Pflanzenschutz und Kontrollen

Die Frage, warum Pflanzenschutz notwendig ist, treibt viele Bürgerinnen und Bürger um: Ein Großteil der Verbrauchenden hat Angst vor Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln – das belegen regelmäßig Umfragen. Dabei sind unsere Lebensmittel sicher wie nie: Innerhalb der globalen Landwirtschaft sind in Europa die Standards für Entwicklung, Zulassung und Nutzung von Pflanzenschutzmitteln weltweit am strengsten. In unserem Faktencheck erklären wir den langen Weg eines Pflanzenschutzmittels vom Labor auf die Felder. Dass im Bereich Pflanzenschutz Kontrollen an der Tagesordnung sind, ist für alle Beteiligten vom Forschenden bis zum Anwender selbstverständlich.

Am Anfang steht die Forschung: Die Pflanzenmedizin ist immer auf der Suche nach neuen Wirkstoffen und innovativen Lösungen. Pflanzen gesund zu erhalten bedeutet letztlich, den Menschen gesund zu erhalten. Bedingt durch verschiedenste Faktoren, wie unter anderem die Globalisierung oder den Klimawandel, treten ständig neue, bislang unbekannte Pflanzenkrankheiten auf. Neue Schädlinge wandern ein, bekannte Schädlinge und Unkräuter entwickeln sich weiter und werden resistent gegen bisherige Schutzmaßnahmen. Für die Pflanzenmedizinerinnen und -mediziner bedeutet das, permanent neue Wirkstoffe und bessere Produkte entwickeln zu müssen. Und das ist keine Sache von wenigen Wochen oder Monaten, sondern von vielen Jahren.

Unangemeldete Kontrollen der Landwirtschaftsbetriebe

Die Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland werden durch unangemeldete behördliche Betriebskontrollen überprüft. Das Kontrollprogramm wird unter der Geschäftsführung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) von der Arbeitsgemeinschaft Pflanzenschutzmittelkontrolle (AG PMK) mit Fachleuten der Bundesländer koordiniert. Mitarbeitende der Landesbehörden überprüfen beispielsweise, ob die eingesetzten Pflanzenschutzgeräte frei von Mängeln sind, ob nur zugelassene Pflanzenschutzmittel korrekt zur Anwendung kommen, oder ob die Landwirtinnen und Landwirte einen gültigen Sachkundenachweis besitzen.

Lebensmittel werden in den Laboren der Verarbeitungsunternehmen, des Handels und der amtlichen Lebensmittelüberwachung außerdem „bis ins Molekül“ durchleuchtet. Beanstandete Ware gelangt in der Regel gar nicht erst in die Supermarkt-Regale. Ein bundesweites Lebensmittel-Monitoring prüft darüber hinaus regelmäßig, ob und in welchem Umfang Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln nachweisbar sind.

Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln nicht generell gefährlich

Laut Verbrauchermonitor, einer regelmäßigen Befragung durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), sehen Verbrauchende Pflanzenschutzmittelrückstände als eines der größten gesundheitlichen Risiken überhaupt. Das liegt daran, dass viele Verbrauchende glauben, Lebensmittel dürften grundsätzlich keine Pflanzenschutzmittelrückstände enthalten, da diese immer eine Gesundheitsgefahr bedeuteten. Das ist eine falsche Annahme.

Innerhalb sehr strikter Grenzen sind Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln zulässig und nach modernstem Wissenstand gesundheitlich vollkommen unbedenklich. Diese Grenzwerte werden europaweit einzeln für jeden Wirkstoff festgelegt und beinhalten immer einen großen Sicherheitspuffer: Sie müssen um ein Hundertfaches die Dosis unterschreiten, bei der die empfindlichste getestete Tierart eine messbare Reaktion zeigte. Übertragen auf den Straßenverkehr würde das bedeuten:

Wenn eine Fahrerin oder ein Fahrer mit 100 km/h unterwegs ist, müsste sie oder er hinter ihm einen Sicherheitsabstand von fünf Kilometern einhalten.

Selbst minimale Rückstandsgehalte sind messbar

Für die Umweltchemikerinnen und -chemiker der Pflanzenschutzindustrie ist es kein Problem, minimale Rückstandsgehalte zu messen und nachzuweisen: Sie sind es gewohnt, im Nano- und Pikogrammbereich zu arbeiten. Auf diesem Niveau ließe sich sogar ein einziges Stück Würfelzucker mit einem Gewicht von drei Gramm im Wasser des Bodensees (48 Billionen Liter) nachweisen.

Ein anschauliches Beispiel liefert eine Studie aus dem Jahr 2016, die Glyphosat-Rückstände in den 14 beliebtesten deutschen Biersorten vermeldete. Viele deutsche Medien schlugen daraufhin Alarm. Müssen deutsche Verbrauchende auf Bier verzichten? Natürlich nicht: Die gefundene Menge an Glyphosat im Bier war so gering, dass diese für den Menschen erst ab einem täglichen Bierkonsum von 1000 Litern gesundheitlich bedenklich würde.

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