„Schau ins Feld!“ 2024 – Pflanzenschutz sichtbar machen und Verständnis schaffen

Es geht wieder los: Im Rahmen der Mitmach-Aktion „Schau ins Feld!“ gehen auch 2024 deutschlandweit über 1.000 Landwirtinnen und Landwirte an die Öffentlichkeit. Mit sogenannten Nullparzellen und Infotafeln am Feldrand wird die Bedeutung von Pflanzenschutz für sichere Erträge und die Erzeugung gesunder und hochwertiger Nahrungsmittel veranschaulicht. Ziel ist es, das Geschehen auf dem Feld transparent zu machen und mit dem Expertenwissen der Teilnehmenden mehr Verständnis für die landwirtschaftliche Praxis zu schaffen.

Bei „Schau ins Feld!“ verzichten die Teilnehmenden in einem für Passantinnen und Passanten gut sichtbaren Teil ihrer Äcker auf jegliche Pflanzenschutzmaßnahmen. Diese Nullparzellen kennzeichnen sie mit einem Schild, das Informationen zur Aktion bereithält und zum Dialog einlädt. Bereits nach einiger Zeit der Vegetation lassen sich in den Nullparzellen die ersten Folgen erkennen, vor allem im direkten Vergleich zum Rest des Feldes: Unkräuter, Krankheiten und Schädlinge breiten sich aus. Am Ende der Saison stehen deutlich geringere und minderwertigere Erträge zu Buche.

Im Rahmen der Mitmach-Aktion geht es zunehmend auch um weitere Themen des integrierten Pflanzenbaus. Zum Beispiel werden neben den verschiedenen Bausteinen des Pflanzenschutzes auch die Pflanzenernährung, Biostimulanzien, der Einsatz digitaler Lösungen oder etwa Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt thematisiert. Gleichzeitig geraten neue Herausforderungen durch zunehmende klimatische Veränderungen und politische Regulierung ins Blickfeld. 

Aber nicht nur die Themenvielfalt, sondern auch die kostenlosen Materialien  der „Pflanzenschützer“ haben sich erweitert: Neben der klassischen „Schau!“-Tafel, gibt es inzwischen auch Biodiversitäts-Infotafeln, eine neue Info-Broschüre, Aktionsmaterialien und Give-aways. Außerdem liefern Kommunikationsworkshops hilfreiche Tipps für die eigene Öffentlichkeitsarbeit von Landwirtinnen und Landwirten.

„Schau ins Feld!“-Teilnehmende können bis Ende April 2024 mit etwas Glück einen 100-€-Gutschein der Firma Engelbert Strauss gewinnen, indem sie weitere Landwirtinnen und Landwirte für die Aktion begeistern (Teilnahmebedingungen). Mitmachen lohnt sich!

Zum nächsten Fakt

Ehrung der „Pflanzenschützer des Jahres 2023“ auf der Grünen Woche

Gleich zu Beginn der Grünen Woche 2024 stand am Messestand des IVA ein wichtiger Termin an: die Ehrung der „Pflanzenschützer des Jahres 2023“. Ausgezeichnet wurden zwei Landwirte aus dem 1.000-Kopf-starken Netzwerk von „Die Pflanzenschützer“, die sich im Laufe des letzten Jahres besonders engagiert haben.

Pflanzenschützer des Jahres 2023: Roni Schneichel und Torsten Reim

Torsten Reim aus Hessen ist inzwischen zu einem zuverlässigen Ansprechpartner bei Fragen rund um den digitalen Ackerbau geworden. Er stand uns in den vergangenen Jahren für Interviews, allgemeine Rückfragen zur modernen Landwirtschaft und Videodrehs zur Verfügung. „Digitale Tools sind für mich wichtig, weil sie Landwirtinnen und Landwirten die Chance bieten, effizienter und nachhaltiger zu arbeiten“, beschreibt Torsten Reim seine Motivation. „Mit weniger Input kann man mehr Output erreichen“.

Auch Roni Schneichel aus Rheinland-Pfalz wurde „Pflanzenschützer des Jahres 2023“. Er hat das Projektbüro der Pflanzenschützer die gesamte Saison über regelmäßig mit Fotos seiner Nullparzellen sowie seiner Biodiversitätsmaßnahmen versorgt. Außerdem berichtete er uns im Interview von seinen Erfahrungen zu digitalen Gelbschalen, die er schon in der Testphase ausprobieren konnte. „Ich freue mich sehr über die Ehrung, da hier honoriert wird, was Landwirtinnen und Landwirte für den Umweltschutz und eine sichere Ernährung tun“, erklärt Roni Schneichel. „Ich appelliere an alle Kolleginnen und Kollegen bei ‚Schau ins Feld!‘ mitzumachen, um so mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten und zu erklären, warum Pflanzenschutz notwendig ist und wie er angewandt wird.“

Als Dank für die tatkräftige Unterstützung haben wir die beiden Landwirte für ein Wochenende nach Berlin zur Grünen Wochen 2024 eingeladen, inklusive An- und Abreise sowie Hotelübernachtung. Auch auf diesem Weg noch einmal herzlichen Dank für alles!

Gerne möchten wir bei dieser Gelegenheit alle Landwirtinnen und Landwirte auch für die neue Saison motivieren, sich im Rahmen der „Pflanzenschützer“ aktiv zu beteiligen. Ihr könnt gerne wieder eine oder mehrere Nullparzellen am Feldrand einplanen, um eure wertvolle Arbeit sichtbar zu machen. Schickt uns dazu Fotos oder kurze Videos und vielleicht habt hier im nächsten Jahr das Glück, ein Wochenende in Berlin zu verbringen. Es lohnt sich auf jeden Fall, mitzumachen!

Zum nächsten Fakt

„Der Einsatz und nicht die Anschaffung von digitalen Systemen muss gefördert werden.“

Stefan Stiene ist Professor für Intelligente Agrarsysteme an der Hochschule Osnabrück. Im Interview schildert er seinen Blick auf den Stand der Digitalisierung der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland, auf Potenziale und derzeitige Hemmnisse.

 

Wie steht es um den Digitalisierungsgrad der land- wirtschaftlichen Betriebe in Deutschland? Wird das Potenzial der digitalen Systeme voll ausgeschöpft?
Der Digitalisierungsgrad in landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland variiert mit Betriebsgröße und entsprechenden wirtschaftlichen Ressourcen. Größere Betriebe haben tendenziell mehr Ressourcen, um in digitale Systeme zu investieren und sie voll auszuschöpfen, sodass sie auch leichter ökonomisch sinnvoll einsetzbar sind. Insgesamt wird das Potenzial bereits vorhandener digitaler Lösungen aber nicht voll genutzt. Die Gründe dafür sind vielfältig – fehlende Interoperabilität, notwendige Investitionen in unsicheren Zeiten mit häufig variierenden Randbedingungen sowie Fragen der Aus- und Weiterbildung.

Stefan Stiene, Professor für Intelligente Agrarsysteme an der Hochschule Osnabrück

Wie sieht es im Rest der Welt aus – bei welchen Aspekten kann Deutschland, kann Europa, sich ein Vorbild an anderen Ländern bei der digitalen Transformation der Landwirtschaft nehmen?
Das föderale System in Deutschland ist ein starkes Hemmnis für die Digitalisierung. Hier könnten wir uns von verschiedenen Ländern, zum Beispiel Japan, die Schaffung eines zentralen Portals abschauen. Dieses stellt die wertvollen Daten, die in der öffentlichen Hand zu Boden, Wetter, etc. vorliegen, kostenfrei zur Verfügung. Andere Beispiele sind das Antragswesen und die Dokumentationspflichten. In Deutschland gibt es aktuell verschiedene Systeme, sodass der Landwirtinnen und Landwirte teilweise händisch und mit erheblichem Arbeitsaufwand dieselben Daten mehrfach eingeben müssen.

Auch bei der Förderung von neuen Technologien wie Agrarrobotik gibt es Unterschiede. In Frankreich etwa, gibt es dafür große Förderprogramme. Dort kommen Systeme früh in die Praxis und die Betriebe können bereits erste Erfahrungen sammeln, auch wenn die Systeme vielleicht noch nicht wirtschaftlich sind.

 

Werden angehende Landwirtinnen und Landwirte in der Ausbildung ausreichend auf die vielfältigen Anforderungen und Möglichkeiten der Digitalisierung vorbereitet?
In meiner Wahrnehmung nicht. Investitionen in Digitalisierung und hoch automatisierte Landtechnik erfordern, dass man diese Technologien versteht und so den Nutzen für den eigenen Betrieb abschätzen kann. Hier müssen entsprechende Themen in die Lehrpläne integriert werden, insbesondere bei Berufsschulen. Auch die Kombination von Reallaboren, in denen man neueste Technik anfassen und ausprobieren kann, mit Aus- und Weiterbildung, halte ich für zielführend.

 

Was muss passieren, um bei Landwirtinnen und Landwirten die Akzeptanz für digitale Systeme zu erhöhen und welche Rolle spielt die Politik dabei?
Politik muss zuallererst einmal stabile Rahmenbedingungen schaffen. Wenn Landwirtinnen und Landwirte sich nicht sicher sein können, ob es nächstes Jahr schon wieder neue Regelungen gibt, ist die Motivation sehr gering, Geld und Zeit in digitale Systeme zu investieren. Daneben muss – und das ist mir wichtig – der tatsächliche Einsatz dieser Systeme gefördert werden und nicht die Anschaffung. Dementsprechend sollten auch Weiterbildungsprogramme aufgebaut und gefördert werden. Wichtig ist auch, dass Landwirtinnen und Landwirte nicht das Gefühl bekommen, durch Digitalisierung zum gläsernen Betrieb zu werden. Hier muss es für den Betrieb eine einfache Möglichkeit geben zu überblicken und zu steuern, wer die eigenen Daten zu welchem Zweck erhält.

 

KI ist aktuell das heiße Thema. Die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz scheinen endlos – in welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für die Landwirtschaft?
Künstliche Intelligenz kann vielfältig eingesetzt werden – insbesondere zur Interpretation von Sensordaten. Anwendungen können beispielsweise darin liegen, dass man aus Drohnenüberflügen exakte Informationen über Reifegrad, Ertrag, Anzahl, Position von Spontanvegetation, etc. erhält. Daneben ist die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln durch gezieltes, pflanzengenaues Ausbringen ein realistisches Szenario mit bereits existierenden Produkten.

Spannend wird aus meiner Sicht, zu schauen, wie groß das Potenzial von Sprachmodellen wie ChatGPT für die Landwirtschaft ist. Es gibt erste Startups, die versuchen diese Modelle gezielt mit Agrarwissen zu erweitern – und zwar dahingehend, dass das Sprachmodell als Beratungsassistent in einem landwirtschaftlichen Betrieb eingesetzt werden kann.

 

Welche weiteren Forschungsprojekte und Entwicklungen im Bereich digitaler Pflanzenbau finden Sie derzeit besonders spannend?
Es gibt aktuell einige Projekte wie beispielsweise AgriDataSpace oder die Industrieinitiative AgIn, die in Richtung Agrardatenräume und Interoperabilität arbeiten. Dies sind wichtige Grundlagenprojekte, um die Digitalisierung in der Landwirtschaft voranzutreiben. Reiner Datenaustausch erzeugt aber erstmal noch keinen wirklichen Mehrwert für landwirtschaftliche Betriebe. Es sind vielmehr digitale Produkte, die auf Basis dieser Daten entwickelt werden können. Spannende Projekte in diesem Bereich sind die vom BMWK [Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz] geförderten Projekte Agri-Gaia und NaLamKI. Agri-Gaia entwickelt ein Ökosystem, mit dem KI-Verfahren leichter und damit kostengünstiger entwickelt werden können. Das Schwesterprojekt NaLamKI erzeugt ein Portal, in dem landwirtschaftlichen Betrieben KI-Verfahren zur Verfügung gestellt werden.

Auch agrifoodTEF ist ein sehr spannendes EU-Projekt. Hier sollen Test- und Validierungsumgebungen in Europa geschaffen werden, innerhalb derer Firmen leichter Produkte entwickeln können, die auf KI und Robotik basieren. Ziel ist, dass aus der Spitzenforschung in Europa mehr Produkte mit einem entsprechenden Nutzen in der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie resultieren.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Prof. Stiene

Zum nächsten Fakt

„Digitalisierung bedeutet für viele Betriebe eine neue Art zu arbeiten.“

Viele digitale Lösungen haben sich in der Landwirtschaft bereits etabliert. Andere werden bislang vor allem durch fehlende Spezialisten und Schulungsangebote ausgebremst. Prof. Patrick Noack ist Leiter des Kompetenzzentrums für Digitale Agrarwirtschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Er forscht seit über 20 Jahren zu den Potenzialen von neuen Technologien in der Landwirtschaft. Im Interview berichtet er von derzeitigen Hemmnissen und zukünftigen Potenzialen für die Digitaltechnik im Ackerbau.

 

Digitaltechnik wird in der Landwirtschaft bereits vielfältig eingesetzt, darunter automatisierte Lenksysteme sowie Sensoren zur Messung des Nährstoffgehalts oder der Temperatur im Boden (siehe hierzu auch unsere Interviews mit Prof. Griepentrog sowie Prof. Ruckelshausen). Welche weiteren digitalen Lösungen haben sich in den vergangenen Jahren in der Praxis etabliert – vor allem im Hinblick auf den integrierten Pflanzenbau?
Durchgesetzt haben sich bisher vor allem die Technologien, die von Boden und Kultur unabhängig sind und einfache Entscheidungen treffen (links/rechts, an/aus). Hier sind einerseits die Lenksysteme zu nennen, mit denen Überlappungen und Fehlstellen weitestgehend vermieden werden, sodass vor allem im Pflanzenschutz die Wirkstoffe optimal eingesetzt werden können.

Prof. Dr. Patrick Noack, Leiter des Kompetenzzentrums für Digitale Agrarwirtschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Aber auch die Teilbreitenschaltungssysteme, die einzelne Teilbreiten oder Düsen von Pflanzenschutzspritzen automatisch ein- und ausschalten, sind in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen, vor allem auf kleinen und unregelmäßig geformten Schlägen. Richtig angewendet können sie sogar für die automatische Einhaltung von Abstandsauflagen genutzt werden (z. B. mithilfe von PAM und OPAL).

Hochinteressant ist auch die automatische Erkennung von Beikräutern auf Bildern. Sie stellt die Grundlage für das Spot Spraying dar, mit dem Pflanzenschutzmittel nur dort ausgebracht werden, wo eine Notwendigkeit besteht. In diesem Zusammenhang sind auch neue Ansätze zur Messung der Biodiversität relevant, mit denen die Wirkung von Maßnahmen besser beurteilt werden kann.

 

Läuft die Implementierung digitaler Präzisionslandwirtschaft in der Geschwindigkeit, die Sie erwartet haben? Welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung digitaler Tools für Landwirtschaftsbetriebe?
Gerade bezüglich der teilflächenspezifischen Bewirtschaftung (Aussaat, Düngung) sind aus pflanzenbaulicher Sicht noch viele Fragen offen. Neben den pflanzenbaulichen Herausforderungen ist die Technik an der einen oder anderen Stelle noch nicht ausgereift oder zu kompliziert zu bedienen.

Meine Beobachtung ist, dass die meisten Landwirte auf Unterstützung durch Spezialisten angewiesen sind, wenn sie die Technologien effizient einsetzen wollen. Und von den Spezialisten gibt es zu wenige.

Wir müssen uns die Betriebe mit ihrer Ausstattung (Personal, Maschinen, Fläche) genau ansehen und dann entscheiden welche Technologie geeignet ist, um das Arbeiten zu vereinfachen.

 

Woran liegt es, dass die bereits vorhandenen digitalen Lösungen in der Landwirtschaft nicht flächendeckend umgesetzt werden?
Ausgewählte Lösungen werden (fast) flächendeckend und unabhängig von der Betriebsgröße genutzt: dazu gehören Lenksysteme und Teilbreitenschaltungen. Woran es fehlt sind Schulungen und die Unterstützung bei praktischen Problemen. Digitalisierung bedeutet für viele Betriebe eine neue Art zu arbeiten. Hierbei ist Begleitung unerlässlich.

 

Bei welchen digitalen Lösungen sehen Sie selbst das vielversprechendste Potenzial?
Die künstliche Intelligenz kann in Zukunft sicherlich viel dazu beitragen, dass Entscheidungen einfacher und besser getroffen werden können. Ein gutes Beispiel sind Chatbot-basierte Beratungssysteme („ChatGPT“), die mit gesetzlichen Auflagen und Verordnungen gefüttert, einfache Antworten auf einfache Fragen geben können.

Wenn eine Zusammenarbeit bei der Erfassung von Daten für das Training von KI gelingt (z. B. globale Bilddatenbank mit Unkräutern), kann die Fehlerrate zukünftig wahrscheinlich erheblich reduziert werden: die Modelle werden dann gut und stabil, wenn ihnen sehr viele und korrekte Datensätze „gezeigt“ werden.

KI ist dann stark, wenn die Daten eine für den Menschen nicht mehr übersehbare Vielfalt annehmen. Durch das Verschneiden von Wetter- und Bodenfeuchtemesswerten, Satellitenaufnahmen und Bewirtschaftungsdaten aus Ackerschlagkarteien könnte eine neue Datenquelle für die Beratung abgeleitet werden.

 

Ein Blick in die Glaskugel: Wie wird sich die Digitalisierung in der Landwirtschaft in den nächsten fünf Jahren weiterentwickeln?
Es muss gelingen, den Mehrwert neuer Lösungen zu vermitteln, die Komplexität zu reduzieren und die Unterstützung von Landwirten auszubauen, damit die Situation nicht stagniert.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Prof. Noack

Zum nächsten Fakt

„Pflanzenschützer des Jahres 2023“ gesucht!

Pflanzenschutz ist ein erklärungsbedürftiges Thema. Aus diesem Grund gibt es „Die Pflanzenschützer“ und die dazugehörige Mitmachaktion „Schau ins Feld!“. Jedes Jahr werden einige der teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte, die sich während der Saison in besonderem Maße engagiert haben, für ihren Einsatz ausgezeichnet.

Jetzt bewerben und Tickets für die IGW 2024 gewinnen

Die gesamte „Pflanzenschützer“-Community ist herzlich eingeladen, sich über das unten verlinkte Formular als „Pflanzenschützer des Jahres“ zu bewerben. Wir wählen zwei engagierte Teilnehmende aus und laden sie zu einem Besuch auf die Internationale Grüne Woche 2024 nach Berlin ein (inkl. Messeticket, Kostenübernahme für die An- und Abreise sowie Unterkunft).

Auf den Acker geschaut

Inzwischen gehören mehr als 1.000 Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Deutschland dem „Pflanzenschützer“-Netzwerk an. Sie legen ein oder mehrere „Schau!-Fenster“ am Feldrand, an der Obstwiese oder dem Weinberg an und stellen Infotafeln zu Biodiversität oder Zwischenfrüchten auf, um in den Dialog mit der Presse sowie mit Verbraucherinnen und Verbrauchern zu treten. So schaffen sie Aufmerksamkeit für Themen rund um den integrierten Pflanzenbau: für die verschiedenen Bausteine des Pflanzenschutzes, die sachgemäße Anwendung von Pflanzenschutzmaßnahmen, aber auch für andere relevante Themen wie Pflanzenernährung, Pflanzenzüchtung, Digitalisierung oder Biodiversität.

Die Teilnehmenden machen sichtbar, was sie im Laufe der Saison auf dem Acker machen, um ihre Pflanzen zu schützen und eine ausreichende Ernte zu sichern. Um die Reichweite für „Schau ins Feld!“ zu erhöhen, senden sie uns regelmäßig Fotos oder Videos und greifen die Aktion auch auf ihren eigenen Kanälen auf. Viele Teilnehmende nutzen Hoffeste oder anderen Veranstaltungen vor Ort, um mit Interessierten in den Austausch zu kommen. Hier unterstützen die Aktionsmaterialien der „Pflanzenschützer“ oder die Info-Broschüre Pflanzenschutz beim Einstieg in komplexe Themen.

Zum nächsten Fakt

Pflanzenschutz im Obstbau – Besondere Herausforderungen

Wenn im Herbst Äpfel und Birnen reif sind, ernten die Landwirtinnen und Landwirte wortwörtlich die „Früchte ihrer Arbeit“. In Deutschland wird auf fast 73.000 Hektar Obst angebaut; auf fast zwei Dritteln davon wachsen Äpfel, die beliebteste Frucht der Deutschen.

Der Obstbau unterscheidet sich von anderen Kulturpflanzen vor allem dadurch, dass die Pflanzen nicht einjährig, sondern oft bis zu 15 Jahre oder sogar länger auf den Flächen stehen. Breiten sich Krankheiten und Schädlinge aus, schwächt dies die Pflanzen nachhaltig und führt zu starken Einbußen bei der Ernte.

Beste Voraussetzungen schaffen

Der ganzheitliche Pflanzenschutz beginnt im Obstbau präventiv.

Unter Präventivmaßnahmen fällt bereits die Züchtung. Durch die Auswahl besonders robuster Sorten, die an das Klima und die Wetterbedingungen angepasst sind, schaffen Landwirtinnen und Landwirte optimale Startbedingungen für die Pflanzen. Bestimmt Züchtungen sind dann auch besser gewappnet gegen Schädlinge und Krankheiten.

Obstbäume und -sträucher werden nur in seltenen Fällen direkt aus Samen oder Stecklingen gezogen und dann in die Felder gepflanzt. Meistens werden die Pflanzen veredelt, indem der obere Teil der Pflanze, dessen Eigenschaften für die Frucht gewünscht werden, mit dem unteren Teil einer anderen Pflanze verbunden wird. Auf diese Weise wird die Stärke des Wurzelwerks der einen Sorte mit der Fruchtqualität der anderen Sorte kombiniert.

Auch die Bodengesundheit spielt im Obstbau eine wichtige Rolle, denn eine gezielte Nährstoffzufuhr stellt ein gesundes Wachstum der Obstbäume sicher. Bei Äpfeln können z. B. Stippigkeit (von außen erkennbar durch braune Flecken auf der Schale) und Glasigkeit (im Bereich des Fruchtfleisches sind die Äpfel durscheinend) durch eine ausreichende Nährstoffversorgung in der Wachstumsphase vermieden werden.

Genauso stellt Frost eine Gefahr dar. Landwirtinnen und Landwirte haben hier leider nur begrenzte Möglichkeiten, ihre Pflanzen zu schützen. Dieser Schutz ist primär im Frühjahr notwendig, wenn die empfindlichen Blüten der Bäume durch Spätfröste Schaden nehmen können. Eine Frostschutzberegnung kann hier eine Möglichkeit sein. Auch können Frostkerzen aufgestellt werden. Diese heben die Umgebungstemperatur weit genug an, um ein Abfrieren in kritischen Nächten zu verhindern.

Regelmäßige Kontrollen sind Pflicht

Im Obstbau sind Kontrollen auf Krankheiten und Schädlinge Pflicht. Treten Krankheiten wie Mehltau oder Schorf auf, muss die Ausbreitung möglichst schnell eingedämmt werden. Mit Blick auf die Schädlinge unterscheiden sich diese entsprechend der Pflanzenart. Apfelbäume müssen rund um den Schlupfzeitraum der Apfelwicklerraupe besonders stark kontrolliert werden. Bei Birnenbäumen stellen Birnengallmücken und Birnenblattsauger eine besondere Gefahr dar. Kirschblattläuse, Frostspanner und Kirschfruchtfliegen fühlen sich auf Kirschbäumen wohl.

Wenn Befall festgestellt wird

Wird Befall festgestellt, müssen schnell entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Damit gute Erträge erzielt und der Bedarf gedeckt werden kann, setzen konventionell arbeitende Landwirtinnen und Landwirte im Obstbau auf eine Mischung verschiedener chemischer, technischer und biologischer Maßnahmen, die im Zusammenspiel eine hohe Wirksamkeit erzielen. Im Obstbau kommen an biologischen Pflanzenschutzmaßnahmen vor allem Fallen, räuberische Nützlinge oder Sexualhormone zur Verwirrung und Bekämpfung der Schädlinge zum Einsatz.

Eine Pheromonfalle hilft mittels Duftstoffen bei der Schädlingskontrolle
Eine Pheromonfalle hilft mittels Duftstoffen bei der Schädlingskontrolle

Klimawandel als Herausforderung

Mit dem Voranschreiten des Klimawandels steigt auch die Belastung im Obstbau. Denn die Sensibilität vieler Obstpflanzen zeigt sich besonders dramatisch durch veränderte Ausgangsbedingungen.

  • Die höheren Temperaturen im Frühling führen zu einer früheren Blüte und damit verbunden dem Risiko von Frostschäden bei späten Kälteeinbrüchen.
  • Trockenheit im Sommer führt bei den feuchtigkeitsbedürftigen Bäumen zu erhöhtem Bewässerungsbedarf und einem Rückgang der Ernte bei ausbleibender Bewässerung.
  • Durch die erhöhte Sonneneinstrahlung leiden die Früchte unter Sonnenbrandschäden und verderben im schlimmsten Fall.
  • Milde Winter helfen Schädlingen beim Überwintern.

Zusätzlich zu den wetterbedingten Problemen wachsen auch der Schädlings- und Krankheitsdruck im Obstanbau. Denn die Bäume sind durch den erhöhten Stress noch anfälliger für Krankheiten wie Mehltau. Schädlinge profitieren von längeren Sommern und milden Wintern und finden in den geschwächten Bäumen ideale Bedingungen vor. Auch invasive Schädlinge wie die marmorierte Baumwanze fühlen sich auf deutschen Obstplantagen mittlerweile wohl und verstärken den Druck auf die Pflanzenschutzmaßnahmen.

Was bringt die Zukunft im Obstbau?

Als Unterstützung können im Obstanbau auch Biostimulanzien zum Einsatz kommen. Huminstoffe, Mikroorganismen und andere Biostimulanzien helfen den Obstbäumen bei der Nährstoffaufnahme aus dem Boden sowie die Widerstandsfähigkeit und Qualität zu verbessern. Sie helfen z. B. beim Aufbau einer größeren Stressresistenz gegenüber großer Hitze und Trockenheit.

Mit Blick auf die zunehmende Trockenheit sind aktuell KI-Systeme in der Entwicklung, die selbst entscheiden können, wo wie viel Wasser benötigt wird.

Zum nächsten Fakt

„Schau ins Feld!“ 2023 – Warum moderner Pflanzenschutz notwendig ist

Der Startschuss für die neue Saison ist gefallen. Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Deutschland machen auch in diesem Jahr wieder auf die Bedeutung eines ganzheitlichen Pflanzenbaus aufmerksam. Die kostenlose Mitmach-Aktion „Schau ins Feld!“ ist ein Aufruf zum sachlichen Dialog über das komplexe und häufig kontrovers diskutierte Thema Pflanzenschutz.

Bei „Schau ins Feld!“ zeigen die Teilnehmenden, warum die moderne Landwirtschaft auf einen integrierten Pflanzenbau setzt. So wird erklärt, dass beim Anbau von Getreide, Obst und Gemüse zahlreiche Aspekte perfekt ineinandergreifen müssen, um ausreichend gesunde und qualitativ hochwertige Lebensmittel erzeugen zu können. Dazu zählen etwa die Wahl der richtigen Sorte, eine bedarfsgerechte Pflanzenernährung sowie der verantwortungsvolle und sachkundige Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen. Dabei setzt sich die Aktion auch mit aktuellen Problemfeldern und Zielkonflikten sowie mit entsprechenden Lösungsansätzen auseinander. Zum Beispiel geht es um die Frage, wie sich hohe Flächenproduktivität und gezielte Biodiversitätsförderung in Einklang bringen lassen und welche Rolle digitale Tools dabei spielen können.

Im letzten Jahr verzeichnete „Schau ins Feld!“ deutschlandweit mehr als 900 Teilnehmende. Diese legten an vielgenutzten Wegen – am Rande ihrer Felder, Weinberge oder Obstplantagen – mehr als 1.800 sogenannter „Schau!-Fenster“ an. In diesen Nullparzellen wird auch 2023 wieder auf jegliche Formen des Pflanzenschutzes verzichtet, um die Folgen für die Entwicklung und Ernte der angebauten Kulturpflanzen aufzuzeigen. Eine kostenlos bestellbare Info-Tafel schafft Aufmerksamkeit und erklärt die Aktion.

Zum nächsten Fakt

Mineraldünger für gezielte Nährstoffversorgung

Sobald die Temperaturen steigen, beginnen die Pflanzen zu wachsen. Für eine gesunde Entwicklung und damit gute Erträge und hohe Qualität der Erzeugnisse brauchen Kulturpflanzen eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen. Mineraldünger eignen sich besonders gut, um eine Nährstoffversorgung zu ermöglichen, die exakt an den jeweiligen Bedarf angepasst ist.

Gesunde Pflanzen benötigen ausreichend Nährstoffe

Pflanzen nehmen die Nährstoffe, die sie zum Wachsen benötigen, in Wasser gelöst über ihre Wurzeln aus dem Boden auf. Sechs Hauptnährstoffe sind besonders wichtig: Stickstoff (wird am meisten benötigt), Phosphor, Kalium, Schwefel, Calcium und Magnesium. Doch auch die Verfügbarkeit der Spurenstoffe (wie Bor oder Molybdän) ist essenziell. Der genaue Nährstoffbedarf der Kulturpflanzen ist über die Wachstumsphase gut erforscht. Dabei unterscheiden sich der Nährstoffbedarf und die Verfügbarkeit der im Boden vorhandenen Nährstoffe. Die Konzentration und auch die Verfügbarkeit einzelner Nährstoffe variiert je nach Standort. Synthetisch hergestellte Mineraldünger können diese unterschiedlichen Anforderungen gut abdecken, da sie den Pflanzen nach ihrer Ausbringung die richtigen Nährstoffe zur richtigen Zeit, in der richtigen Form und in der richtigen Menge zur Verfügung stellen.

Unterschiedliche Dünger je nach Bedarf der Kulturen

Landwirtinnen und Landwirte ermitteln den Nährstoffgehalt des Bodens und gleichen ihn mit dem Nährstoffbedarf der angebauten Pflanzen ab. Die fehlenden Nährstoffe werden dem Boden über unterschiedliche Dünger zugeführt. Neben den Mineraldüngern sind das die organischen Dünger, die auch Wirtschaftsdünger genannt werden. Aus Sicht des integrierten Pflanzenbaus empfiehlt sich meist eine Kombination aus beiden.

Organische Dünger umfassen Gülle, Mist, Jauche und Gärreste. Sie werden sowohl im ökologischen als auch im konventionellen Pflanzenbau eingesetzt. Im besten Fall stammen sie aus der eigenen Tierhaltung oder zumindest aus der näheren Umgebung. Organische Dünger enthalten die wichtigsten Pflanzennährstoffe (Stickstoff, Phosphat, Kalium und Magnesium), je nach Tierart in etwas unterschiedlichen Konzentrationen. Nährstoffe aus organischen Düngern sind nach der Ausbringung größtenteils nicht sofort für die Pflanzen verfügbar und müssen zuerst von den im Boden vorhandenen Mikroorganismen in mineralische Formen umgesetzt werden. Bei diesen Prozessen kann es zu hohen Verlusten in Form von Ammoniak und Lachgas, aber auch von Nitrat kommen.

Chemisch-synthetische bzw. mineralische Dünger werden nur in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt. Sie bieten den Vorteil, dass ihre Zusammensetzung sehr homogen und ihr Nährstoffgehalt genau bekannt ist. Im Gegensatz zu organischen Düngemitteln können Mineraldünger die Pflanzen besonders bedarfsgerecht und verlustarm mit Nährstoffen versorgen, aufgrund ihrer hohen, unmittelbaren Pflanzenverfügbarkeit, Dosierbarkeit und Effizienz. So lässt sich eine Unter- oder Überversorgung mit bestimmten Nährstoffen besser vermeiden. Der Einsatz sogenannter Inhibitoren bei stickstoffhaltigen Düngemitteln reduziert die Emissionen von Treibhausgasen (z. B. Lachgas) zusätzlich.

Teilflächenspezifische Bewirtschaftung ermöglicht ideale Pflanzenversorgung

Am genauesten können mineralische Dünger in Kombination mit sensorgestützten digitalen Systemen ausgebracht werden: Mit Satelliten-, Drohnenbildern oder Sensoren am Traktor werden für die einzelnen Bereiche einer Ackerfläche sogenannte Zonenkarten mit dem jeweiligen Nährstoffbedarf erstellt. Mit diesen stellen Landwirtinnen und Landwirte also fest, wo und mit welcher Intensität gedüngt werden muss. So kommen die Nährstoffe noch zielgerichteter und bedarfsgerechter bei den Pflanzen an. Zudem werden die eingesetzten Nährstoffmengen direkt in digitalen Ackerschlagkarteien dokumentiert.

Beim Einsatz von organischen Düngern wie Gülle ist die Teilflächenapplikation derzeit komplizierter, da ein zusätzlicher Sensor zunächst den Nährstoffgehalt der Gülle messen muss. In Zukunft wird es aber möglich sein, auch organische Dünger noch exakter auszubringen. Zu einer effizienten Verwertung der Nährstoffe können außerdem Biostimulanzien (z. B. in Form von Mikroorganismen oder Humin- und Fulvosäuren) beitragen.

Zum nächsten Fakt

Anwendung von Pflanzenschutzmitteln: Sicherheit von Mensch und Umwelt geht vor

Schon bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln werden hohe Anforderungen an ihre Anwendungssicherheit und Umweltverträglichkeit gestellt. Dennoch können chemische Pflanzenschutzmittel bei falscher Handhabung Gesundheitsrisiken bergen. Daher ist eine sachgerechte Anwendung extrem wichtig. Entsprechend viel Wert wird auf eine gute Schulung von landwirtschaftlichem Personal gelegt: Wer Pflanzenschutzmittel anwendet, muss eine entsprechende Sachkunde nachweisen. Dazu gehören neben der sachgemäßen Anwendung auch Aspekte wie die sichere Lagerung, die Verwendung der richtigen Schutzkleidung und die vorschriftsmäßige Entsorgung von Verpackungen und Restmengen.

Strenge Richtlinien sorgen für Sicherheit

Pflanzenschutzmittel werden in der EU ähnlich streng reguliert wie Arzneimittel. Sie werden nicht nur auf ihre Wirksamkeit und Pflanzenverträglichkeit geprüft, sondern auch auf mögliche unerwünschte Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt. Nur Mittel, die den hohen Sicherheitsstandards entsprechen, werden zugelassen.

Pflanzenschutzwirkstoffe und -mittel werden vor der Zulassung von vier unabhängigen Bundesbehörden geprüft und bewertet.

Trotz strenger Vorgaben bei der Zulassung ist die richtige Anwendung entscheidend, um einerseits die erwünschte Wirkung zu erreichen und andererseits unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden. Pflanzenschutzmittel müssen in Deutschland nach „guter fachlicher Praxis“ angewendet werden. Diese umfasst klare Vorgaben für die korrekte Verwendung von Pflanzenschutzmitteln: von der Wahl des passenden Wirkstoffs über die richtige Dosierung bis zur Dokumentation der Maßnahmen. Um sicherzustellen, dass Landwirtinnen und Landwirte wirklich Expertinnen und Experten für die Anwendung sind, müssen sie ihr Wissen alle drei Jahre in anerkannten Fortbildungslehrgängen auffrischen und den erforderlichen Sachkundenachweis erlangen. Nur dann dürfen sie Pflanzenschutzmittel kaufen und anwenden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) überprüft, ob die strengen Vorgaben eingehalten werden und nimmt regelmäßig Betriebe und Pflanzenschutzgeräte genauer unter die Lupe – Beanstandungen gibt es dabei kaum.

Beispielfragen aus der Prüfung zum Sachkundenachweis für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln

Bei Bodenherbiziden erfolgt die Wirkstoffaufnahme überwiegend über die Wurzel, z. T. auch über das Blatt. Welche Faktoren sind beim Einsatz dieser Präparate ausschlaggebend?*

a) Bodenfeuchtigkeit, Ton- und Humusgehalt des Bodens
b) Sonnenscheindauer
c) Temperatur zur Zeit der Anwendung

Für den Abstand der Düsen am Spritzgestänge von der Zielfläche (Boden oder Pflanzendach) wird eine bestimmte Höhe gefordert. Wo liegt diese bei den 110-Grad-Flachstrahldüsen?**

a) 100 cm
b) 50 cm
c) 30 cm

Der offizielle Sachkundenachweis: Garantie für die Kompetenz des Landwirts

Lösungen *a) **b)

Der Tank einer Pflanzenschutzspritze ist zu etwa 99,7% mit Wasser gefüllt.

Sorgfältige Vorbereitung der Anwendung

Zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln finden sich auf den Produkten umfassende Sicherheitshinweise der Hersteller. Vor der Anwendung der Mittel werden zunächst die erforderliche Schutzausrüstung und die genutzten Gerätschaften auf ihre Funktionstüchtigkeit und Kalibrierung überprüft. Bei der Vorbereitung und Anwendung der Mittel muss unbedingt auf zertifizierte Schutzkleidung, wie etwa Handschuhe, Schutzbrille, Stiefel oder Maske geachtet werden. Je nach Einsatz muss die Schutzausrüstung den Standards zum Umgang mit unverdünnten Produkten oder dem anwendungsfertigen Mittel entsprechen (Weitere Infos zur Persönlichen Schutzausrüstung im Pflanzenschutz).

Die eingesetzten Mittel sind in der Regel hoch konzentriert und werden im Tank der Spritzgeräte mit großen Mengen Wasser verdünnt. Was auf dem Feld ausgebracht wird, ist zu knapp 99,7 Prozent Wasser. Die erforderlichen Mengen der Pflanzenschutzmittel müssen dabei genauestens abgemessen werden, um die gewünschte Wirkung der Mittel zu erzielen, den Restmengenanteil so gering wie möglich zu halten sowie ihre Umweltverträglichkeit sicherzustellen.  Auf dem Weg vom Hof zum Feld muss weiterhin gewährleistet sein, dass alle Ventile und Düsen absolut dicht sind und keine Mittel ungewollt austreten können.

Sichere Anwendung auf dem Feld

Bei der Anwendung der Mittel auf dem Feld wird dafür gesorgt, dass sie möglichst zielgenau ausgebracht werden und damit nur dort landen, wo sie auch wirken sollen. Das spart einerseits teure Betriebsmittel und sorgt außerdem dafür, dass die Umwelt geschont wird. Technische Vorrichtungen an den Pflanzenschutzspritzen, wie driftreduzierende Düsen, sollen verhindern, dass die Mittel bei Wind verweht werden („Abdrift“). Zudem müssen Sicherheitsabstände zu benachbarten Wohnflächen und die gesetzlichen Vorgaben zum Schutz von Gewässern und Bienen eingehalten werden. Je nach Kategorie der Traktorkabine sollten Landwirte auch während der Ausbringung der Mittel weiterhin Schutzausrüstung tragen. Denn nicht alle Kabinen sind vollständig dicht und somit für den Anwender sicher.

Sicherheit auch nach der Anwendung 

Nach der Anwendung werden die eingesetzten Geräte und die getragene Schutzausrüstung gründlich gereinigt (Weitere Infos zur Reinigung von Spritz- und Sprühgeräten). Das Reinigungswasser darf anschließend nicht in die Kanalisation oder in Oberflächengewässer gelangen. Daher sollte eine Reinigung nie auf versiegelten Flächen erfolgen, sondern nur auf begrünten, biologisch aktiven Flächen, wo die Restmengen der Pflanzenschutzmittel in kurzer Zeit durch Mikroorganismen abgebaut werden. Dazu gibt es unterschiedliche Systeme mit sogenannten Biofiltern (Weitere Infos über Biologische Reinigungsverfahren). In Deutschland werden nur Mittel zugelassen, die sich innerhalb kürzester Zeit im Boden abbauen.

Leere Behälter oder Restmengen von Pflanzenschutzmitteln, die beispielsweise keine Zulassung mehr haben, müssen fachgerecht entsorgt werden. Hierfür haben die Hersteller der Produkte zentrale Rücknahmesysteme etabliert, die Landwirtinnen und Landwirte nutzen können. Unbrauchbare Mittel können über das PRE-System (Pflanzenschutzmittel Rücknahme und Entsorgung) meist zu festen Terminen an unterschiedlichen Sammelpunkten in ganz Deutschland zurückgegeben werden. Leere Behälter mit entsprechender Kennzeichnung nehmen die Hersteller über das PAMIRA-System (Packmittel Rücknahme Agrar) ebenfalls zu festen Terminen an deutschlandweiten Sammelstellen zurück.

Zum nächsten Fakt

Herbstzeit ist Pflanzenschutzzeit

Gefühlt ist die Ernte gerade erst abgeschlossen, auf manchen Feldern stehen noch die letzten Stoppeln und doch sieht man schon wieder Pflanzenschutzspritzen auf den Feldern. Das Ausbringen chemischer Pflanzenschutzmittel im Herbst hat allerdings ganz einfache Gründe: Die ersten Winterungen sind bereits ausgesät und die jungen Pflanzen sind vor allem im Anfangsstadium sehr empfindlich. Mit Pflanzenschutz wird die Konkurrenz durch Unkräuter gemindert, um den Kulturpflanzen noch vor dem Winter einen Wachstumsvorsprung zu verschaffen. Außerdem werden die jungen Pflanzen vor Schädlingen und Krankheitserregern geschützt.

Schadinsekten im Raps: So klein und doch so schädlich

Neben Wintergetreide ist Raps die wichtigste Winterkultur. Doch kaum ist der Raps in der Erde müssen die ersten Vorkehrungen für sein Überleben getroffen werden. Denn mit dem Auflaufen der Pflanzen werden auch die ersten Schädlinge wie Rapserdflöhe und Kohltriebrüssler aktiv. Um den Zuflug der Schädlinge und das Erreichen einer kritischen Schadschwelle besser kontrollieren zu können, werden schon direkt nach der Aussaat sogenannte Gelbschalen aufgestellt. Mit ihrer gelben Farbe locken sie die Insekten an und helfen dabei, das Ausmaß des Befalls zu messen.

Der drei bis viereinhalb Millimeter lange, blauschwarz glänzende Rapserdfloh mag die warmen und sonnigen Herbsttage. Er kann die Pflanzen bis Ende Oktober befallen. Die kleinen Käfer fressen dabei kleine, runde Löcher in die Blätter – dies kann der Raps aber in der Regel gut kompensieren. Größere Schäden richten die knapp sieben Millimeter großen und sechsbeinigen Larven an. Sie fressen Gänge durch die Rapsstängel, die dann bei Frost aufplatzen und abfrieren können. Wenn sich die Larven zu weit vorfressen, können Totalausfälle der Ernte drohen.

Bereits im Frühherbst befällt der Rapserdfloh die jungen Rapspflanzen.

Ein weiterer häufig vorkommender Schädling ist der Schwarze Kohltriebrüssler mit seinen roten Füßen und hellen Schuppen an der Unterseite. Dieser Käfer befällt die Rapsfelder ab Mitte September. Er ist zwar kleiner als der Rapserdfloh, aber dafür umso schädlicher. Nachdem der Schwarze Kohltriebrüssler seine Eier auf der Pflanze abgelegt hat, bohren sich die beinlosen Larven in den Stängel der jungen Rapspflanze. Sollten die Pflanzen den Winter und Frost überstehen, verkümmern sie meist im Frühjahr, da der Haupttrieb vollständig abstirbt. Hinzu kommen Sekundarinfektionen durch Pilzkrankheiten, denen die geschwächten Pflanzen wenig entgegensetzen können.

Um einen Befall zu vermeiden und die verbliebenen Larven in den Stoppeln zu bekämpfen, wird unter anderem auf gute Feldhygiene nach der Rapsernte geachtet. Bei akutem Befall hilft nur der Einsatz eines Insektizids. Die Stärke des Befalls wird über die Gelbschalen und das Schadbild im Bestand, also die bereits sichtbaren Schäden, erfasst. Wichtig ist dabei eine Bekämpfung noch vor der Eiablage.

Gerade einmal 2 - 3,5 mm wird der Schwarze Kohltriebrüssler lang – doch insbesondere seine Larven richten erheblichen Schaden im Raps an.

Phoma: Die Rapskrankheit

Neben den direkten Schäden durch Insekten stellt auch eine Phoma-Infektion ein erhebliches Risiko für die Rapsbestände dar. Die Pilzkrankheit wird auch Wurzelhals- und Stängelfäule genannt und kann zu erheblichen Ertragsverlusten führen. Erste Symptome lassen sich bereits im Herbst anhand von gelb-braunen Flecken mit grauem Zentrum auf den Blättern erkennen. Gelangen die Sporen des Pilzes in die Blattadern, sieht man schon bald braune Flecken am Wurzelhals und Stängelgrund und die Pflanze stirbt schließlich ab. Die Schäden, die der Rapserdfloh und Kohltriebrüssler an den Pflanzen verursachen, begünstigen das Eindringen der Sporen in die Pflanze. Die Bekämpfung dieser Schädlinge ist also gleichzeitig eine wichtige Maßnahme gegen das Auftreten einer Pilzinfektion.

Eine nachträgliche Fungizid-Behandlung ist zwar möglich, allerdings nicht immer erfolgreich. Umso wichtiger sind auch vorbeugende ackerbauliche Maßnahmen. Dazu zählen etwa eine abwechslungsreiche Fruchtfolge sowie die Feldhygiene auf nahegelegenen Altrapsschlägen, um eine Übertragung auf die neu angelegte Kultur zu verhindern. Außerdem ist es wichtig, geprüftes, pilzfreies Saatgut zu verwenden und bei der Sortenwahl auf resistente Sorten zu setzen.

Blattläuse als Virenüberträger im Getreide

Auch das junge Wintergetreide ist anfällig für Schaderreger. So kommt es im Herbst häufig zur Übertragung von Pflanzenviren. Unter anderem sind Blattläuse dafür verantwortlich. Bedeutende Viren sind das Gelbverzwergungsvirus und das Gelbmosaikvirus. Einmal auf die Pflanzen übertragen, lassen sie sich nicht mehr bekämpfen. Um eine Ausbreitung zu verhindern, ist also nur die Bekämpfung der Läuse möglich, da diese die Viren übertragen.

Der Befall mit dem Verzwergungsvirus zeigt sich oft nesterförmig. Häufig sind schon im Herbst erste Symptome sichtbar: Die Blätter färben sich gelb und das Wachstum der Pflanzen wird gehemmt. Schließlich bleiben Längenwachstum und Ährenbildung im Frühjahr aus. Die Folgen des Gelbmosaikvirus sind ähnlich, zeigen sich aber häufig erst im Frühjahr.

Vom Verzwergungsvirus befallene Gerste.

Ungerne gesehen – Ungräser und Unkräuter

Bestimmte Unkräuter und Ungräser aus dem Bestand zu entfernen, ist häufig gar nicht so einfach. Ackerfuchsschwanz und Windhalm vermehren sich stark und stellen schnell eine echte Konkurrenz für die jungen Kulturpflanzen dar. Die Ungras-Samen keimen bereits im Herbst fast vollständig aus. Wartet man bis zum Frühjahr, haben die Gräser jede Menge Zeit, sich zu etablieren und zu festigen. Gerade deshalb ist die frühzeitige Behandlung bereits im Herbst sinnvoll. Nur so können sich die Getreidebestände vor dem Winter ausreichend entwickeln.

Zudem können im Herbst zur Bekämpfung noch sogenannte Bodenherbizide eingesetzt werden. Sie wirken sehr zuverlässig gegen die jungen Gräser, sobald diese die Pflanzenschutzmittel beim Aufkeimen über ihre Wurzeln aufgenommen haben. Im Frühjahr stehen dann in der Regel nur noch sogenannte Blattherbizide zur Verfügung.  Diese erhöhen jedoch das Risiko von Resistenzen, was die Ausbreitung der Gräser noch weiter begünstigen könnte. Die Herbstbehandlung spart aber auch Wirkstoffe ein, da man die noch jungen Ungräser einfacher kontrollieren kann.

Zum nächsten Fakt