Pflanzenschutz und Bio-Landwirtschaft
Verbrauchende in Deutschland haben die Wahl: Beim Lebensmitteleinkauf im Supermarkt können sie entscheiden, ob konventionell hergestellte Erzeugnisse oder Bio-Produkte in ihrem Korb landen. Egal, für welches Produkt sie sich entscheiden: Es handelt sich in jedem Fall um hochwertige, gesunde Lebensmittel. Pflanzenschutz und Bio-Anbau schließen sich dabei keineswegs aus.
Bio und konventionell sind zwei verschiedene Anbauweisen. Die konventionelle Landwirtschaft ist mit über 90 Prozent die am weitesten verbreitete Betriebsform – nicht nur in Deutschland. Es gelten strenge Auflagen an die Umweltverträglichkeit der Produktion und den Einsatz von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln. Die Anforderungen im ökologischen Landbau sind im Vergleich zum konventionellen Anbau gerade in Bezug auf den Einsatz von Betriebsmitteln noch einmal höher. Diese strengeren Regeln gelten sowohl für die Erzeugnisse aus dem Bio-Anbau als auch für die Art der Produktion.
Sowohl der ökologische als auch der konventionelle Ackerbau leisten ihren Beitrag zu dem hochwertigen Produktangebot, das wir in Deutschland kennen. Die Zahl der Bio-Höfe hierzulande steigt stetig: 2018 bewirtschafteten in Deutschland 31.713 Betriebe ihre Fläche nach den Regeln des ökologischen Landbaus.
Wachsende Branche – geringere Erträge
Den Löwenanteil an Flächen – und damit auch den Löwenanteil des Ertrags und der Produkte im Supermarktregal – stellen die konventionell arbeitenden landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland. Dass die Bio-Branche wächst, aber nicht mit dem konventionellen Anbau gleichziehen kann, liegt auch an den geringeren Erträgen, die in der ökologischen Produktion pro Fläche erzielt werden. Auf Datenbasis des Bundeslandwirtschaftsministeriums erhob das Forschungsinstitut HFFA die Ertragsunterschiede: Im Durchschnitt geht demnach die Umstellung auf Öko-Landbau mit Ertragsrückgängen von rund 50 Prozent einher.
Bio-Lebensmittel sind in der Regel teurer als konventionell erzeugte Lebensmittel. Mehrere Faktoren spielen beim Zustandekommen der vergleichsweise höheren Preise eine Rolle:
Öko-Landwirtinnen und -Landwirte setzen im Vergleich zu konventionell wirtschaftenden Betrieben stärker auf die mechanische Bodenbearbeitung, um ihre Flächen von Unkraut freizuhalten. Das häufigere Befahren von Acker und Feld mit entsprechendem Gerät kostet Zeit, Personal und Kraftstoff.
Bio-Landwirtinnen und -Landwirte halten weniger Tiere und geben mehr Geld für die artgerechte Haltung Nach ökologischen Gesichtspunkten bekommen die Tiere Futter in der Art und Menge, wie es dem jeweiligen Entwicklungsstadium entspricht. Mastzeiten und somit Haltungskosten verlängern sich dadurch.
Alle Landwirtinnen und Landwirte, unabhängig von der Anbauweise, achten darauf, ihre Böden gesund zu halten – sie sind ihre Existenzgrundlage. Im Bio-Anbau gelten jedoch noch strengere Vorschriften, was die Fruchtfolge betrifft. In regelmäßigen Abständen muss der Biobetrieb etwa ein Drittel seiner bewirtschafteten Fläche für den Anbau von Pflanzen reservieren, die dem Boden helfen, sich zu erholen und für künftige Anbauphasen Stickstoff anzusammeln. Mit diesen Pflanzen erzielt die Bio-Landwirtin bzw. der Bio-Landwirt in dieser Zeit keinen Ertrag und kann somit keine Produkte am Markt verkaufen.
Die Kontrolle auf Einhaltung der Bio-Qualitätsrichtlinien und Bio-Anbau- bzw. Verarbeitungsvorschriften findet mindestens einmal jährlich statt und das kostet Geld. Ökologisch gekennzeichnete Lebensmittel werden getrennt von konventionell produzierten Lebensmitteln gelagert, verarbeitet und transportiert – auch das wird regelmäßig kontrolliert und muss bezahlt werden. Dafür zahlt die Konsumentin bzw. der Konsument letztlich mit.
Nahezu identische Qualität
So unterschiedlich die Vorschriften und Ansätze beider Produktionsweisen zum Teil sind, so ähnlich sind sich am Ende die Erzeugnisse. Stiftung Warentest fand heraus, dass Bio-Produkte sich in puncto Geschmack und Qualität nicht wesentlich von konventionell hergestellter Ware unterscheiden. Konventionelle Lebensmittel haben tendenziell die Nase leicht vorn. Sie bekamen bei Produkten wie Fisch, Chips, Nudeln, Milch und Schokolade mehr sehr gute und gute Gesamturteile. Bei Gemüse, Zitronen, Hackfleisch und naturbelassenen Ölen haben Bio-Lebensmittel hingegen eine bessere Bewertung. Insgesamt ist die Qualität beider Gruppen gestiegen.
Ohne Pflanzenschutz geht es nicht
Eine weitere Gemeinsamkeit von Bio-Produktion und konventionellen Landwirtschaftsbetrieben ist das Thema Pflanzenschutz. Gezielter Pflanzenschutz verhindert den Befall mit Krankheiten, Schädlingen und Unkraut und ist daher unerlässlich für jede Landwirtin und jeden Landwirt, der gesunde Pflanzen heranziehen und somit gesunde Erträge erwirtschaften will. Tatsächlich kommen fast alle Bausteine des ganzheitlichen Pflanzenschutzes in beiden Produktionsweisen zum Einsatz – sie reichen von der mechanisch-physikalischen Bekämpfung über biologische Verfahren bis hin zu biotechnischen Verfahren. Pflanzenschutz und Bio-Anbau sind untrennbar miteinander verbunden.
Das Vorgehen der Landwirtinnen und Landwirte unterscheidet sich dabei nur in einem Punkt: Bio-Erzeuger verzichten auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Stattdessen setzen sie auf Pflanzenschutzmittel auf naturstofflicher oder mikrobieller Basis. Die Liste der im Öko-Landbau zugelassenen Wirkstoffe ist lang. Dazu gehören auch nicht ganz unproblematische Wirkstoffe wie Kupfer, die Auswirkungen auf Bodenlebewesen wie Regenwürmer haben können. Vor allem in Sonderkulturen wie Obst und Wein oder im Kartoffelanbau sind kupferhaltige Spritzmittel für Bio-Landwirte aber mangels Alternativen weiterhin unverzichtbar.
Sowohl beim Einsatz von im Öko-Landbau zugelassenen Spritzmitteln als auch beim Einsatz chemisch-synthetischer Mittel arbeiten Landwirte nicht willkürlich, sondern nach vorgeschriebener Sachkunde. Über jede Anwendung führen sie gründlich Buch und werden von den Behörden streng überprüft. Dabei arbeiten sie stets nach dem Motto: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.