Oh Tannenbaum: Mit dem richtigen Schutz zum prächtigen Weihnachtsbaum

„Du grünst nicht nur zur Sommerzeit, nein, auch im Winter, wenn es schneit“: Die Rede ist natürlich vom Tannenbaum. Rund 30 Millionen Weihnachtsbäume finden jedes Jahr ihren Weg in die deutschen Wohnzimmer. Doch vom Saatkorn bis zur festlich geschmückten Tanne ist es ein langer Weg. Denn auch Christbäume müssen – wie alle Pflanzen – vor Schädlingen, Krankheiten und Unkräutern geschützt werden.

Alles beginnt mit dem Boden: Der wichtigste Nährstoff für das Wachstum der Triebe, die Farbe der Nadeln und damit auch für die Qualität der Weihnachtsbäume ist der Stickstoff. Mit einer Bodenuntersuchung wird geklärt, ob genug Stickstoff vorhanden ist. Wenn nicht, wird entsprechend gedüngt. Auch der pH-Wert sollte für Tannen- oder Fichtenarten günstig sein. Tiefenlockerung und Gründüngung des Bodens sorgen für einen guten Start ins Weihnachtsbaum-Leben. „Wichtig ist, dass eventuell vorhandene Wurzelunkräuter bekämpft werden“, sagt Thomas Balster von der Abteilung Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Die Bäume sollten auf möglichst unkrautarmen oder unkrautfreien Flächen ausgesät werden.

Auf Weihnachtsbaum-Plantagen wachsen die Tannen heran.
Foto: Thinkstock

Auch das Saatgut und die Pflanzbedingungen sind für die Qualität der Weihnachtsbäume entscheidend. Das Saatgut wird aus den Zapfen von bis zu 60 Meter hohen Bäumen gewonnen. In Baumschulen säen Gärtner die Samen in Beeten aus – dort verbleiben die „Sämlinge“ zwei Jahre. Danach müssen sie „verschult“, das heißt umgepflanzt, werden. In dem neuen Beet dürfen sie wiederum ein oder zwei Jahre zu „Setzlingen“ heranwachsen. Die drei- oder vierjährigen Jungpflanzen ziehen von den Baumschulen auf die Plantagen der Weihnachtsbaumbetriebe um. Dort wachsen sie noch einmal acht bis zehn Jahre, bevor sie als Weihnachtsbäume verkauft werden. So lange dauert es, bis Tannen eine Höhe von rund zwei Metern erreicht haben. Gepflanzt werden die Bäume entweder im Frühjahr oder im Herbst. „Der Boden sollte für die Pflanzung feucht sein“, sagt Thomas Balster. Außerdem sollten die künftigen Christbäume nicht zu dicht stehen und nicht an Standorten gepflanzt werden, die anfällig für Staunässe oder Frost sind.

Neben den optimalen Anbaubedingungen spielt ein weiterer Baustein des ganzheitlichen Pflanzenschutzes eine große Rolle: mechanisch-physikalische Schutzmaßnahmen. Dazu gehört zum Beispiel das Einzäunen der Weihnachtsbaumplantage zum Schutz vor Wildtieren, die die Bäume sonst anknabbern. Da sich viele Vögel in den Baumplantagen wohlfühlen, klemmen viele Anbauer – in mühevoller Handarbeit – Stäbe als Sitzgelegenheiten an die Baumspitzen. Junge, noch nicht verholzte Triebspitzen brechen nämlich leicht ab, wenn Vögel direkt auf ihnen landen. Auch das ist eine Form, die Pflanze vor Schaden zu schützen. Wichtig ist zudem, regelmäßig das Gras am Fuße der Bäume zu schneiden: Denn Gras behindert die Entwicklung der langsam wachsenden Bäume und bietet Schädlingen Unterschlupf.

Blühende Weideröschen stören Nordmanntannen beim Wachstum und werden abgemäht.
Foto: Elke Mester/Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

Es gibt verschiedene Unkräuter, die Weihnachtsbäumen im Wachstum gefährlich werden können. „Die jungen Bäume sind nicht sehr konkurrenzstark. Sie leiden sehr stark darunter, wenn Unkräuter ihnen Wasser, Licht und Nährstoffe rauben und wachsen nicht vernünftig“, sagt Dr. Thomas Brand vom Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Die Ausbreitung von Unkräutern wie Acker- und Zaunwinde, kanadischem Berufkraut, Brennnessel, Quecke oder Distel können durch die richtige Saat- und Pflanzbettvorbereitung, zum Beispiel durch Grubbern, vermieden werden. Eines der Hauptproblemunkräuter für Weihnachtsbäume ist Thomas Balster zufolge das Schmalblättrige Weidenröschen. Denn diese Pflanze dient als Wirt für Erreger von pilzlichen Krankheiten. Neben der mechanisch-physikalischen Bodenbearbeitung hilft dagegen auch der Einsatz von Tieren – den Shropshire-Schafen.

Shropshire-Schafe weiden Unkräuter zwischen Weihnachtsbäumen ab.
Foto: iStock

Diese Schafe fressen so ziemlich alles, nur keine Weihnachtsbäume. Dadurch, dass sie alles abweiden, was zwischen den Bäumen steht, sorgen sie für eine biologische Form des Pflanzenschutzes und schützen die Flächen vor Unkrautbefall. Im Notfall kommen zugelassene Herbizide zum Einsatz, um den jungen Bäumchen zu helfen, sich gegen die Unkrautkonkurrenten zu behaupten. „Hier gibt es spezielle Mittel, die selektiv nur auf eine Unkrautart wirken, sodass ganz gezielt bekämpft werden kann“, so Dr. Thomas Brand.

Pflanzenkrankheiten, die Weihnachtsbäumen gefährlich werden können, sind Pilzkrankheiten wie das Grauschimmel-Triebsterben, der Zweig- und Nadelschimmel oder vor allem bei Nordmanntannen der Tannennadelrost. Und wie sieht es aus, wenn ein Pilz die Weihnachtsbäume befallen hat? „Die Nadeln werden braun, kräuseln sich und fallen ab, wenn sie abgestorben sind“, sagt Dr. Thomas Brand von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Beim Grauschimmel-Triebsterben fallen die abgestorbenen Triebspitzen ab. Kranke Bäume sehen also auch krank aus und haben entsprechend nicht die richtige Qualität für den Verkauf. Um das zu vermeiden, werden zur besseren Durchlüftung die unteren Astkränze der Tannen weggenommen und die Bäume nicht zu eng gepflanzt. Das macht es ungemütlich für pilzliche Krankheitserreger. Nässe und milde Temperaturen sind für deren Verbreitung nämlich ideal. Im Notfall kommen Fungizide zum Einsatz. Gefahr ist zum Beispiel in Verzug, wenn Bäume in der Nachbarschaft von Pilzkrankheiten befallen sind. Dann droht die Ansteckung der gesunden Kulturen.

So sehen Tannennadeln aus, die von Gallmilben (oben),
weißem Nadelrost (Mitte) oder Tannentriebläusen (unten) befallen sind.
Fotos: Elke Mester, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

Auch Schädlinge können für Weihnachtsbaumkulturen zum Problem werden. Die Raupen der Kleinen Fichtenblattwespe beispielsweise können den Maiaustrieb komplett abfressen. Ebenfalls gefährlich sind Tannentriebläuse, Gall- und Nadelholzspinnmilben. Sie saugen die Nadeln aus, die dadurch fahlgrün werden, kleiner bleiben und im Fall der Spinnmilbe mit einem feinen Gespinst überzogen sind. Auch diese Bäume haben dann nicht mehr die nötige Qualität für den Weihnachtsverkauf. Je nach Befallstärke können Insektizide nötig sein. Pflanzenschutzmittel werden aber auch gegen Schädlinge im Sinne des ganzheitlichen Pflanzenschutzes nur dann eingesetzt, wenn ohne sie große Schäden an den Bäumen drohen.

Der perfekte Weihnachtsbaum muss für die meisten Verbraucher viele Kriterien erfüllen: möglichst gleichmäßig und in Pyramidenform gewachsen sollte er sein, mit grünen Nadeln, dicht genug bewachsen, aber mit genug Platz zum Aufhängen von Dekoration. Einen spärlich bewachsenen Weihnachtsbaum mit braunen Nadeln, hängenden Ästen und von Krankheiten gezeichnet, möchte sich niemand für die Festtage in die Wohnung stellen. Auf dem langen Weg bis zum perfekten Weihnachtsbaum geht nichts ohne den richtigen Schutz.

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