Info-Tafel schafft Aufmerksamkeit und erklärt die Aktion.

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Mineraldünger für gezielte Nährstoffversorgung

Sobald die Temperaturen steigen, beginnen die Pflanzen zu wachsen. Für eine gesunde Entwicklung und damit gute Erträge und hohe Qualität der Erzeugnisse brauchen Kulturpflanzen eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen. Mineraldünger eignen sich besonders gut, um eine Nährstoffversorgung zu ermöglichen, die exakt an den jeweiligen Bedarf angepasst ist.

Gesunde Pflanzen benötigen ausreichend Nährstoffe

Pflanzen nehmen die Nährstoffe, die sie zum Wachsen benötigen, in Wasser gelöst über ihre Wurzeln aus dem Boden auf. Sechs Hauptnährstoffe sind besonders wichtig: Stickstoff (wird am meisten benötigt), Phosphor, Kalium, Schwefel, Calcium und Magnesium. Doch auch die Verfügbarkeit der Spurenstoffe (wie Bor oder Molybdän) ist essenziell. Der genaue Nährstoffbedarf der Kulturpflanzen ist über die Wachstumsphase gut erforscht. Dabei unterscheiden sich der Nährstoffbedarf und die Verfügbarkeit der im Boden vorhandenen Nährstoffe. Die Konzentration und auch die Verfügbarkeit einzelner Nährstoffe variiert je nach Standort. Synthetisch hergestellte Mineraldünger können diese unterschiedlichen Anforderungen gut abdecken, da sie den Pflanzen nach ihrer Ausbringung die richtigen Nährstoffe zur richtigen Zeit, in der richtigen Form und in der richtigen Menge zur Verfügung stellen.

Unterschiedliche Dünger je nach Bedarf der Kulturen

Landwirtinnen und Landwirte ermitteln den Nährstoffgehalt des Bodens und gleichen ihn mit dem Nährstoffbedarf der angebauten Pflanzen ab. Die fehlenden Nährstoffe werden dem Boden über unterschiedliche Dünger zugeführt. Neben den Mineraldüngern sind das die organischen Dünger, die auch Wirtschaftsdünger genannt werden. Aus Sicht des integrierten Pflanzenbaus empfiehlt sich meist eine Kombination aus beiden.

Organische Dünger umfassen Gülle, Mist, Jauche und Gärreste. Sie werden sowohl im ökologischen als auch im konventionellen Pflanzenbau eingesetzt. Im besten Fall stammen sie aus der eigenen Tierhaltung oder zumindest aus der näheren Umgebung. Organische Dünger enthalten die wichtigsten Pflanzennährstoffe (Stickstoff, Phosphat, Kalium und Magnesium), je nach Tierart in etwas unterschiedlichen Konzentrationen. Nährstoffe aus organischen Düngern sind nach der Ausbringung größtenteils nicht sofort für die Pflanzen verfügbar und müssen zuerst von den im Boden vorhandenen Mikroorganismen in mineralische Formen umgesetzt werden. Bei diesen Prozessen kann es zu hohen Verlusten in Form von Ammoniak und Lachgas, aber auch von Nitrat kommen.

Chemisch-synthetische bzw. mineralische Dünger werden nur in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt. Sie bieten den Vorteil, dass ihre Zusammensetzung sehr homogen und ihr Nährstoffgehalt genau bekannt ist. Im Gegensatz zu organischen Düngemitteln können Mineraldünger die Pflanzen besonders bedarfsgerecht und verlustarm mit Nährstoffen versorgen, aufgrund ihrer hohen, unmittelbaren Pflanzenverfügbarkeit, Dosierbarkeit und Effizienz. So lässt sich eine Unter- oder Überversorgung mit bestimmten Nährstoffen besser vermeiden. Der Einsatz sogenannter Inhibitoren bei stickstoffhaltigen Düngemitteln reduziert die Emissionen von Treibhausgasen (z. B. Lachgas) zusätzlich.

Teilflächenspezifische Bewirtschaftung ermöglicht ideale Pflanzenversorgung

Am genauesten können mineralische Dünger in Kombination mit sensorgestützten digitalen Systemen ausgebracht werden: Mit Satelliten-, Drohnenbildern oder Sensoren am Traktor werden für die einzelnen Bereiche einer Ackerfläche sogenannte Zonenkarten mit dem jeweiligen Nährstoffbedarf erstellt. Mit diesen stellen Landwirtinnen und Landwirte also fest, wo und mit welcher Intensität gedüngt werden muss. So kommen die Nährstoffe noch zielgerichteter und bedarfsgerechter bei den Pflanzen an. Zudem werden die eingesetzten Nährstoffmengen direkt in digitalen Ackerschlagkarteien dokumentiert.

Beim Einsatz von organischen Düngern wie Gülle ist die Teilflächenapplikation derzeit komplizierter, da ein zusätzlicher Sensor zunächst den Nährstoffgehalt der Gülle messen muss. In Zukunft wird es aber möglich sein, auch organische Dünger noch exakter auszubringen. Zu einer effizienten Verwertung der Nährstoffe können außerdem Biostimulanzien (z. B. in Form von Mikroorganismen oder Humin- und Fulvosäuren) beitragen.

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Biologischer Pflanzenschutz: Trichogrammakarten zum Schutz vor dem Maiszünsler

Der Maiszünsler legt zu Beginn des Julis seine Eier auf den Blättern der Maispflanze ab. Sobald die Larven schlüpfen, bohren sie sich von oben in den Maisstängel und fressen sich von hier aus nach unten durch. Da auch nach der Ernte oft Stoppeln der Maispflanze auf dem Feld stehenbleiben, können die Maiszünslerlarven so auf dem Feld überwintern. Ist der Stängel der Maispflanze erst einmal beschädigt, kann diese nicht mehr gut wachsen – im schlimmsten Fall sogar abknicken und zusammenbrechen. Die zu erwartenden Erträge fallen deutlich geringer aus. Auch Maisbeulenbrand kann die Folge sein, was wiederum zu einer Vermehrung von Fruchtfliegen auf dem Acker führt.

Wie können Landwirtinnen und Landwirte gegen den Maiszünsler vorgehen? Neben der Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel hat sich hier inzwischen auch eine effektive Maßnahme des biologischen Pflanzenschutzes durchgesetzt: die Trichogrammakarten (siehe auch Bausteinclip „Biologischer Pflanzenschutz“).

Wie funktionieren Trichogrammakarten?

Trichogrammakarten enthalten Larven von Schlupfwespen, die sich in unterschiedlichen Stadien befinden. Auf dem Feld ausgebracht, schlüpfen die Larven zu leicht versetzten Zeitpunkten und können so über einen längeren Zeitraum die Eier des Maiszünslers vernichten. Sobald die Schlupfwespen nicht mehr ausreichend Nahrung finden, sterben die Populationen wieder aus. Generell haben Schlupfwespen nur eine kurze Lebensdauer von ca. 10 Tagen.

„Ein guter Zeitpunkt zur Ausbringung der Trichogrammakarten auf dem Feld ist etwas früher als die Anwendung chemischen Pflanzenschutzes“, erklärt Landwirt Achim Deipenwisch. Er setzt die Karten bereits seit sechs Jahren ein. „Sobald der Zuflug der ersten Falter beginnt, bringen wir die Trichogrammakarten aus.“ Dies wird meist von Hand gemacht, pro Hektar sind ca. 30 Karten nötig. Alternativ gibt es auch Trichogrammakugeln, die mit einer GPS-gesteuerter Drohne ausgebracht werden.

Viele Faktoren entscheidend für den Erfolg der Maßnahme

„Bei der Entscheidung, wie die Landwirtin oder der Landwirt die Maispflanzen schützt, wägt er neben Umweltfaktoren auch Kosten und Nutzen ab“, erklärt Achim Deipenwisch. „Trichogrammakarten sind deutlich günstiger als chemische Pflanzenschutzmittel, ihre Anwendung ist aber gerade bei der manuellen Ausbringung aufwendiger. Trichogrammakarten haben zudem einen reduzierten Wirkungsgrad im Vergleich zu chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen. Es kommt entscheidend darauf an, wie stark der Druck und die zu erwartenden Schäden durch den Maiszünsler sind. Dies ist regional sehr unterschiedlich.“ Während der Maiszünslerbestand mit chemischem Pflanzenschutz durchschnittlich um 80 Prozent verringert wird, sind es bei der biologischen Variante nur rund 60 Prozent.

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Praxisberichte: Biostimulanzien in der Anwendung

Biostimulanzien sind Naturstoffe, die pflanzliche Ernährungsprozesse stimulieren. Landwirtinnen und Landwirte versprechen sich hierdurch eine verbesserte Nährstoffaufnahme und -verwertung in den Kulturpflanzen. Biostimulanzien sollen etwa das Wurzelsystem verbessern und gleichzeitig die Stresstoleranz gegenüber abiotischen Umweltfaktoren wie Trockenheit, Hitze oder Frost steigern (siehe auch Newsbeitrag Biostimulanzien).

In der Landwirtschaft gewinnen Biostimulanzien unterschiedlichster Art immer mehr an Relevanz. Wir haben mit drei Landwirten aus dem Pflanzenschützer-Netzwerk gesprochen und nachgefragt, welche Erfahrungen sie bisher mit Biostimulanzien sammeln konnten. Welche Biostimulanzien wurden getestet? Wie werden sie angewandt? Und was können die Stoffe in der Praxis leisten?

Seit rund drei Jahren setzt Matthias Albers aus Rheine (Nordrhein-Westfalen) auf dem elterlichen Hof Biostimulanzien ein. Er hat bislang gute Erfahrungen damit gemacht. „Ich nutze die Biostimulanzien überwiegend in Nährstoffbeizen, sowohl bei Mais als bei Getreide“. Mit der Beize werden die Nährstoffe und Biostimulanzien auf das Saatgut aufgebracht, wo sie unmittelbar am Keimling wirken können. „Die Biostimulanzien, die ich anwende, sind sich dabei alle relativ ähnlich. Sie basieren auf Pflanzenextrakten und/oder einem lebenden Bakterium“, so der Junglandwirt. Er ist überzeugt, dass Nährstoffbeizen kombiniert mit Biostimulanzien schon bald zum Standard in der Landwirtschaft gehören. „Besonders bei der Jugendentwicklung der Maispflanzen zeigen sich positive Ergebnisse; aber auch im Wurzelwachstum – vor allem bei der Feinwurzel.“

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Auch Phillip Krainbring aus Wanzleben-Börde (Sachsen-Anhalt) setzt schon länger Biostimulanzien bei sich auf dem Hof ein. Er fing bereits 2017 damit an, unterschiedliche Möglichkeiten zu testen. Seine Motivation zog er daraus, Alternativen zu chemischer Saatgutbehandlung zu finden. Er will auf politische Vorgaben gut vorbereitet sein, anstatt irgendwann adhoc reagieren zu müssen. „Im ersten Schritt habe ich es mit einer Elektronen-Saatgut-Behandlung ausprobiert. Danach habe ich es auch mit Beizen versucht. Mikroorganismen waren dabei, aber auch Algenextrakte. Hauptsächlich habe ich Biostimulanzien im Mais und Weizen eingesetzt; teilweise und in deutlich kleinerem Umfang auch im Raps und bei Zuckerrüben.“ Phillip Krainbring konnte dabei zwar bisher keine gravierenden Unterschiede bei der Ertragsmenge feststellen. Er ist sich aber sicher, dass er durch Biostimulanzien ein verbessertes Wurzelwachstum sehen kann und seine Kulturpflanzen dank Biostimulanzien robuster sind.

Dirk Klaßen aus Jüchen (Nordrhein-Westfalen) sieht in Biostimulanzien die Möglichkeit, seine Kulturpflanzen resistenter gegen Stressfaktoren zu machen. Langfristig verspricht er sich hierdurch auch eine Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln. Dirk Klaßen nutzt bereits seit über fünf Jahren Algenprodukte im Zuckerrübenanbau. Dort hat er auch schon Mikroorganismen, Gesteinsmehle und Bakterienprodukte ausprobiert. Einerseits möchte er mit Hilfe von Biostimulanzien Synergien mit chemischen Pflanzenschutzmitteln schaffen und speziell die Wirkung von Fungiziden verbessern, andererseits versucht er damit Insektizide einzusparen.

Durch die guten Erfahrungen, die Matthias Albers mit Biostimulanzien machen konnte, steht der weitere Einsatz für ihn außer Frage. „Biostimulanzien sind eine tolle Möglichkeit, Nährstoffe optimal zu nutzen. Durch vitalere Pflanzen werden wir langfristig Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft einsparen können“, ist er überzeugt. Gleichzeitig blickt er gespannt auf zukünftige Entwicklungen in diesem Bereich: „Wenn neue Produkte auf dem Markt sind, bin ich immer bereit, diese zu testen. Ich denke, jede Landwirtin und jeder Landwirt sollte bei Biostimulanzien eigene Erfahrungen sammeln!“

Phillip Krainbring ergänzt, dass man als Landwirtin und Landwirt generell nicht „stehenbleiben“ sollte: „Es ist wichtig, sich immer weiterzuentwickeln, unbefangen Neues auszuprobieren und selbst zu schauen, was für einen funktioniert.“ Er achte darauf „neue Methoden nicht immer gleich komplett anzuwenden, sondern Vergleichsflächen mit und ohne die Maßnahme zu haben, um gute Aussagen über den Erfolg treffen zu können.“

Für Dirk Klaßen ist es entscheidend, sich bei seinen Versuchen mit Biostimulanzien und anderen Naturprodukten nicht zu schnell entmutigen zu lassen. Obwohl er zum Beispiel bei der Wirkung von Rottelenkern (Substanzen, die die Verrottungsprozesse beschleunigen) bisher keine großen Erfolge sehen konnte, will er das Thema noch nicht aufgeben. Außerdem plant er, demnächst Komposttees auszuprobieren. Diese stellen Kulturpflanzen Mikroorganismen in sehr hoher Menge zur Verfügung.

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„Schau ins Feld!“ geht in die achte Saison

Es geht wieder los. Schon zum achten Mal heißt es auf Äckern und Feldern in ganz Deutschland: „Schau ins Feld!“. Rund 950 Landwirtinnen und Landwirte sind dabei und haben sich zum Ziel gesetzt, mit Verbraucherinnen und Verbrauchern in den Dialog zu treten. Es soll miteinander, statt übereinander gesprochen werden –  vor allem über ein Thema, das komplex ist und auf viel pauschale Kritik stößt: den Pflanzenschutz.

Pflanzenschutz wird sichtbar

Um ins Gespräch zu kommen und anschaulich zu zeigen, was Pflanzenschutz überhaupt bedeutet, legen die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte sogenannte Nullparzellen an – am Feldrand, am Weinberg oder auf der Obstplantage. In diesem Feldabschnitt verzichten sie auf alle Bausteine des ganzheitlichen Pflanzenschutzes. Was das bedeutet, wird dann sehr schnell deutlich und schafft Aufmerksamkeit für das Thema: Unkräuter nehmen den Kulturpflanzen Nährstoffe, Wasser und Licht zum Wachsen. Schädlinge und Krankheiten setzen den Pflanzen weiter zu. Am Ende bleibt nicht viel übrig, was sich ernten lässt. Da wird schnell klar, warum es Pflanzenschutz in unterschiedlichen Formen braucht. Ob in der konventionellen oder der ökologischen Landwirtschaft.

Pflanzenschutz und Artenschutz vereint

Info-Tafeln an der Nullparzelle ordnen das Projekt ein und beleuchten darüber hinaus eines der wichtigsten Themen unserer Zeit: den Erhalt der Biodiversität. Nicht selten wird die Landwirtschaft pauschal für einen Rückgang der Artenvielfalt verantwortlich gemacht. Als größter Flächennutzer hat sie in dieser Hinsicht auch eine besondere Verantwortung. Die „Schau!-Tafeln“ sollen verdeutlichen, dass Landwirtschaft und Artenschutz jedoch keine unvereinbaren Gegensätze sind. Vielmehr soll aufgezeigt werden, wie die Sicherung von Erträgen und eine hohe Flächenproduktivität auch neue Möglichkeiten zur gezielten Förderung der Biodiversität schaffen, die von der Landwirtschaft auch aktiv umgesetzt werden.

Noch näher dran am Feld

Mit ihrer Teilnahme an „Schau ins Feld!“ wollen Landwirtinnen und Landwirte auch in diesem Jahr transparent und authentisch die Notwendigkeit von Pflanzenschutzmaßnahmen aufzeigen und Einblicke in ihre Arbeit geben. Drei Teilnehmende nehmen die Community in Videos mit aufs Feld und zeigen, welche Pflanzenschutzmaßnahmen sie wie und warum anwenden. Sie sprechen Themen wie die Digitalisierung an, die ihnen dabei hilft, Pflanzenschutzmittel zu reduzieren und gleichzeitig wirtschaftlich arbeiten zu können. Die drei zeigen aber auch Biodiversitätsmaßnahmen, die sie anwenden, um die Artenvielfalt zu fördern.

Auch alle anderen Landwirtinnen und Landwirten, die bei der Aktion „Schau ins Feld!“ mitmachen, sind dazu aufgerufen, Aktionsfotos und -videos rund um die Nullparzelle und zu Themen wie Biodiversität und Digitalisierung einzusenden und die Aktion damit in die Medien und in die Social-Media-Kanäle zu transportieren. Alle, die etwas einschicken, haben zum Saisonende die Chance, einen Erlebnisgutschein im Wert von 500 € zu gewinnen. (Teilnahmebedingungen)

Dialog bedeutet wechselseitigen Austausch

Um nicht nur am Feldrand, sondern auch im Netz Transparenz zu schaffen und Hintergründe und Prozesse in der landwirtschaftlichen Praxis zu erklären, sollen immer wieder auch Fragen von Verbraucherinnen und Verbrauchern durch Landwirtinnen und Landwirte beantwortet werden. Fragen können jederzeit an dialog@die-pflanzenschuetzer oder als PN an den Facebook- und Instagram-Kanal der Pflanzenschützer geschickt werden.

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Frost im Winter: Schadet Kälte der Landwirtschaft?

Für die Landwirtschaft ergeben sich einige Vorteile durch einen kalten Winter. Die Frostgare verbessert die Wachstumsbedingungen für Kulturpflanzen auf dem Feld. Einige bodenbürtige Pflanzenkrankheiten und Schädlinge wie Blattläuse werden von Temperaturen unter dem Gefrierpunkt in Schach gehalten. Aber es gibt auch Risiken für die Landwirtschaft. Frostschutz spielt nämlich auch im Pflanzenschutz eine Rolle.

Pflanzen sind an kalte Winter angepasst

Frost bringt gleich mehrere Schwierigkeiten für Pflanzen mit sich. Gefriert das Wasser im Boden, kann die Pflanze es nicht mehr aufnehmen. Gefriert das Wasser in der Pflanze, dann kann die Wasserzufuhr blockiert werden. Beides führt dazu, dass sie vertrocknet. Noch gravierender wäre es, wenn das Wasser in den Zellen gefrieren würde. Es würde sich ausdehnen und die Zellen damit zerstören.

Doch Pflanzen sind perfekt an ihren Lebensraum angepasst und auf kalte Temperaturen vorbereitet. Zwar sterben einjährige Pflanzen und nur ihre Samen überstehen den Winter. Doch viele andere Pflanzen haben unterschiedliche Strategien entwickelt, um mit Kälte umzugehen. Im Wesentlichen fahren sie ihre Prozesse zurück und lagern Nährstoffe für das Frühjahr ein.

Obstbäume zum Beispiel ziehen, wie alle Laubbäume, Nährstoffe aus ihren Blättern und lagern diese in Form von angedicktem Pflanzensaft in Stamm und Wurzeln ein. Der Saft enthält soviel Zucker, dass er nicht gefrieren kann – ein natürliches Frostschutzmittel. Der Verlust der Blätter ist zudem ein Schutz vor dem Austrocknen. An sonnigen Wintertagen würde sonst zu viel Wasser über die Blätter verdunsten. Dieses verlorene Wasser könnten die Bäume aus dem möglicherweise gefrorenen Boden nicht mehr aufnehmen.

Plötzlicher Frost ist eine Gefahr

Frost kann für Pflanzen gefährlich werden, vor allem dann, wenn er plötzlich auftritt. Denn Pflanzen brauchen Zeit, um sich auf Kälte einzustellen. Besonders gefährlich sind Spätfröste im Frühjahr für Obstbäume und Weinreben. In diesem Jahr kam es noch im April zu starken Frösten, nachdem es im März schon sehr warm war. Wenn Obstbäume nach den ersten warmen Frühlingswochen schon austreiben und Blüten bilden, kann plötzlicher Frost die ganze Ernte vernichten. Er lässt nicht nur die Blüten, sondern auch das Wasser im bereits wieder verdünnten Pflanzensaft in den Zellen einfrieren. Diese werden zerstört und in den Bäumen entstehen Risse.

Frostschutz als Pflanzenschutz: Wärme, Eis und Schnee

Doch was können Landwirte tun, um Ihre Pflanzen zu schützen? Zum Beispiel kommen sogenannte Frostschutzkerzen oder Gasbrenner zum Einsatz. Sie spenden Wärme und werden zwischen den Pflanzen verteilt. Auf großen Anbauflächen, zum Beispiel im Weinbau, können auch Hubschrauber zum Einsatz kommen: Mit ihren Rotoren wirbeln sie kalte und warme Luftschichten durcheinander und sorgen dafür, dass die jungen Triebe vor Frost geschützt werden. Andere Kulturen können mit Flies abgedeckt werden, um sie vor kalten Temperaturen zu schützen. Ähnlich wirkt auch ein ganz natürlicher Frostschutz: nämlich Schnee. Eine Schneedecke ist wie ein Luftpolster, das die Pflanzen unter sich vor Frost schützt.

Doch eines der wirksamsten Mittel zum Frostschutz ist ausgerechnet das Gefrieren selbst. Das klingt erstmal paradox, ist aber sehr effektiv, wenn die nötige Ausstattung vorhanden ist. Bei der sogenannten Frostschutzberegnung werden vor allem Obstbäume von oben mit Wasser bestäubt. Wenn das Wasser dann an den Pflanzenteilen gefriert und seinen Aggregatzustand von flüssig zu fest ändert, wird Energie freigesetzt: die sogenannte Erstarrungswärme. Sie führt dazu, dass die Pflanzen bei Temperaturen nahe Null gehalten werden können, so lange die Beregnung beibehalten wird. Die Beregnung hat noch einen weiteren Effekt: Der feuchtgewordene Boden kann tagsüber mehr Wärme aufnehmen, speichern und diese nachts wieder an die Luft abgeben.

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Winterkälte: ein Segen für die Landwirtschaft?

In den letzten Jahren waren die Winter meistens milder als in früheren Jahren. Trotzdem kam es immer wieder zu plötzlichen Kälteeinbrüchen. Vielen Hobbygärtnern sind dabei Garten- oder Balkonpflanzen erfroren. Aber wie sieht es in der Landwirtschaft aus? Sind die niedrigen Temperaturen im Winter ein Risiko für die Ernte oder sogar ein Segen? Kurzgefasst: sowohl als auch.

Frost sorgt für lockeren Boden

Eine Bauernregel besagt: „Ist der Winter warm, wird der Bauer arm“. An dieser Weisheit ist durchaus etwas dran: Vor allem Ackerbauern freuen sich über kalte Winter. Die sogenannte Frostgare sorgt für eine Lockerung der Ackerböden, die über das Jahr durch Befahren und Niederschläge nachverdichtet sind. Liegen die Temperaturen mehrere Tage in Folge unter dem Gefrierpunkt, gefriert der Boden bzw. die Feuchtigkeit, die die Kapillare und Risse des Bodens durchdringt. Da Eis ein größeres Volumen als Wasser hat, werden größere Erdklumpen regelrecht aufgesprengt. Auch einige Mineralstoffe im Boden werden aufgespalten. Bei jedem erneuten Auftauen und Gefrieren des Bodens wird die Bodenstruktur feiner.

Durch die Frostgare wird den Kulturpflanzen die Durchwurzelung des Bodens erleichtert. Zudem verbessert sich die Verfügbarkeit von Wasser und Nährstoffen. Auch Bodenlebewesen profitieren davon und tragen somit selbst weiter zur verbesserten Bodenstruktur bei. Nach einem kalten Winter hat das im Herbst gesäte Wintergetreide also zu Beginn der Vegetationsperiode im Frühjahr beste Wachstumsvoraussetzungen.

„Dezember kalt mit Schnee, tut dem Ungeziefer weh.“

Oft wird pauschal angenommen, dass kalte Winter für eine natürliche Eindämmung von Schädlingen sorgen. Das ist jedoch von Art zu Art unterschiedlich. Viele heimische Insekten sind perfekt an niedrige Temperaturen angepasst. Sie fallen in eine Winterstarre oder überwintern kältegeschützt. Solche Arten leiden eher unter starken Temperaturschwankungen, die sie zu früh aus ihrer Winterstarre wecken. Auch zu warmes und feuchtes Winterwetter kann viele Schadinsekten gefährden, da sie unter diesen Bedingungen vermehrt von Pilzkrankheiten befallen werden.

Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass milde Winter durchaus die Ausbreitung einiger Schadinsekten und auch Pflanzenkrankheiten begünstigen. Beispielsweise führen sie dazu, dass die Mobilität von krankheitsübertragenden Schädlingen ansteigt oder verlängert wird: Blattläuse beispielsweise vermehren sich dann schon früher im Jahr, weil die erwachsenen Exemplare den Winter in großer Zahl überstehen. Pflanzen sind damit einer höheren Gefahr ausgesetzt. Der Schädlingsbefall wird durch milde Wintertemperaturen dynamischer und für Landwirte schwerer vorhersehbar. Studien zeigen zudem, dass höhere Temperaturen in den Wintermonaten günstigere Bedingungen für bodenbürtige Krankheiten wie Getreiderost und Mehltau schaffen. Bei milden Temperaturen überstehen ihre Erreger den Winter im Boden.

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