„Julian pflanzt“ – Vom Acker ins Gemüsebeet

Julian ist studierter Agrarwissenschaftler. Er kennt sich mit Ackerbau aus und gärtnert selbst privat mit Leidenschaft. In unserem Videoformat „Julian pflanzt“ zeigt er, was sich aus der Landwirtschaft für den eigenen Gemüsegarten lernen lässt – von der Anbauplanung über die Aussaat bis hin zum Pflanzenschutz. Julian teilt sein Expertenwissen und liefert nützliche Tipps und Tricks für eine erfolgreiche Ernte.

Was in der Landwirtschaft auf großen Flächen passiert, ist für Außenstehende oft gar nicht greifbar. Zu groß sind die Dimensionen, zu komplex viele Zusammenhänge. Dabei gibt es einige Parallelen zu dem, was viele Hobbygärtnerinnen und -gärtner im eigenen Hochbeet, auf dem Balkon oder im Schrebergarten machen. Denn die Pflanzen auf dem Feld und die im Gemüsegarten sind über die Anbausaison oft mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert.

Doch während man in der Landwirtschaft viele Hektar im Blick behalten muss, ist es zu Hause deutlich übersichtlicher. Und wenn im heimischen Gemüsebeet statt vier Zucchinis mal nur zwei geerntet werden, dann bleibt ja immer noch der Supermarkt. Ungleich größer ist der Druck in der Landwirtschaft – schließlich ernährt eine Landwirtin bzw. ein Landwirt heute knapp 140 Menschen. Und wer sich einmal selbst am Gemüseanbau versucht hat, weiß, dass eine gute Ernte nicht selbstverständlich ist. Mit „Julian pflanzt“ wollen wir mehr Verständnis für die landwirtschaftliche Arbeit schaffen und gleichzeitig konkrete und nützliche Tipps für Hobbygärtnerinnen und -gärtner liefern.

Folge 3: Es wächst und gedeiht

Im Hochbeet gab es einen ziemlichen Wachstumsschub. Dort, wo anfangs noch genug Platz für alle Kulturen war, wird es jetzt eng. Und auch die ersten Schädlinge machen sich breit. Aber Julian weiß, was zu tun ist. Außerdem gibt er euch in dieser Folge wertvolle Tipps für den Anbau von Tomaten.

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Julians Tipps im Überblick

Konkurrenzdruck vermeiden

Pflanzen in Konkurrenz? Tatsächlich konkurrieren Pflanzen um Nährstoffe, Wasser und Licht. Damit sich die Pflanzen im Gemüsebeet gut entfalten, gesund heranwachsen und Früchte bilden können, sollten sie alle entsprechend ihres jeweiligen Bedarfs versorgt werden. Aktuell stehen sie sich dabei teilweise selbst im Weg – deshalb dünnt Julian nachträglich noch etwas aus. Manche Pflanzen benötigen mehr, andere weniger Platz. Hinweise dazu findet ihr auch auf den Saatgut-Verpackungen.

 

Schutz vor Pilzkrankheiten

Das Ausdünnen hat einen nützlichen Nebeneffekt: In einem gut „durchlüfteten“ Beet trocknen die Pflanzen (z. B. nach einem Regenguss) schneller wieder – eine gute Prävention vor Pilzkrankheiten. Auch das richtige Gießen beugt vor: Statt die Blätter mitzubefeuchten, lieber nur in Bodennähe gießen.

 

Einsatz von Nützlingen

Insekten, die sich von unseren mühsam gehegten Gemüsepflanzen ernähren, richten zum Teil erhebliche Schäden an – im Gemüsegarten genauso wie in der Landwirtschaft. Das sind einerseits die direkten Schäden. Diese entstehen, wenn Insekten Blätter, Wurzeln oder Früchte anfressen oder den Pflanzen Nährstoffe aus den Blattadern saugen. Es sind aber andererseits auch indirekte Schäden, die durch die Infektion mit Krankheiten verursacht werden. Blattläuse übertragen z. B. oft Pflanzenkrankheiten.

Um eine Ausbreitung von Schädlingen einzudämmen und dadurch größere Ertragsausfälle zu verhindern, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Julian probiert es mit Florfliegen als natürliche Gegenspieler der Blattläuse. Florfliegenlarven vertilgen innerhalb kurzer Zeit große Mengen an Blattläusen. Auch in der Landwirtschaft wird mit Nützlingen gearbeitet. Sehr gängig ist der Einsatz der Trichogramma-Schlupfwespe gegen den Maiszünsler, dem am weitesten verbreiteten Schädling im Mais. Zum Verteilen im Feld eignen sich auch Drohnen, mit deren Hilfe die Schlupfwespen aus der Luft abgeworfen werden.

Doch häufig kommt auch der Einsatz von Nützlingen an seine Grenzen, um Ernten zu sichern. Daher werden in der Landwirtschaft immer unterschiedliche Bausteine des Pflanzenschutzes miteinander kombiniert. Dazu zählen präventive Maßnahmen wie die Züchtung und Sortenwahl oder die Bodenbearbeitung. Bei starkem Befall von Unkräutern, Pflanzenkrankheiten oder Schädlingen sind chemisch-synthetische Wirkstoffe wichtig, um Erten zu sichern. Ein großer Ernteausfall in der Landwirtschaft wäre deutlich problematischer als im Gemüsegarten zu Hause. Die zur Verfügung stehenden Wirkstoffe werden vor der Zulassung in langwierigen Verfahren auf ihre Wirksamkeit und Umweltverträglichkeit hin geprüft. Sie dürfen je nach Produkt nur von geschulten Personen verkauft und eingesetzt werden.

Tomaten ausgeizen

Damit Tomatenpflanzen möglichst viel Energie in ihre Früchte stecken können, empfiehlt es sich, einige Triebe der Pflanze zu entfernen. Das sind vor allem solche Triebe, die aus den sogenannten „Blattachseln“ wachsen.

Tomaten bestäuben

Die Früchte der Tomatenpflanze bilden sich aus ihren Blüten. Tomaten sind selbstbefruchtend: Ihre Blüten enthalten sowohl weibliche als auch männliche Bestandteile. Draußen wird der Pollen meist durch Wind oder Insekten in die Narbe der Blüten getragen. Man kann aber etwas nachhelfen und die Wahrscheinlichkeit einer Bestäubung erhöhen, indem man die Pflanzen schüttelt.

Ernte-Update

Nach und nach werden endlich die ersten Früchte reif und können geerntet werden.

Endlich geht es raus ans Hochbeet. Nachdem Julian einige seiner Pflanzen in der Wohnung vorgezogen hat, pflanzt er sie nun aus. Andere sät er direkt ins Beet. Die jungen Pflanzen sind noch sehr empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen: Vögel, Insekten, Wind und niedrige Temperaturen können in dieser frühen Phase viel Schaden anrichten. Gut, dass Julian weiß, wie er seinen Pflanzen einen guten Start ermöglicht.

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Gute Planung ist das A und O. Das gilt in der Landwirtschaft genauso wie im Gemüsegarten zu Hause. Bevor es raus ans Hochbeet geht, plant Julian, wie er es bepflanzen will. Im Video gibt er dabei wichtige Tipps zur Beetplanung, zur Wahl des richtigen Saatguts und erklärt, warum es sinnvoll ist, einige Pflanzen erstmal in der Wohnung vorzuziehen. Wenn ihr Fragen an Julian habt, dann schreibt uns!

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Julians Tipps im Überblick

Gute Planung vorab

Überlegt euch, was ihr anbauen möchtet und könnt: Habt ihr überhaupt ausreichend Platz für euer Vorhaben? Achtet bei der Planung auch schon darauf, welche Pflanzen gut miteinander harmonieren, wenn ihr sie zusammen in ein Beet setzt. Manche Pflanzen begünstigen sich sogar und schützen sich gegenseitig vor Schädlingen:

  • Möhrenfliegen werden durch den Geruch von Zwiebeln vertrieben, Zwiebelfliegen wiederum durch Möhren. Eine Nachbarschaft senkt das Risiko, dass die Fliegen ihre Eier ablegen.
  • Studentenblumen können durch ihren starken Duft die weiße Fliege vertreiben und Nematoden im Boden beseitigen. So sind sie gute Nachbarn für Tomaten oder Erdbeeren.
  • Der Geruch von Bohnenkraut vertreibt Blattläuse von Bohnen.

 

Die Wahl des richtigen Saatguts

Wählt das richtige Saatgut aus: Achtet dabei auf die Infos auf den Verpackungen. Sie geben euch Hinweise zum Anbau (z. B. „geeignet für Kübel oder Hochbeet“), zur empfohlenen Aussaattiefe, etc. und über die Eigenschaften der Sorte (z. B. „F1-Hybrid“, „Mehltautolerant“). Damit findet ihr heraus, wie leistungsstark eure Pflanzen werden und ob sie bereits durch gezielte Züchtung einen Schutz vor natürlichen Schaderregern besitzen.

 

Vorziehen der Pflanzen

Für Pflanzen, die eigentlich aus wärmeren Regionen stammen (v. a. Tomaten und Paprika), sind unsere Sommer eigentlich zu kurz. Um trotzdem etwas ernten zu können, sollten sie in der Wohnung vorgezogen werden. Das empfiehlt sich für viele Kulturen. So sind sie im besten Fall schon kräftiger, wenn sie mit den Bedingungen unter freiem Himmel konfrontiert werden.

  1. Bedeckt den Boden einer Dose mit etwas Anzuchterde.
  2. Legt die Samen eurer Pflanzen einzeln mit etwas Abstand auf die Erde.
  3. Bedeckt die Samen nun mit etwas Erde.
  4. Befeuchtet die Erde gut mit Wasser (nutzt dafür am besten eine Sprühflasche, um eine Aufschwemmen zu vermeiden).
  5. Stellt die Dose an einen warmen Ort (z. B. in die Nähe einer Heizung).
  6. Wenn die ersten Keimlinge nach ein paar Tagen aus der Erde sprießen, benötigen sie Licht, um Fotosynthese betreiben zu können und kräftig zu werden.
  7. Wenn die Pflänzchen einige Zentimeter groß geworden sind, könnt ihr sie pikieren und in einen kleinen Topf umsetzen: Ihr füllt ihn mit Erde und bohrt mit einem kleinen Stab (z. B. Bleistift) ein Loch in die Erde. Setzt die Pflänzchen ein und drückt sie leicht fest. Anschließend feuchtet sie an.
  8. Haltet die Erde in den kommenden Wochen feucht, aber vermeidet Staunässe (darin fühlen sich die Larven der Trauermücke besonders wohl).
  9. Sobald es keinen Frost mehr gibt, können die Pflanzen im Mai ins Beet gesetzt werden.

 

Achtung Schädlinge!

In der Wohnung herrschen grundsätzlich günstige Wachstumsbedingungen für die Pflanzen: Es ist warm und sie sind erstmal vor Schnecken, Raupen, den meisten Krankheitserregern und widrigen Umweltbedingungen geschützt. Allerdings besteht für die jungen Pflanzen auch ein Risiko durch typische Schädlinge an Zimmerpflanzen. Behaltet eure Pflanzen daher gut im Blick.

Besonders häufig bekommt ihr es mit Trauermücken zu tun: Gelbtafeln helfen beim Erkennen und fangen die Elterntiere. Solltet ihr einen Schädlingsbefall an euren Zimmerpflanzen feststellen, dann haltet eure Gemüsepflänzchen möglichst davon getrennt und versucht eine Ausbreitung zu verhindern.