Pflanzenschutz im Obstbau – Besondere Herausforderungen

Wenn im Herbst Äpfel und Birnen reif sind, ernten die Landwirtinnen und Landwirte wortwörtlich die „Früchte ihrer Arbeit“. In Deutschland wird auf fast 73.000 Hektar Obst angebaut; auf fast zwei Dritteln davon wachsen Äpfel, die beliebteste Frucht der Deutschen.

Der Obstbau unterscheidet sich von anderen Kulturpflanzen vor allem dadurch, dass die Pflanzen nicht einjährig, sondern oft bis zu 15 Jahre oder sogar länger auf den Flächen stehen. Breiten sich Krankheiten und Schädlinge aus, schwächt dies die Pflanzen nachhaltig und führt zu starken Einbußen bei der Ernte.

Beste Voraussetzungen schaffen

Der ganzheitliche Pflanzenschutz beginnt im Obstbau präventiv.

Unter Präventivmaßnahmen fällt bereits die Züchtung. Durch die Auswahl besonders robuster Sorten, die an das Klima und die Wetterbedingungen angepasst sind, schaffen Landwirtinnen und Landwirte optimale Startbedingungen für die Pflanzen. Bestimmt Züchtungen sind dann auch besser gewappnet gegen Schädlinge und Krankheiten.

Obstbäume und -sträucher werden nur in seltenen Fällen direkt aus Samen oder Stecklingen gezogen und dann in die Felder gepflanzt. Meistens werden die Pflanzen veredelt, indem der obere Teil der Pflanze, dessen Eigenschaften für die Frucht gewünscht werden, mit dem unteren Teil einer anderen Pflanze verbunden wird. Auf diese Weise wird die Stärke des Wurzelwerks der einen Sorte mit der Fruchtqualität der anderen Sorte kombiniert.

Auch die Bodengesundheit spielt im Obstbau eine wichtige Rolle, denn eine gezielte Nährstoffzufuhr stellt ein gesundes Wachstum der Obstbäume sicher. Bei Äpfeln können z. B. Stippigkeit (von außen erkennbar durch braune Flecken auf der Schale) und Glasigkeit (im Bereich des Fruchtfleisches sind die Äpfel durscheinend) durch eine ausreichende Nährstoffversorgung in der Wachstumsphase vermieden werden.

Genauso stellt Frost eine Gefahr dar. Landwirtinnen und Landwirte haben hier leider nur begrenzte Möglichkeiten, ihre Pflanzen zu schützen. Dieser Schutz ist primär im Frühjahr notwendig, wenn die empfindlichen Blüten der Bäume durch Spätfröste Schaden nehmen können. Eine Frostschutzberegnung kann hier eine Möglichkeit sein. Auch können Frostkerzen aufgestellt werden. Diese heben die Umgebungstemperatur weit genug an, um ein Abfrieren in kritischen Nächten zu verhindern.

Regelmäßige Kontrollen sind Pflicht

Im Obstbau sind Kontrollen auf Krankheiten und Schädlinge Pflicht. Treten Krankheiten wie Mehltau oder Schorf auf, muss die Ausbreitung möglichst schnell eingedämmt werden. Mit Blick auf die Schädlinge unterscheiden sich diese entsprechend der Pflanzenart. Apfelbäume müssen rund um den Schlupfzeitraum der Apfelwicklerraupe besonders stark kontrolliert werden. Bei Birnenbäumen stellen Birnengallmücken und Birnenblattsauger eine besondere Gefahr dar. Kirschblattläuse, Frostspanner und Kirschfruchtfliegen fühlen sich auf Kirschbäumen wohl.

Wenn Befall festgestellt wird

Wird Befall festgestellt, müssen schnell entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Damit gute Erträge erzielt und der Bedarf gedeckt werden kann, setzen konventionell arbeitende Landwirtinnen und Landwirte im Obstbau auf eine Mischung verschiedener chemischer, technischer und biologischer Maßnahmen, die im Zusammenspiel eine hohe Wirksamkeit erzielen. Im Obstbau kommen an biologischen Pflanzenschutzmaßnahmen vor allem Fallen, räuberische Nützlinge oder Sexualhormone zur Verwirrung und Bekämpfung der Schädlinge zum Einsatz.

Eine Pheromonfalle hilft mittels Duftstoffen bei der Schädlingskontrolle
Eine Pheromonfalle hilft mittels Duftstoffen bei der Schädlingskontrolle

Klimawandel als Herausforderung

Mit dem Voranschreiten des Klimawandels steigt auch die Belastung im Obstbau. Denn die Sensibilität vieler Obstpflanzen zeigt sich besonders dramatisch durch veränderte Ausgangsbedingungen.

  • Die höheren Temperaturen im Frühling führen zu einer früheren Blüte und damit verbunden dem Risiko von Frostschäden bei späten Kälteeinbrüchen.
  • Trockenheit im Sommer führt bei den feuchtigkeitsbedürftigen Bäumen zu erhöhtem Bewässerungsbedarf und einem Rückgang der Ernte bei ausbleibender Bewässerung.
  • Durch die erhöhte Sonneneinstrahlung leiden die Früchte unter Sonnenbrandschäden und verderben im schlimmsten Fall.
  • Milde Winter helfen Schädlingen beim Überwintern.

Zusätzlich zu den wetterbedingten Problemen wachsen auch der Schädlings- und Krankheitsdruck im Obstanbau. Denn die Bäume sind durch den erhöhten Stress noch anfälliger für Krankheiten wie Mehltau. Schädlinge profitieren von längeren Sommern und milden Wintern und finden in den geschwächten Bäumen ideale Bedingungen vor. Auch invasive Schädlinge wie die marmorierte Baumwanze fühlen sich auf deutschen Obstplantagen mittlerweile wohl und verstärken den Druck auf die Pflanzenschutzmaßnahmen.

Was bringt die Zukunft im Obstbau?

Als Unterstützung können im Obstanbau auch Biostimulanzien zum Einsatz kommen. Huminstoffe, Mikroorganismen und andere Biostimulanzien helfen den Obstbäumen bei der Nährstoffaufnahme aus dem Boden sowie die Widerstandsfähigkeit und Qualität zu verbessern. Sie helfen z. B. beim Aufbau einer größeren Stressresistenz gegenüber großer Hitze und Trockenheit.

Mit Blick auf die zunehmende Trockenheit sind aktuell KI-Systeme in der Entwicklung, die selbst entscheiden können, wo wie viel Wasser benötigt wird.

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