Dringender Handlungsbedarf: Pflanzenschutzmittel gegen neue Schädlinge und Krankheiten
Durch den Klimawandel breiten sich Schädlinge und Pflanzenkrankheiten in Deutschland immer stärker aus. Ohne wirksamen Pflanzenschutz drohen massive Ernteausfälle und wirtschaftliche Einbußen. Doch das Zulassungsverfahren in Deutschland ist langsamer als in anderen Ländern. Das bremst die hiesige Landwirtschaft aus.
Die Landwirtschaft benötigt dringend moderne und wirksame Pflanzenschutzmittel, um die Erträge zu sichern und den steigenden Herausforderungen durch den Klimawandel zu begegnen. Bürokratische Hürden in der EU und in Deutschland verzögern jedoch die Genehmigung wichtiger Wirkstoffe, während Landwirtinnen und Landwirte mit wachsendem Schädlingsdruck kämpfen.
Die Marktzulassung eines neuen Pflanzenschutzmittels in Europa dauert durchschnittlich sieben bis neun Jahre, egal ob es sich um ein chemisches oder biologisches Pflanzschutzmittel handelt. Dass dieser Prozess insbesondere für biologische Pflanzenschutzmittel deutlich schneller geht, zeigen die USA. Dort gibt es für sogenannte „biopesticides“ ein beschleunigtes Zulassungsverfahren. In der EU gibt es letzteres nicht, hier müssen auch biologische Pflanzenschutzmittel genauso lange auf die Zulassung warten, wie chemische Produkte.
Für Landwirtinnen und Landwirte heißt das: Wenn heute ein neuer Schädling auftritt, wie beispielsweise die grüne Reiswanze im Gemüsebau, dann ist eine neue Methode zu dessen Bekämpfung frühestens im Jahr 2032 verfügbar.
Gleichzeitig wird die Palette verfügbarer Pflanzenschutzmittelwirkstoffe immer weiter eingeschränkt. So waren im Januar 2025 über 2000 Pflanzenschutzmittel in Deutschland zugelassen, dahinter steckten jedoch nur rund 280 aktive Wirkstoffe, etwas weniger als die fast 290, die noch im Jahr 2019 zugelassen waren.
Warum gibt es immer weniger zugelassene Pflanzenschutzmittel?
Die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland geschieht als Teil eines zweistufigen Verfahrens. Die Wirkstoffe für Pflanzenschutzmittel werden von der EU-Kommission genehmigt. Pflanzenschutzmittel mit genehmigten Wirkstoffen müssen anschließend national zugelassen werden.
In Deutschland sind mehrere Institutionen, nämlich das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das Umweltbundesamt (UBA) und das Julius Kühn-Institut (JKI) in den Prozess involviert. Durch Abstimmungsbedarf und ineffiziente Abläufe kommt es oft zu Verzögerungen.
Wie funktioniert die Zulassung in den USA?
Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass Deutschland bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln besonders restriktiv vorgeht. In den USA beispielsweise erfolgt die Zulassung neuer Pflanzenschutzmittel durch die Environmental Protection Agency (EPA) anhand eines klar strukturierten Zulassungsverfahrens, das weniger Behörden involviert und effizienter organisiert ist. Dies ermöglicht/erleichtert es der Industrie/den Herstellern, innovative Lösungen gegen neue Bedrohungen schneller für die Landwirtschaft verfügbar zu machen.
Die langen Bearbeitungszeiten in Deutschland benachteiligen dagegen die deutschen Betriebe im internationalen Wettbewerb und erschweren so eine nachhaltige Landwirtschaft. Für Landwirtinnen und Landwirte wird es schwieriger, effektiv gegen Schädlinge vorzugehen. Statt effizienten Mitteln haben sie oft nur neue Mischungen alter Wirkstoffe zur Verfügung.
Für Unternehmen wird es immer weniger attraktiv, die Zulassung für neue Mittel zu beantragen. Darunter leiden vor allem Sonderkulturen, wo das Problem geringer Wirkstoffverfügbarkeit besonders akut ist.