Pflanzenschutz im Obstbau – Besondere Herausforderungen

Wenn im Herbst Äpfel und Birnen reif sind, ernten die Landwirtinnen und Landwirte wortwörtlich die „Früchte ihrer Arbeit“. In Deutschland wird auf fast 73.000 Hektar Obst angebaut; auf fast zwei Dritteln davon wachsen Äpfel, die beliebteste Frucht der Deutschen.

Der Obstbau unterscheidet sich von anderen Kulturpflanzen vor allem dadurch, dass die Pflanzen nicht einjährig, sondern oft bis zu 15 Jahre oder sogar länger auf den Flächen stehen. Breiten sich Krankheiten und Schädlinge aus, schwächt dies die Pflanzen nachhaltig und führt zu starken Einbußen bei der Ernte.

Beste Voraussetzungen schaffen

Der ganzheitliche Pflanzenschutz beginnt im Obstbau präventiv.

Unter Präventivmaßnahmen fällt bereits die Züchtung. Durch die Auswahl besonders robuster Sorten, die an das Klima und die Wetterbedingungen angepasst sind, schaffen Landwirtinnen und Landwirte optimale Startbedingungen für die Pflanzen. Bestimmt Züchtungen sind dann auch besser gewappnet gegen Schädlinge und Krankheiten.

Obstbäume und -sträucher werden nur in seltenen Fällen direkt aus Samen oder Stecklingen gezogen und dann in die Felder gepflanzt. Meistens werden die Pflanzen veredelt, indem der obere Teil der Pflanze, dessen Eigenschaften für die Frucht gewünscht werden, mit dem unteren Teil einer anderen Pflanze verbunden wird. Auf diese Weise wird die Stärke des Wurzelwerks der einen Sorte mit der Fruchtqualität der anderen Sorte kombiniert.

Auch die Bodengesundheit spielt im Obstbau eine wichtige Rolle, denn eine gezielte Nährstoffzufuhr stellt ein gesundes Wachstum der Obstbäume sicher. Bei Äpfeln können z. B. Stippigkeit (von außen erkennbar durch braune Flecken auf der Schale) und Glasigkeit (im Bereich des Fruchtfleisches sind die Äpfel durscheinend) durch eine ausreichende Nährstoffversorgung in der Wachstumsphase vermieden werden.

Genauso stellt Frost eine Gefahr dar. Landwirtinnen und Landwirte haben hier leider nur begrenzte Möglichkeiten, ihre Pflanzen zu schützen. Dieser Schutz ist primär im Frühjahr notwendig, wenn die empfindlichen Blüten der Bäume durch Spätfröste Schaden nehmen können. Eine Frostschutzberegnung kann hier eine Möglichkeit sein. Auch können Frostkerzen aufgestellt werden. Diese heben die Umgebungstemperatur weit genug an, um ein Abfrieren in kritischen Nächten zu verhindern.

Regelmäßige Kontrollen sind Pflicht

Im Obstbau sind Kontrollen auf Krankheiten und Schädlinge Pflicht. Treten Krankheiten wie Mehltau oder Schorf auf, muss die Ausbreitung möglichst schnell eingedämmt werden. Mit Blick auf die Schädlinge unterscheiden sich diese entsprechend der Pflanzenart. Apfelbäume müssen rund um den Schlupfzeitraum der Apfelwicklerraupe besonders stark kontrolliert werden. Bei Birnenbäumen stellen Birnengallmücken und Birnenblattsauger eine besondere Gefahr dar. Kirschblattläuse, Frostspanner und Kirschfruchtfliegen fühlen sich auf Kirschbäumen wohl.

Wenn Befall festgestellt wird

Wird Befall festgestellt, müssen schnell entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Damit gute Erträge erzielt und der Bedarf gedeckt werden kann, setzen konventionell arbeitende Landwirtinnen und Landwirte im Obstbau auf eine Mischung verschiedener chemischer, technischer und biologischer Maßnahmen, die im Zusammenspiel eine hohe Wirksamkeit erzielen. Im Obstbau kommen an biologischen Pflanzenschutzmaßnahmen vor allem Fallen, räuberische Nützlinge oder Sexualhormone zur Verwirrung und Bekämpfung der Schädlinge zum Einsatz.

Eine Pheromonfalle hilft mittels Duftstoffen bei der Schädlingskontrolle
Eine Pheromonfalle hilft mittels Duftstoffen bei der Schädlingskontrolle

Klimawandel als Herausforderung

Mit dem Voranschreiten des Klimawandels steigt auch die Belastung im Obstbau. Denn die Sensibilität vieler Obstpflanzen zeigt sich besonders dramatisch durch veränderte Ausgangsbedingungen.

  • Die höheren Temperaturen im Frühling führen zu einer früheren Blüte und damit verbunden dem Risiko von Frostschäden bei späten Kälteeinbrüchen.
  • Trockenheit im Sommer führt bei den feuchtigkeitsbedürftigen Bäumen zu erhöhtem Bewässerungsbedarf und einem Rückgang der Ernte bei ausbleibender Bewässerung.
  • Durch die erhöhte Sonneneinstrahlung leiden die Früchte unter Sonnenbrandschäden und verderben im schlimmsten Fall.
  • Milde Winter helfen Schädlingen beim Überwintern.

Zusätzlich zu den wetterbedingten Problemen wachsen auch der Schädlings- und Krankheitsdruck im Obstanbau. Denn die Bäume sind durch den erhöhten Stress noch anfälliger für Krankheiten wie Mehltau. Schädlinge profitieren von längeren Sommern und milden Wintern und finden in den geschwächten Bäumen ideale Bedingungen vor. Auch invasive Schädlinge wie die marmorierte Baumwanze fühlen sich auf deutschen Obstplantagen mittlerweile wohl und verstärken den Druck auf die Pflanzenschutzmaßnahmen.

Was bringt die Zukunft im Obstbau?

Als Unterstützung können im Obstanbau auch Biostimulanzien zum Einsatz kommen. Huminstoffe, Mikroorganismen und andere Biostimulanzien helfen den Obstbäumen bei der Nährstoffaufnahme aus dem Boden sowie die Widerstandsfähigkeit und Qualität zu verbessern. Sie helfen z. B. beim Aufbau einer größeren Stressresistenz gegenüber großer Hitze und Trockenheit.

Mit Blick auf die zunehmende Trockenheit sind aktuell KI-Systeme in der Entwicklung, die selbst entscheiden können, wo wie viel Wasser benötigt wird.

Zum nächsten Fakt

„Schau ins Feld!“ 2023 – Warum moderner Pflanzenschutz notwendig ist

Der Startschuss für die neue Saison ist gefallen. Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Deutschland machen auch in diesem Jahr wieder auf die Bedeutung eines ganzheitlichen Pflanzenbaus aufmerksam. Die kostenlose Mitmach-Aktion „Schau ins Feld!“ ist ein Aufruf zum sachlichen Dialog über das komplexe und häufig kontrovers diskutierte Thema Pflanzenschutz.

Bei „Schau ins Feld!“ zeigen die Teilnehmenden, warum die moderne Landwirtschaft auf einen integrierten Pflanzenbau setzt. So wird erklärt, dass beim Anbau von Getreide, Obst und Gemüse zahlreiche Aspekte perfekt ineinandergreifen müssen, um ausreichend gesunde und qualitativ hochwertige Lebensmittel erzeugen zu können. Dazu zählen etwa die Wahl der richtigen Sorte, eine bedarfsgerechte Pflanzenernährung sowie der verantwortungsvolle und sachkundige Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen. Dabei setzt sich die Aktion auch mit aktuellen Problemfeldern und Zielkonflikten sowie mit entsprechenden Lösungsansätzen auseinander. Zum Beispiel geht es um die Frage, wie sich hohe Flächenproduktivität und gezielte Biodiversitätsförderung in Einklang bringen lassen und welche Rolle digitale Tools dabei spielen können.

Im letzten Jahr verzeichnete „Schau ins Feld!“ deutschlandweit mehr als 900 Teilnehmende. Diese legten an vielgenutzten Wegen – am Rande ihrer Felder, Weinberge oder Obstplantagen – mehr als 1.800 sogenannter „Schau!-Fenster“ an. In diesen Nullparzellen wird auch 2023 wieder auf jegliche Formen des Pflanzenschutzes verzichtet, um die Folgen für die Entwicklung und Ernte der angebauten Kulturpflanzen aufzuzeigen. Eine kostenlos bestellbare Info-Tafel schafft Aufmerksamkeit und erklärt die Aktion.

Zum nächsten Fakt

Mineraldünger für gezielte Nährstoffversorgung

Sobald die Temperaturen steigen, beginnen die Pflanzen zu wachsen. Für eine gesunde Entwicklung und damit gute Erträge und hohe Qualität der Erzeugnisse brauchen Kulturpflanzen eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen. Mineraldünger eignen sich besonders gut, um eine Nährstoffversorgung zu ermöglichen, die exakt an den jeweiligen Bedarf angepasst ist.

Gesunde Pflanzen benötigen ausreichend Nährstoffe

Pflanzen nehmen die Nährstoffe, die sie zum Wachsen benötigen, in Wasser gelöst über ihre Wurzeln aus dem Boden auf. Sechs Hauptnährstoffe sind besonders wichtig: Stickstoff (wird am meisten benötigt), Phosphor, Kalium, Schwefel, Calcium und Magnesium. Doch auch die Verfügbarkeit der Spurenstoffe (wie Bor oder Molybdän) ist essenziell. Der genaue Nährstoffbedarf der Kulturpflanzen ist über die Wachstumsphase gut erforscht. Dabei unterscheiden sich der Nährstoffbedarf und die Verfügbarkeit der im Boden vorhandenen Nährstoffe. Die Konzentration und auch die Verfügbarkeit einzelner Nährstoffe variiert je nach Standort. Synthetisch hergestellte Mineraldünger können diese unterschiedlichen Anforderungen gut abdecken, da sie den Pflanzen nach ihrer Ausbringung die richtigen Nährstoffe zur richtigen Zeit, in der richtigen Form und in der richtigen Menge zur Verfügung stellen.

Unterschiedliche Dünger je nach Bedarf der Kulturen

Landwirtinnen und Landwirte ermitteln den Nährstoffgehalt des Bodens und gleichen ihn mit dem Nährstoffbedarf der angebauten Pflanzen ab. Die fehlenden Nährstoffe werden dem Boden über unterschiedliche Dünger zugeführt. Neben den Mineraldüngern sind das die organischen Dünger, die auch Wirtschaftsdünger genannt werden. Aus Sicht des integrierten Pflanzenbaus empfiehlt sich meist eine Kombination aus beiden.

Organische Dünger umfassen Gülle, Mist, Jauche und Gärreste. Sie werden sowohl im ökologischen als auch im konventionellen Pflanzenbau eingesetzt. Im besten Fall stammen sie aus der eigenen Tierhaltung oder zumindest aus der näheren Umgebung. Organische Dünger enthalten die wichtigsten Pflanzennährstoffe (Stickstoff, Phosphat, Kalium und Magnesium), je nach Tierart in etwas unterschiedlichen Konzentrationen. Nährstoffe aus organischen Düngern sind nach der Ausbringung größtenteils nicht sofort für die Pflanzen verfügbar und müssen zuerst von den im Boden vorhandenen Mikroorganismen in mineralische Formen umgesetzt werden. Bei diesen Prozessen kann es zu hohen Verlusten in Form von Ammoniak und Lachgas, aber auch von Nitrat kommen.

Chemisch-synthetische bzw. mineralische Dünger werden nur in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt. Sie bieten den Vorteil, dass ihre Zusammensetzung sehr homogen und ihr Nährstoffgehalt genau bekannt ist. Im Gegensatz zu organischen Düngemitteln können Mineraldünger die Pflanzen besonders bedarfsgerecht und verlustarm mit Nährstoffen versorgen, aufgrund ihrer hohen, unmittelbaren Pflanzenverfügbarkeit, Dosierbarkeit und Effizienz. So lässt sich eine Unter- oder Überversorgung mit bestimmten Nährstoffen besser vermeiden. Der Einsatz sogenannter Inhibitoren bei stickstoffhaltigen Düngemitteln reduziert die Emissionen von Treibhausgasen (z. B. Lachgas) zusätzlich.

Teilflächenspezifische Bewirtschaftung ermöglicht ideale Pflanzenversorgung

Am genauesten können mineralische Dünger in Kombination mit sensorgestützten digitalen Systemen ausgebracht werden: Mit Satelliten-, Drohnenbildern oder Sensoren am Traktor werden für die einzelnen Bereiche einer Ackerfläche sogenannte Zonenkarten mit dem jeweiligen Nährstoffbedarf erstellt. Mit diesen stellen Landwirtinnen und Landwirte also fest, wo und mit welcher Intensität gedüngt werden muss. So kommen die Nährstoffe noch zielgerichteter und bedarfsgerechter bei den Pflanzen an. Zudem werden die eingesetzten Nährstoffmengen direkt in digitalen Ackerschlagkarteien dokumentiert.

Beim Einsatz von organischen Düngern wie Gülle ist die Teilflächenapplikation derzeit komplizierter, da ein zusätzlicher Sensor zunächst den Nährstoffgehalt der Gülle messen muss. In Zukunft wird es aber möglich sein, auch organische Dünger noch exakter auszubringen. Zu einer effizienten Verwertung der Nährstoffe können außerdem Biostimulanzien (z. B. in Form von Mikroorganismen oder Humin- und Fulvosäuren) beitragen.

Zum nächsten Fakt

Anwendung von Pflanzenschutzmitteln: Sicherheit von Mensch und Umwelt geht vor

Schon bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln werden hohe Anforderungen an ihre Anwendungssicherheit und Umweltverträglichkeit gestellt. Dennoch können chemische Pflanzenschutzmittel bei falscher Handhabung Gesundheitsrisiken bergen. Daher ist eine sachgerechte Anwendung extrem wichtig. Entsprechend viel Wert wird auf eine gute Schulung von landwirtschaftlichem Personal gelegt: Wer Pflanzenschutzmittel anwendet, muss eine entsprechende Sachkunde nachweisen. Dazu gehören neben der sachgemäßen Anwendung auch Aspekte wie die sichere Lagerung, die Verwendung der richtigen Schutzkleidung und die vorschriftsmäßige Entsorgung von Verpackungen und Restmengen.

Strenge Richtlinien sorgen für Sicherheit

Pflanzenschutzmittel werden in der EU ähnlich streng reguliert wie Arzneimittel. Sie werden nicht nur auf ihre Wirksamkeit und Pflanzenverträglichkeit geprüft, sondern auch auf mögliche unerwünschte Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt. Nur Mittel, die den hohen Sicherheitsstandards entsprechen, werden zugelassen.

Pflanzenschutzwirkstoffe und -mittel werden vor der Zulassung von vier unabhängigen Bundesbehörden geprüft und bewertet.

Trotz strenger Vorgaben bei der Zulassung ist die richtige Anwendung entscheidend, um einerseits die erwünschte Wirkung zu erreichen und andererseits unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden. Pflanzenschutzmittel müssen in Deutschland nach „guter fachlicher Praxis“ angewendet werden. Diese umfasst klare Vorgaben für die korrekte Verwendung von Pflanzenschutzmitteln: von der Wahl des passenden Wirkstoffs über die richtige Dosierung bis zur Dokumentation der Maßnahmen. Um sicherzustellen, dass Landwirtinnen und Landwirte wirklich Expertinnen und Experten für die Anwendung sind, müssen sie ihr Wissen alle drei Jahre in anerkannten Fortbildungslehrgängen auffrischen und den erforderlichen Sachkundenachweis erlangen. Nur dann dürfen sie Pflanzenschutzmittel kaufen und anwenden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) überprüft, ob die strengen Vorgaben eingehalten werden und nimmt regelmäßig Betriebe und Pflanzenschutzgeräte genauer unter die Lupe – Beanstandungen gibt es dabei kaum.

Beispielfragen aus der Prüfung zum Sachkundenachweis für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln

Bei Bodenherbiziden erfolgt die Wirkstoffaufnahme überwiegend über die Wurzel, z. T. auch über das Blatt. Welche Faktoren sind beim Einsatz dieser Präparate ausschlaggebend?*

a) Bodenfeuchtigkeit, Ton- und Humusgehalt des Bodens
b) Sonnenscheindauer
c) Temperatur zur Zeit der Anwendung

Für den Abstand der Düsen am Spritzgestänge von der Zielfläche (Boden oder Pflanzendach) wird eine bestimmte Höhe gefordert. Wo liegt diese bei den 110-Grad-Flachstrahldüsen?**

a) 100 cm
b) 50 cm
c) 30 cm

Der offizielle Sachkundenachweis: Garantie für die Kompetenz des Landwirts

Lösungen *a) **b)

Der Tank einer Pflanzenschutzspritze ist zu etwa 99,7% mit Wasser gefüllt.

Sorgfältige Vorbereitung der Anwendung

Zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln finden sich auf den Produkten umfassende Sicherheitshinweise der Hersteller. Vor der Anwendung der Mittel werden zunächst die erforderliche Schutzausrüstung und die genutzten Gerätschaften auf ihre Funktionstüchtigkeit und Kalibrierung überprüft. Bei der Vorbereitung und Anwendung der Mittel muss unbedingt auf zertifizierte Schutzkleidung, wie etwa Handschuhe, Schutzbrille, Stiefel oder Maske geachtet werden. Je nach Einsatz muss die Schutzausrüstung den Standards zum Umgang mit unverdünnten Produkten oder dem anwendungsfertigen Mittel entsprechen (Weitere Infos zur Persönlichen Schutzausrüstung im Pflanzenschutz).

Die eingesetzten Mittel sind in der Regel hoch konzentriert und werden im Tank der Spritzgeräte mit großen Mengen Wasser verdünnt. Was auf dem Feld ausgebracht wird, ist zu knapp 99,7 Prozent Wasser. Die erforderlichen Mengen der Pflanzenschutzmittel müssen dabei genauestens abgemessen werden, um die gewünschte Wirkung der Mittel zu erzielen, den Restmengenanteil so gering wie möglich zu halten sowie ihre Umweltverträglichkeit sicherzustellen.  Auf dem Weg vom Hof zum Feld muss weiterhin gewährleistet sein, dass alle Ventile und Düsen absolut dicht sind und keine Mittel ungewollt austreten können.

Sichere Anwendung auf dem Feld

Bei der Anwendung der Mittel auf dem Feld wird dafür gesorgt, dass sie möglichst zielgenau ausgebracht werden und damit nur dort landen, wo sie auch wirken sollen. Das spart einerseits teure Betriebsmittel und sorgt außerdem dafür, dass die Umwelt geschont wird. Technische Vorrichtungen an den Pflanzenschutzspritzen, wie driftreduzierende Düsen, sollen verhindern, dass die Mittel bei Wind verweht werden („Abdrift“). Zudem müssen Sicherheitsabstände zu benachbarten Wohnflächen und die gesetzlichen Vorgaben zum Schutz von Gewässern und Bienen eingehalten werden. Je nach Kategorie der Traktorkabine sollten Landwirte auch während der Ausbringung der Mittel weiterhin Schutzausrüstung tragen. Denn nicht alle Kabinen sind vollständig dicht und somit für den Anwender sicher.

Sicherheit auch nach der Anwendung 

Nach der Anwendung werden die eingesetzten Geräte und die getragene Schutzausrüstung gründlich gereinigt (Weitere Infos zur Reinigung von Spritz- und Sprühgeräten). Das Reinigungswasser darf anschließend nicht in die Kanalisation oder in Oberflächengewässer gelangen. Daher sollte eine Reinigung nie auf versiegelten Flächen erfolgen, sondern nur auf begrünten, biologisch aktiven Flächen, wo die Restmengen der Pflanzenschutzmittel in kurzer Zeit durch Mikroorganismen abgebaut werden. Dazu gibt es unterschiedliche Systeme mit sogenannten Biofiltern (Weitere Infos über Biologische Reinigungsverfahren). In Deutschland werden nur Mittel zugelassen, die sich innerhalb kürzester Zeit im Boden abbauen.

Leere Behälter oder Restmengen von Pflanzenschutzmitteln, die beispielsweise keine Zulassung mehr haben, müssen fachgerecht entsorgt werden. Hierfür haben die Hersteller der Produkte zentrale Rücknahmesysteme etabliert, die Landwirtinnen und Landwirte nutzen können. Unbrauchbare Mittel können über das PRE-System (Pflanzenschutzmittel Rücknahme und Entsorgung) meist zu festen Terminen an unterschiedlichen Sammelpunkten in ganz Deutschland zurückgegeben werden. Leere Behälter mit entsprechender Kennzeichnung nehmen die Hersteller über das PAMIRA-System (Packmittel Rücknahme Agrar) ebenfalls zu festen Terminen an deutschlandweiten Sammelstellen zurück.

Zum nächsten Fakt

Herbstzeit ist Pflanzenschutzzeit

Gefühlt ist die Ernte gerade erst abgeschlossen, auf manchen Feldern stehen noch die letzten Stoppeln und doch sieht man schon wieder Pflanzenschutzspritzen auf den Feldern. Das Ausbringen chemischer Pflanzenschutzmittel im Herbst hat allerdings ganz einfache Gründe: Die ersten Winterungen sind bereits ausgesät und die jungen Pflanzen sind vor allem im Anfangsstadium sehr empfindlich. Mit Pflanzenschutz wird die Konkurrenz durch Unkräuter gemindert, um den Kulturpflanzen noch vor dem Winter einen Wachstumsvorsprung zu verschaffen. Außerdem werden die jungen Pflanzen vor Schädlingen und Krankheitserregern geschützt.

Schadinsekten im Raps: So klein und doch so schädlich

Neben Wintergetreide ist Raps die wichtigste Winterkultur. Doch kaum ist der Raps in der Erde müssen die ersten Vorkehrungen für sein Überleben getroffen werden. Denn mit dem Auflaufen der Pflanzen werden auch die ersten Schädlinge wie Rapserdflöhe und Kohltriebrüssler aktiv. Um den Zuflug der Schädlinge und das Erreichen einer kritischen Schadschwelle besser kontrollieren zu können, werden schon direkt nach der Aussaat sogenannte Gelbschalen aufgestellt. Mit ihrer gelben Farbe locken sie die Insekten an und helfen dabei, das Ausmaß des Befalls zu messen.

Der drei bis viereinhalb Millimeter lange, blauschwarz glänzende Rapserdfloh mag die warmen und sonnigen Herbsttage. Er kann die Pflanzen bis Ende Oktober befallen. Die kleinen Käfer fressen dabei kleine, runde Löcher in die Blätter – dies kann der Raps aber in der Regel gut kompensieren. Größere Schäden richten die knapp sieben Millimeter großen und sechsbeinigen Larven an. Sie fressen Gänge durch die Rapsstängel, die dann bei Frost aufplatzen und abfrieren können. Wenn sich die Larven zu weit vorfressen, können Totalausfälle der Ernte drohen.

Bereits im Frühherbst befällt der Rapserdfloh die jungen Rapspflanzen.

Ein weiterer häufig vorkommender Schädling ist der Schwarze Kohltriebrüssler mit seinen roten Füßen und hellen Schuppen an der Unterseite. Dieser Käfer befällt die Rapsfelder ab Mitte September. Er ist zwar kleiner als der Rapserdfloh, aber dafür umso schädlicher. Nachdem der Schwarze Kohltriebrüssler seine Eier auf der Pflanze abgelegt hat, bohren sich die beinlosen Larven in den Stängel der jungen Rapspflanze. Sollten die Pflanzen den Winter und Frost überstehen, verkümmern sie meist im Frühjahr, da der Haupttrieb vollständig abstirbt. Hinzu kommen Sekundarinfektionen durch Pilzkrankheiten, denen die geschwächten Pflanzen wenig entgegensetzen können.

Um einen Befall zu vermeiden und die verbliebenen Larven in den Stoppeln zu bekämpfen, wird unter anderem auf gute Feldhygiene nach der Rapsernte geachtet. Bei akutem Befall hilft nur der Einsatz eines Insektizids. Die Stärke des Befalls wird über die Gelbschalen und das Schadbild im Bestand, also die bereits sichtbaren Schäden, erfasst. Wichtig ist dabei eine Bekämpfung noch vor der Eiablage.

Gerade einmal 2 - 3,5 mm wird der Schwarze Kohltriebrüssler lang – doch insbesondere seine Larven richten erheblichen Schaden im Raps an.

Phoma: Die Rapskrankheit

Neben den direkten Schäden durch Insekten stellt auch eine Phoma-Infektion ein erhebliches Risiko für die Rapsbestände dar. Die Pilzkrankheit wird auch Wurzelhals- und Stängelfäule genannt und kann zu erheblichen Ertragsverlusten führen. Erste Symptome lassen sich bereits im Herbst anhand von gelb-braunen Flecken mit grauem Zentrum auf den Blättern erkennen. Gelangen die Sporen des Pilzes in die Blattadern, sieht man schon bald braune Flecken am Wurzelhals und Stängelgrund und die Pflanze stirbt schließlich ab. Die Schäden, die der Rapserdfloh und Kohltriebrüssler an den Pflanzen verursachen, begünstigen das Eindringen der Sporen in die Pflanze. Die Bekämpfung dieser Schädlinge ist also gleichzeitig eine wichtige Maßnahme gegen das Auftreten einer Pilzinfektion.

Eine nachträgliche Fungizid-Behandlung ist zwar möglich, allerdings nicht immer erfolgreich. Umso wichtiger sind auch vorbeugende ackerbauliche Maßnahmen. Dazu zählen etwa eine abwechslungsreiche Fruchtfolge sowie die Feldhygiene auf nahegelegenen Altrapsschlägen, um eine Übertragung auf die neu angelegte Kultur zu verhindern. Außerdem ist es wichtig, geprüftes, pilzfreies Saatgut zu verwenden und bei der Sortenwahl auf resistente Sorten zu setzen.

Blattläuse als Virenüberträger im Getreide

Auch das junge Wintergetreide ist anfällig für Schaderreger. So kommt es im Herbst häufig zur Übertragung von Pflanzenviren. Unter anderem sind Blattläuse dafür verantwortlich. Bedeutende Viren sind das Gelbverzwergungsvirus und das Gelbmosaikvirus. Einmal auf die Pflanzen übertragen, lassen sie sich nicht mehr bekämpfen. Um eine Ausbreitung zu verhindern, ist also nur die Bekämpfung der Läuse möglich, da diese die Viren übertragen.

Der Befall mit dem Verzwergungsvirus zeigt sich oft nesterförmig. Häufig sind schon im Herbst erste Symptome sichtbar: Die Blätter färben sich gelb und das Wachstum der Pflanzen wird gehemmt. Schließlich bleiben Längenwachstum und Ährenbildung im Frühjahr aus. Die Folgen des Gelbmosaikvirus sind ähnlich, zeigen sich aber häufig erst im Frühjahr.

Vom Verzwergungsvirus befallene Gerste.

Ungerne gesehen – Ungräser und Unkräuter

Bestimmte Unkräuter und Ungräser aus dem Bestand zu entfernen, ist häufig gar nicht so einfach. Ackerfuchsschwanz und Windhalm vermehren sich stark und stellen schnell eine echte Konkurrenz für die jungen Kulturpflanzen dar. Die Ungras-Samen keimen bereits im Herbst fast vollständig aus. Wartet man bis zum Frühjahr, haben die Gräser jede Menge Zeit, sich zu etablieren und zu festigen. Gerade deshalb ist die frühzeitige Behandlung bereits im Herbst sinnvoll. Nur so können sich die Getreidebestände vor dem Winter ausreichend entwickeln.

Zudem können im Herbst zur Bekämpfung noch sogenannte Bodenherbizide eingesetzt werden. Sie wirken sehr zuverlässig gegen die jungen Gräser, sobald diese die Pflanzenschutzmittel beim Aufkeimen über ihre Wurzeln aufgenommen haben. Im Frühjahr stehen dann in der Regel nur noch sogenannte Blattherbizide zur Verfügung.  Diese erhöhen jedoch das Risiko von Resistenzen, was die Ausbreitung der Gräser noch weiter begünstigen könnte. Die Herbstbehandlung spart aber auch Wirkstoffe ein, da man die noch jungen Ungräser einfacher kontrollieren kann.

Zum nächsten Fakt

„Pflanzenschützer des Jahres 2022“ gesucht: Jetzt bewerben!

Was genau versteht man eigentlich unter Pflanzenschutz? Welche Bausteine des Pflanzenschutzes gibt es und warum sind sie so wichtig? Die Teilnehmenden der Mitmach-Aktion „Schau ins Feld!“ liefern Antworten auf diese und weitere Fragen. Mithilfe der angelegten Nullparzellen versuchen sie, Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen und darüber mit Verbraucherinnen und Verbrauchern ins Gespräch zu kommen.  

Teilnehmende zeigen, was auf dem Feld passiert

Über 950 Landwirtinnen und Landwirte waren in diesem Jahr deutschlandweit bei „Schau ins Feld!“ dabei. Sie haben sichtbar gemacht, was sie im Laufe der Saison auf dem Acker machen, um ihre Ernte zu sichern: sowohl im persönlichen Gespräch am Feldrand als auch über die sozialen Medien. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben zahlreiche Fotos von ihrer Teilnahme an der Aktion „Schau ins Feld!“ für die Kanäle der Pflanzenschützer aufgenommen oder selbst verbreitet. Einige haben zudem in unserem neuen Format „Direkt vom Feld“ detaillierte Einblicke in die Facetten ihres Berufs gewährt – zum Beispiel zum Einsatz von Biostimulanzien oder digitalen Anbausystemen.

Jetzt bewerben

Auch in diesem Jahr sollen besonders aktive Landwirtinnen und Landwirte wieder für ihr Engagement als „Pflanzenschützer des Jahres“ ausgezeichnet werden. Alle Teilnehmenden an der Aktion sind dazu eingeladen, sich über das unten verlinkte Formular dafür zu bewerben. Die Sieger laden wir zu einem Besuch auf die Internationale Grüne Woche 2023 nach Berlin ein (inkl. Messeticket, Kostenübernahme für die An- und Abreise sowie Unterkunft).

Die Bewerbungsfrist ist abgelaufen.

Zum nächsten Fakt

Was ist dran am Vorwurf Monokultur?

„Mich stören ja die vielen Monokulturen, die man heutzutage überall sieht“. Solche Sätze hören Landwirtinnen und Landwirte nicht selten. Allerdings wird Monokultur oft mit Reinkultur verwechselt. Und eine Monokultur gilt es im Sinne der „guten fachlichen Praxis“ sowie einer wohl überlegten und standortangepassten Fruchtfolgeplanung ohnehin zu vermeiden.

Was ist eigentlich mit dem Begriff Monokultur gemeint?

Mit Monokultur meinen Verbraucherinnen und Verbraucher oft besonders große Felder auf denen nur eine einzige Kulturart wächst. Landwirtinnen und Landwirte würden dabei eher von einer Reinkultur sprechen. Denn der Begriff Monokultur beschreibt den wiederholten Anbau der gleichen Pflanzenart auf derselben Fläche – und das über mehrere Jahre hintereinander. In einigen mehrjährigen Kulturen wie dem Obst- oder Weinbau kommt es unweigerlich dazu, dass sich Bäume und Rebstöcke nicht einfach versetzen lassen. Im Ackerbau steht der mehrjährige Anbau einer Kultur jedoch im Kontrast zu dem, was Landwirtinnen und Landwirte bei der Anbauplanung berücksichtigen: Es wird nämlich im Gegenteil darauf geachtet, dass sich die Art der Frucht möglichst oft abwechselt und der Zeitraum, bis eine bestimmte Kultur wieder angebaut wird, möglichst groß ist. Das bezeichnet man als Fruchtfolgeplanung.

Schädlinge und Krankheiten machen es sich bequem

Dass Monokulturen im verantwortungsvollen Ackerbau vermieden werden, hat gute Gründe. Denn eine Monokultur bringt einige Nachteile mit sich. Wenn eine Pflanze jedes Jahr auf der gleichen Fläche wächst, dann finden Schädlinge nach dem Überwintern auch jedes Jahr die gleichen Wirte, auf die sie spezialisiert sind. Das gilt ebenfalls für Pilze, Viren oder Schadbakterien. Die Fruchtfolge ist in diesem Sinne praktizierter Pflanzenschutz. Damit die Fruchtfolge aber funktioniert, dürfen die Pflanzen nicht zu nah miteinander verwandt sein. Zum Beispiel wird die Kohlhernie von einem Schleimpilz ausgelöst, der sich nicht nur an der Rapswurzel wohlfühlt, sondern auch an der Wurzel des nahverwandten Senfs, vom Weißkohl oder dem Radieschen. Alle vier gehören nämlich zur Gattung der Kohlgewächse (Brassica). Ein weiterer bedeutender Nachteil von Monokulturen ist der Nährstoffverbrauch. Pflanzt man beispielsweise nacheinander immer wieder die gleiche Kulturart an, die viele Nährstoffe benötigt, dann wird der Boden über die Zeit ausgelaugt ­­– auf lange Sicht können die Erträge leiden und es wird ein großer Düngeaufwand notwendig. Außerdem haben es Schädlinge und Krankheiten bei ohnehin geschwächten Pflanzen leichter, sich zu verbreiten. Auch Unkräuter profitieren von ausgelaugten Böden und sorgen für zusätzlichen Arbeitsaufwand, der vermeidbar wäre.

Die Fruchtfolgeplanung sorgt für Abwechslung auf dem Acker

Um diese Nachteile zu vermeiden, kommt eine gut durchdachte und an den jeweiligen Standort angepasste Fruchtfolgeplanung ins Spiel. Eine typische Fruchtfolge zieht sich über vier bis sechs Jahre. Die Dauer der Fruchtfolge hängt dabei vor allem von der Mindestpause zwischen dem Wiederanbau der krankheits- und schädlingsanfälligsten Kultur ab. Beim Weizen muss zum Beispiel nur zwei bis drei Jahre gewartet werden, bis dieser erneut angebaut werden kann. Der Wiederanbau der Erbse kann hingegen schon mal bis zu zehn Jahre pausiert werden.

Die Fruchtfolge kann für positive Effekte auf die einander folgenden Pflanzen sorgen. Eine Leguminose wie der Klee oder die Erbse ist zum Beispiel in der Lage, Stickstoff im Boden einzulagern. Dieser dient dann der folgenden Kultur, wie etwa dem Weizen, als wichtiger Nährstoff. Auch wenn Fruchtfolgen mit mehr Planungsaufwand und einem größeren Einsatz unterschiedlicher Maschinen und Materialien verbunden sind, lohnen sie sich langfristig für die Landwirtschaft. Insbesondere hierzulande bewirtschaften Landwirtinnen und Landwirte ihre Flächen oft in langer Familientradition und achten daher sehr auf die Schonung ihrer Böden. Fruchtbare Flächen sind schließlich ein knappes Gut.

Zum nächsten Fakt

Infoveranstaltung zu Pflanzenschutz im Mais

Bereits seit einigen Jahren schaffen Landwirtin Mareike Heckel und Landwirt Christoph Brühl mit dem Maislabyrinth in Rüdesheim am Rhein ein beliebtes regionales Ausflugsziel für Groß und Klein. Auf rund 70.000 Quadratmetern können die Gäste auch vieles rund um den Maisanbau oder etwa zu den Bausteinen des Pflanzenschutzes im Mais erfahren.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Im Eingangsbereich gibt es Essen und Getränke, Sitzmöglichkeiten und einen kleinen Spielplatz für die jüngeren Gäste. An einigen Wochenenden im August und September finden außerdem abends sogenannte „Wine Walks“ statt. Wer online eins von den begehrten 250 Tickets erwerben konnte, wandert mit Weinglas durchs Labyrinth und verkostet entlang des Weges unterschiedliche Weinsorten.

Ende August veranstalteten „Die Pflanzenschützer“ im Rahmen des Wine Walks eine Infoveranstaltung, um mit Verbraucherinnen und Verbrauchern über das Thema Pflanzenschutz ins Gespräch zu kommen. Als Ansprechpartnerin stand eine AgrarScoutin vom Forum Moderne Landwirtschaft bereit. Zudem konnten die Gäste ein „Mais-Diplom“ machen, verschiedene Getreidesorten erraten und Give-aways mitnehmen. Besonders gefragt waren die neuen Seedcards der Pflanzenschützer, die an ein Gewinnspiel gekoppelt sind.

„Das Interesse war groß“, freut sich die AgrarScoutin Hanna Krautscheid vom Forum Moderne Landwirtschaft. „Viele Besucherinnen und Besucher kamen auf uns zu, um sich zu informieren und den Austausch zu suchen. Es wurden viele Fragen zum Thema Pflanzenschutz gestellt und auch Bedenken geäußert. In den Gesprächen konnten wir diese aber größtenteils aus dem Weg räumen.“ Für Überraschung sorgte auch immer wieder der Fakt, dass Mais im Vergleich zu anderen Kulturen in der Regel am wenigsten Pflanzenschutz benötigt.

Zum nächsten Fakt

Feldhygiene nach der Ernte

Sind die Felder abgeerntet, werden sie nicht einfach sich selbst überlassen. Das Stichwort lautet „Feldhygiene“. Mit den richtigen Maßnahmen können Landwirtinnen und Landwirte schon jetzt einen wichtigen Grundstein legen, um ihren Bestand im kommenden Jahr vor Schädlingen und Unkräutern zu schützen. Dabei kommen vor allem Maßnahmen des acker- und pflanzenbaulichen sowie des mechanischen Pflanzenschutzes zum Einsatz.

Überbleibsel der Vorfrucht

Mit der Ernte soll die zuletzt angebaute Kultur vollständig vom Acker weichen. Die gerade abgeerntete Pflanze bezeichnet man nun als Vorfrucht. Zwar sind moderne Mähdrescher dazu in der Lage, die Ernte so zu dreschen, dass dabei möglichst wenig Erntegut verloren geht. Dennoch landen immer wieder einzelne Körner auf dem Acker. Das geschieht vor allem bei Kulturen mit besonders kleinen Körnern, wie dem Raps. Die auf dem Acker verbleibenden Samen der Vorfrucht würden kurze Zeit nach der Ernte wieder aufkeimen und sich mit der folgenden Frucht vermischen. Das hätte zwei Effekte: Erstens könnte die Vorfrucht dominanter als die Folgekultur sein und die Pflanzenarten würden um Nährstoffe, Wasser und Licht konkurrieren. Zweitens könnte die auf dem Acker verbleibende Vorfrucht die positiven Effekte der Fruchtfolge verringern: Der Landwirt wechselt unterschiedliche Pflanzenarten miteinander ab. Die Fruchtfolge soll vermeiden, dass sich Schädlinge und Krankheiten, die sich auf eine Kultur spezialisiert haben, im Feld halten und weiter vermehren. So lässt sich der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln reduzieren.

Stoppelbearbeitung zum Erosionsschutz

Der erste Schritt nach der Ernte ist die sogenannte Stoppelbearbeitung. Dabei werden die auf dem Acker zurückgebliebenen Stängel und Stoppeln bearbeitet. Die dafür benutzten Geräte ritzen, schneiden und ratschen so über den Boden, dass alle Stängel und die Samen abgebrochen und leicht in den Boden eingearbeitet werden. Die Stängel müssen abgebrochen werden, da sie wie Trink-Strohhalme im Boden stecken und über Kapillarkräfte das Wasser aus dem Boden saugen. Ohne Bearbeitung könnten sie so die Verdunstung begünstigen und den Boden stark austrocknen. Auch die auf dem Feld verbliebenen Samen der Vorfrucht werden bei diesem Schritt eingearbeitet, um optimale Bedingungen für ein Aufkeimen zu schaffen. Ziel ist es nämlich, die Körner vollständig zum Aufkeimen zu bringen, um die unerwünschten Keimlinge dann in einem nächsten Schritt zu beseitigen.

Beseitigung von unerwünschten Pflanzen

Die Keimlinge der Vorfrucht und die Unkräuter, die nun ihre kurzzeitige Chance zum Wachsen hatten, müssen entsprechend beseitigt werden. Dafür gibt es die Möglichkeit des chemischen Pflanzenschutzes und die der mechanischen Bodenbearbeitung. Beide haben entsprechende Vorteile.

Die mechanische Bodenbearbeitung ist vor allem in der ökologischen Landwirtschaft das Mittel der Wahl. Um die Unkräuter und die Überbleibsel der Vorfrucht zu beseitigen, werden die Keimlinge zum Beispiel mitsamt dem Boden mit dem Pflug gedreht und begraben. Der Keimling ist zu schwach und schafft es nicht, sich einmal um 180° zu drehen und mehrere Zentimeter Boden zu durchwachsen. Mittlerweile wird oft vermieden, den Boden zu pflügen: Durch das Wenden des Bodens wird das empfindliche Bodengefüge gestört und der Boden außerdem Wind und Wetter preisgegeben. Bei der verbleibenden mechanischen Alternative werden die jungen Pflanzen abgetötet, durch mehrmaliges Schlitzen und Schneiden der obersten Bodenschicht. Das erfordert aber mehrere Überfahrten, ist daher arbeitsintensiv und verdichtet durch das Gewicht des Traktors den Boden.

Chemischer Pflanzenschutz hat den Vorteil, dass der Boden nicht gewendet werden muss. Dadurch bleibt das Bodengefüge erhalten und die toten Pflanzen bilden eine Humusauflage auf dem Boden. Außerdem ist der Dieselverbrauch beim Einsatz einer Feldspritze geringer als der eines Traktors mit Pflug, da in der Regel weniger Fahrten notwendig sind. Außerdem kann die Spritze breitere Streifen behandeln und muss nicht gegen den Boden arbeiten.

Die Feldhygiene nach der Ente ist ein zentraler Schritt für Landwirtinnen und Landwirte jeder Produktionsrichtung. Am Ende kann die Entscheidung für die korrekte Maßnahme aber oft nicht einfach nach Lehrbuch getroffen werden. Denn viele verschiedene Faktoren, wie zum Beispiel die Vorfrucht, Probleme mit verschiedenen Unkräutern oder etwa die Witterungsbedingungen, beeinflussen die Auswahl passender Bausteine und Maßnahmen im integrierten Pflanzenbau.

 

 

Zum nächsten Fakt

Biologischer Pflanzenschutz: Trichogrammakarten zum Schutz vor dem Maiszünsler

Der Maiszünsler legt zu Beginn des Julis seine Eier auf den Blättern der Maispflanze ab. Sobald die Larven schlüpfen, bohren sie sich von oben in den Maisstängel und fressen sich von hier aus nach unten durch. Da auch nach der Ernte oft Stoppeln der Maispflanze auf dem Feld stehenbleiben, können die Maiszünslerlarven so auf dem Feld überwintern. Ist der Stängel der Maispflanze erst einmal beschädigt, kann diese nicht mehr gut wachsen – im schlimmsten Fall sogar abknicken und zusammenbrechen. Die zu erwartenden Erträge fallen deutlich geringer aus. Auch Maisbeulenbrand kann die Folge sein, was wiederum zu einer Vermehrung von Fruchtfliegen auf dem Acker führt.

Wie können Landwirtinnen und Landwirte gegen den Maiszünsler vorgehen? Neben der Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel hat sich hier inzwischen auch eine effektive Maßnahme des biologischen Pflanzenschutzes durchgesetzt: die Trichogrammakarten (siehe auch Bausteinclip “Biologischer Pflanzenschutz”).

Wie funktionieren Trichogrammakarten?

Trichogrammakarten enthalten Larven von Schlupfwespen, die sich in unterschiedlichen Stadien befinden. Auf dem Feld ausgebracht, schlüpfen die Larven zu leicht versetzten Zeitpunkten und können so über einen längeren Zeitraum die Eier des Maiszünslers vernichten. Sobald die Schlupfwespen nicht mehr ausreichend Nahrung finden, sterben die Populationen wieder aus. Generell haben Schlupfwespen nur eine kurze Lebensdauer von ca. 10 Tagen.

„Ein guter Zeitpunkt zur Ausbringung der Trichogrammakarten auf dem Feld ist etwas früher als die Anwendung chemischen Pflanzenschutzes“, erklärt Landwirt Achim Deipenwisch. Er setzt die Karten bereits seit sechs Jahren ein. „Sobald der Zuflug der ersten Falter beginnt, bringen wir die Trichogrammakarten aus.“ Dies wird meist von Hand gemacht, pro Hektar sind ca. 30 Karten nötig. Alternativ gibt es auch Trichogrammakugeln, die mit einer GPS-gesteuerter Drohne ausgebracht werden.

Viele Faktoren entscheidend für den Erfolg der Maßnahme

„Bei der Entscheidung, wie die Landwirtin oder der Landwirt die Maispflanzen schützt, wägt er neben Umweltfaktoren auch Kosten und Nutzen ab“, erklärt Achim Deipenwisch. „Trichogrammakarten sind deutlich günstiger als chemische Pflanzenschutzmittel, ihre Anwendung ist aber gerade bei der manuellen Ausbringung aufwendiger. Trichogrammakarten haben zudem einen reduzierten Wirkungsgrad im Vergleich zu chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen. Es kommt entscheidend darauf an, wie stark der Druck und die zu erwartenden Schäden durch den Maiszünsler sind. Dies ist regional sehr unterschiedlich.“ Während der Maiszünslerbestand mit chemischem Pflanzenschutz durchschnittlich um 80 Prozent verringert wird, sind es bei der biologischen Variante nur rund 60 Prozent.

Zum nächsten Fakt