Lagerung der Ernte: Schutz vor Schädlingen und Pilzen

Mehlmotten kennt jeder. Methoden, um die Vorratsschädlinge im Haushalt wieder loszuwerden, vermutlich auch. Doch wie schaffen es Landwirtinnen und Landwirte große Mengen an Getreide vor schädlichen Einflüssen zu schützen? Monate lang werden die Bestände gehegt und gepflegt und mit den verschiedenen Bausteinen des Pflanzenschutzes vor Schaderregern geschützt. Da wäre es doch mehr als ärgerlich, anschließend Einbußen durch Lagerschädlinge und Verderb hinnehmen zu müssen. Daher ist es nicht nur auf dem Feld, sondern auch bei der Lagerung wichtig, die Ernte fachgerecht mit vorbeugenden Maßnahmen zu schützen.

Lagerung schafft Versorgungssicherheit

Nicht immer wird das komplette Erntegut direkt nach der Ernte weiterverkauft. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Einerseits versuchen Landwirtinnen und Landwirte die Preise stabil zu halten, höhere Erträge zu erzielen oder Versorgungsengpässe auszugleichen. Andererseits wird das gelagerte Erntegut häufig auch als Tierfutter auf dem eigenen Betrieb eingesetzt. Dies schafft einen betriebsinternen Nährstoffkreislauf, spart Transportwege und ist eine klimaschonende Futtermittelbeschaffung.

Eingelagert wird Erntegut, wie zum Beispiel Getreide, vor allem auf zwei Weisen: Entweder es wird in einer Halle, in einem sogenannten Flachlager auf Mieten geschüttet oder es kommt in spezielle Hochsilos. Diese charakteristischen Silotürme sieht man bei Überlandfahrten oft neben Höfen und Ställen aus der Landschaft ragen. Sie sind speziell für die Einlagerung von Getreide entworfen und lassen sich gut und sicher verschließen. Bei der Einrichtung des Lagers muss nämlich vor allem darauf geachtet werden, dass es nicht für Nager oder Vögel zugänglich ist. Hier ist besondere Vorsicht geboten.

Gründliche Reinigung fördert die Lagerfähigkeit

Der erste Schritt für eine sichere Einlagerung ist zunächst eine gründliche Reinigung – sowohl des Ernteguts als auch des Lagers. Um ideale Bedingungen zu schaffen, wird neben Staub und Dreck auch Altgetreide aus dem Lager entfernt. Dieses könnte z. B. mit Pilzsporen oder Insekteneiern behaftet sein. Doch auch das Erntegut selbst wird gründlich gereinigt. Denn trotz effizienter Mähdrescher enthält das Erntegut immer auch unerwünschte Bestandteile. Dieser sogenannte Fremdbesatz setzt sich z. B. aus Samen von Unkräutern, Halmbestandteilen oder Spelzen zusammen. Manchmal können auch kleine Steine oder sogar Metallteile enthalten sein. Da man diese weder im Lager und schon gar nicht im Brot haben möchte, werden sie bei der Vorreinigung entfernt. Das ist tatsächlich nicht nur gut fürs Brot, sondern auch fürs Klima innerhalb des Ernteguts. Fremdkörper machen die Mischung inhomogen, was Energieverluste bei der Durchlüftung verursacht und damit zum Verderb der Ernte führen kann.

Schlechtes Klima fördert Schädlinge und Pilze

Das Klima ist während der Lagerung ein wichtiger Faktor. Dabei achten Landwirtinnen und Landwirte auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Für Getreide sind z. B. eine Temperatur von 14 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von maximal 14 Prozent ideal. Um die Temperatur im Lager konstant niedrig und das Klima trocken zu halten, muss das Getreide gut durchlüftet werden. Unter Umständen muss es vor dem Einlagern auch aktiv gekühlt oder nochmal getrocknet werden. Mit der Überwachung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit wird z. B.  kontrolliert, ob sich Schädlinge oder Pilze im Getreide ausbreiten. Ein Anstieg von Temperatur und Luftfeuchtigkeit würde anzeigen, dass sich Leben im Lager entwickelt.

Auch nach der Ernte gilt es also, das Erntegut weiterhin vor Schädlingen und Pilzen zu schützen. Gelingt dies, können Landwirtinnen und Landwirte es sogar über mehrere Jahre lagern.

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Praxisberichte: Biostimulanzien in der Anwendung

Biostimulanzien sind Naturstoffe, die pflanzliche Ernährungsprozesse stimulieren. Landwirtinnen und Landwirte versprechen sich hierdurch eine verbesserte Nährstoffaufnahme und -verwertung in den Kulturpflanzen. Biostimulanzien sollen etwa das Wurzelsystem verbessern und gleichzeitig die Stresstoleranz gegenüber abiotischen Umweltfaktoren wie Trockenheit, Hitze oder Frost steigern (siehe auch Newsbeitrag Biostimulanzien).

In der Landwirtschaft gewinnen Biostimulanzien unterschiedlichster Art immer mehr an Relevanz. Wir haben mit drei Landwirten aus dem Pflanzenschützer-Netzwerk gesprochen und nachgefragt, welche Erfahrungen sie bisher mit Biostimulanzien sammeln konnten. Welche Biostimulanzien wurden getestet? Wie werden sie angewandt? Und was können die Stoffe in der Praxis leisten?

Seit rund drei Jahren setzt Matthias Albers aus Rheine (Nordrhein-Westfalen) auf dem elterlichen Hof Biostimulanzien ein. Er hat bislang gute Erfahrungen damit gemacht. „Ich nutze die Biostimulanzien überwiegend in Nährstoffbeizen, sowohl bei Mais als bei Getreide“. Mit der Beize werden die Nährstoffe und Biostimulanzien auf das Saatgut aufgebracht, wo sie unmittelbar am Keimling wirken können. „Die Biostimulanzien, die ich anwende, sind sich dabei alle relativ ähnlich. Sie basieren auf Pflanzenextrakten und/oder einem lebenden Bakterium“, so der Junglandwirt. Er ist überzeugt, dass Nährstoffbeizen kombiniert mit Biostimulanzien schon bald zum Standard in der Landwirtschaft gehören. „Besonders bei der Jugendentwicklung der Maispflanzen zeigen sich positive Ergebnisse; aber auch im Wurzelwachstum – vor allem bei der Feinwurzel.“

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Auch Phillip Krainbring aus Wanzleben-Börde (Sachsen-Anhalt) setzt schon länger Biostimulanzien bei sich auf dem Hof ein. Er fing bereits 2017 damit an, unterschiedliche Möglichkeiten zu testen. Seine Motivation zog er daraus, Alternativen zu chemischer Saatgutbehandlung zu finden. Er will auf politische Vorgaben gut vorbereitet sein, anstatt irgendwann adhoc reagieren zu müssen. „Im ersten Schritt habe ich es mit einer Elektronen-Saatgut-Behandlung ausprobiert. Danach habe ich es auch mit Beizen versucht. Mikroorganismen waren dabei, aber auch Algenextrakte. Hauptsächlich habe ich Biostimulanzien im Mais und Weizen eingesetzt; teilweise und in deutlich kleinerem Umfang auch im Raps und bei Zuckerrüben.“ Phillip Krainbring konnte dabei zwar bisher keine gravierenden Unterschiede bei der Ertragsmenge feststellen. Er ist sich aber sicher, dass er durch Biostimulanzien ein verbessertes Wurzelwachstum sehen kann und seine Kulturpflanzen dank Biostimulanzien robuster sind.

Dirk Klaßen aus Jüchen (Nordrhein-Westfalen) sieht in Biostimulanzien die Möglichkeit, seine Kulturpflanzen resistenter gegen Stressfaktoren zu machen. Langfristig verspricht er sich hierdurch auch eine Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln. Dirk Klaßen nutzt bereits seit über fünf Jahren Algenprodukte im Zuckerrübenanbau. Dort hat er auch schon Mikroorganismen, Gesteinsmehle und Bakterienprodukte ausprobiert. Einerseits möchte er mit Hilfe von Biostimulanzien Synergien mit chemischen Pflanzenschutzmitteln schaffen und speziell die Wirkung von Fungiziden verbessern, andererseits versucht er damit Insektizide einzusparen.

Durch die guten Erfahrungen, die Matthias Albers mit Biostimulanzien machen konnte, steht der weitere Einsatz für ihn außer Frage. „Biostimulanzien sind eine tolle Möglichkeit, Nährstoffe optimal zu nutzen. Durch vitalere Pflanzen werden wir langfristig Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft einsparen können“, ist er überzeugt. Gleichzeitig blickt er gespannt auf zukünftige Entwicklungen in diesem Bereich: „Wenn neue Produkte auf dem Markt sind, bin ich immer bereit, diese zu testen. Ich denke, jede Landwirtin und jeder Landwirt sollte bei Biostimulanzien eigene Erfahrungen sammeln!“

Phillip Krainbring ergänzt, dass man als Landwirtin und Landwirt generell nicht „stehenbleiben“ sollte: „Es ist wichtig, sich immer weiterzuentwickeln, unbefangen Neues auszuprobieren und selbst zu schauen, was für einen funktioniert.“ Er achte darauf „neue Methoden nicht immer gleich komplett anzuwenden, sondern Vergleichsflächen mit und ohne die Maßnahme zu haben, um gute Aussagen über den Erfolg treffen zu können.“

Für Dirk Klaßen ist es entscheidend, sich bei seinen Versuchen mit Biostimulanzien und anderen Naturprodukten nicht zu schnell entmutigen zu lassen. Obwohl er zum Beispiel bei der Wirkung von Rottelenkern (Substanzen, die die Verrottungsprozesse beschleunigen) bisher keine großen Erfolge sehen konnte, will er das Thema noch nicht aufgeben. Außerdem plant er, demnächst Komposttees auszuprobieren. Diese stellen Kulturpflanzen Mikroorganismen in sehr hoher Menge zur Verfügung.

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Pflanzenschutz im Erdbeeranbau: Anspruchsvolle Sonderkultur

Erdbeeren gehören zu den beliebtesten saisonalen Obstsorten in Deutschland, trotz eines Rückgangs der Anbaufläche in den vergangenen Jahren. Im Jahr 2020 wurden Erdbeeren auf 14.480 Hektar im Freiland und zusätzlich auf 1.670 Hektar geschützt angebaut, also in Gewächshäusern oder unter sogenannten Tunneln – das entspricht etwa der Fläche von Freiburg. Die Anfälligkeit der Erdbeere für Krankheiten sowie die eher kurze Erntezeit von knapp zwei Monaten führen aber dazu, dass der Anteil der geschützten Anbauflächen wächst. Doch worauf ist beim Erdbeeranbau in der Landwirtschaft und im heimischen Garten zu achten? Und wovor müssen Erdbeeren geschützt werden?

Sowohl in der Landwirtschaft als auch im heimischen Garten oder auf dem Balkon muss beim Erdbeeranbau viel beachtet werden, denn die Pflanze ist alles andere als anspruchslos. Erdbeeren bevorzugen einen tiefgründigen, humosen Lehmboden, der einerseits genug Feuchtigkeit und eine lockere Struktur aufweist, andererseits aber auch nicht zu nass oder kalt sein darf. Selbst unter guten Bedingungen sind Erdbeeren anfällig für Krankheiten. Dazu zählen neben Fäulniskrankheiten wie Grauschimmel-Fruchtfäule, Lederbeerenfäule und Rhizomfäule auch die Rot- und Weißfleckenkrankheit, welche man an den braunroten Flecken (mit weißem Zentrum) auf den Blättern erkennen kann. Auch Schädlinge wie Erdbeerblütenstecher, Erdbeermilbe, Blatt- und Stängelälchen und Nacktschnecken können den Pflanzen und ihren Früchten zusetzen.

Grauschimmelfäule (Botrytis) an Erdbeere, Quelle: Pflanzenschutzamt Berlin
Grauschimmelfäule (Botrytis) an Erdbeere, Quelle: Pflanzenschutzamt Berlin

Um intakte Früchte ernten zu können, müssen Erdbeeren daher geschützt werden. Dabei werden unterschiedliche Pflanzenschutzmaßnahmen kombiniert. Zum natürlichen Schutz ist es sowohl auf dem Feld als auch im Garten entscheidend, die Früchte nicht zu nah aneinander zu pflanzen, um ein Übergreifen von Krankheiten zu vermeiden. Heu oder Stroh können als natürlicher Trockenschutz für die Früchte dienen, sodass diese nicht auf dem Boden aufliegen. Zudem sollten Erdbeerkulturen nicht zu lange in Folge auf derselben Fläche angebaut werden. Spätestens nach zwei Jahren nimmt in der Regel die Fruchtqualität ab und es steigt das Risiko, dass sich Krankheiten auf den Flächen halten.

Im landwirtschaftlichen Anbau wird neben den genannten ackerbaulichen Pflanzenschutzmaßnahmen auch chemischer Pflanzenschutz eingesetzt, um Pilzkrankheiten und Schädlinge in den Griff zu bekommen. Generell können natürliche Schutzmaßnahmen den Bedarf an chemischen Pflanzenschutzmitteln reduzieren. Durch ihre hohe Anfälligkeit gegenüber Krankheiten, kann aber kaum auf den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel verzichtet werden. In der Regel wirken diese sehr selektiv, also nur gezielt für den jeweiligen Bedarf und werden in möglichst kleinen Mengen eingesetzt.

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Saatgutbehandlung: Alternativen zur chemischen Beizung

Die Beizung von Saatgut gilt als eine der ältesten Maßnahmen unter den Bausteinen des Pflanzenschutzes. Spätestens seit dem Einsatz chemischer Beizmittel im 19. Jahrhundert etablierte sie sich als effektive Methode, um Saatgut vor Schädlingen, Pilzen und Krankheitserregern zu schützen. Doch die politischen Ziele, den Einsatz chemischer Mittel in der Landwirtschaft zu reduzieren, richten sich auch an die Beizung: Immer wieder gibt es neue Auflagen zur Reduktion oder fallen chemische Wirkstoffe ganz weg. Daher wird vermehrt zu nicht chemischen Alternativen der Saatgutbehandlung geforscht.

Elektronenbehandlung

Bei dieser Methode werden Elektronen erzeugt und mithilfe eines Elektronenbeschleunigers auf das Saatkorn gelenkt. Beim Aufprall wird Energie freigesetzt, die Pilzsporen und Bakterien abtötet. Dieses Verfahren wirkt dabei nur gegen Erreger auf der Kornoberfläche. Gegen Krankheitserreger im Inneren der Samenkörner, wie zum Beispiel Flugbranderreger, ist es wirkungslos.

Dampfbehandlung

Die Dampfbehandlung gilt als besonders effiziente Methode zur Behandlung von Saatgut. Sie ist kostengünstig und erfordert wenig Zeitaufwand. Durch heißen Wasserdampf werden Krankheitserreger auf der Kornoberfläche abgetötet. Nachteil der Dampfbehandlung: Auch sie wirkt nicht gegen Erreger im Inneren des Saatguts.

Biologische Behandlung

Der Einsatz von bestimmten Bakterien ist in der ökologischen Landwirtschaft schon lange verbreitet. Diese töten gezielt Pilze und Krankheitserreger auf dem Saatgut ab und verhindern so eine Ausbreitung der Schäden.

Biostimulanzien

Anders als die übrigen Verfahren, dient die Beizung mit Biostimulanzien dazu, beispielsweise die Nährstoffaufnahme und die Wurzelbildung der Pflanzen anzuregen und so ein gesundes Pflanzenwachstum zu fördern.

Echte Alternativen für die chemische Beizung?

Die hier vorgestellten Methoden sind vor allem bei der Bekämpfung von Pilzen und Krankheitserregern auf der Oberfläche des Saatguts eine wirksame Alternative zu chemischer Beizung. Gegen Erreger im Innern, wie beispielsweise Flugbrand, sind sie aber in der Regel wirkungslos. Zudem bieten die alternativen im Gegensatz zu chemischen Beizmitteln keinen vorbeugenden Schutz, zum Beispiel gegenüber Krankheitserregern oder Schadinsekten im Boden.

Bei Anwendung dieser Verfahren ist es also für die Landwirtschaft besonders wichtig, das Saatgut bei der Aufbereitung sorgfältig zu prüfen, um einen Befall mit solchen samenbürtigen Krankheitserregern auszuschließen. Außerdem hängt die Wahl der richtigen Methode zur Saatgutaufbereitung im Einzelfall von den Anbaubedingungen und den Gegebenheiten der Anbauflächen ab.

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„Lawi-Info-Pfad“ für Groß und Klein: Landwirtschaft praxisnah erklärt

Zwischen Feldern und Blühwiesen in der Herleshausener Flur hat die Agrarwissenschaftlerin Marlene Laufer den Landwirtschaftlichen-Informations-Pfad angelegt. Dieser zeigt anschaulich auf, wie moderne Landwirtschaft funktioniert. Seinen Ursprung hat der „Lawi-Info-Pfad“ aber in einem Reihenhaus mit kleinem Garten in Göttingen. Marlene Laufer fand es schade, dass ihre damals einjährige Tochter ohne direkten Bezug zur Landwirtschaft aufwuchs. Die kleine Anbaufläche im Garten konnte da nur bedingt Abhilfe schaffen. Trotzdem sorgte sie bei der Tochter für große Begeisterung und wurde so zur Inspiration für viele kreative Projekte.

Der Landwirtschaft in der Region eine Stimme geben

Als die Familie wieder zurück auf den Familienhof in Herleshausen gezogen war, kam Marlene Laufer im vergangenen Jahr die Idee, rund um die eigenen Äcker den Lawi-Info-Pfad anzulegen – mit Stationen und Informationstafeln für Groß und Klein. Jeder in der Großfamilie sowie Freunde und Bekannte packten mit an. So gelang es in kürzester Zeit, auf rund sechs Kilometern 15 Stationen einzurichten, an denen moderne Landwirtschaft praxisnah erklärt wird.

Beim Anlegen des Infopfads packen alle mit an.
Die Infotafeln bieten umfangreiche Informationen.

Die Stationen beschäftigen sich überwiegend mit konventioneller Landwirtschaft, teilweise aber auch mit biologischem Anbau. Eine Nullparzelle, die Marlene Laufer im Zuge der Mitmach-Aktion „Schau ins Feld!“ anlegt, ist ebenfalls Teil des Lawi-Info-Pfads. Sie soll Verbraucherinnen und Verbrauchern ermöglichen, Fragen zum Thema Pflanzenschutz zu stellen. Außerdem kann sie dort anschaulich zeigen, was der Verzicht auf sämtliche Bausteine des Pflanzenschutzes für die Kulturpflanzen und die Ernte bedeutet.

„Ich wollte der Landwirtschaft in unserer Region eine Stimme geben“, erzählt Marlene Laufer, die eigentlich als Agrarwissenschaftlerin im Versuchswesen arbeitet und nur nebenberuflich auf dem Hof ihres Schwiegervaters aushilft. „Die Infotafeln für Kinder haben wir überwiegend selbst gemacht. Dafür haben wir ‚Hanni Hummel‘ erfunden. Sie bringt den Kindern anschaulich und leicht verständlich die Themen rund um moderne Landwirtschaft näher.“

Landwirtschaft zum Anfassen

Der Lawi-Info-Pfad startet direkt am Hof der Familie mit dem Kindergartenacker, der zusammen mit der örtlichen Kita umgesetzt wird. Jede Saison steht hier ein anderes Thema im Fokus, in 2021 lautete es „Vom Blühstreifen zum Honigtopf“. An mehreren Terminen, von der Aussaat bis zur Ernte, besuchte die Kitagruppe „ihren eigenen“ Acker. Zum Abschluss zeigte ein Imker den Kindern, wie aus Waben Honig gewonnen wird. „Mir ist es wichtig, dass vor allem junge Menschen verstehen, wo unsere Lebensmittel eigentlich herkommen“, erklärt Marlene Laufer ihre Motivation. „Wie kommt der Honig ins Glas? Was ist in dem Brot, das ich esse? Warum brauche ich Raps für Schokolade? Das alles wollen wir zeigen und dabei Begeisterung für moderne Landwirtschaft wecken.“

2022 geht es auf dem Kindergartenacker um Kartoffeln. Vier unterschiedliche Sorten solle angebaut werden. Neben dem Lawi-Info-Pfad und dem Kindergartenacker gab es im letzten Jahr auf dem Hof auch ein Sommerfest mit Ständen zu unterschiedlichen landwirtschaftlichen Themen, u. a. auch zu Pflanzenschutz.

Auf dem Lawi-Infopfad wird einiges für Kinder geboten. Hier wird Löwenzahn gesät.

Viele neue Ideen für die eigene Kommunikation in 2022

Für 2022 hat Marlene Laufer bereits jede Menge weitere Ideen im Kopf. Auch örtliche Schulklassen sollen Gelegenheit bekommen, den Hof und den Kindergartenacker zu besuchen. Auf dem Lawi-Info-Pfad sind Bewegungsstationen geplant und Hanni Hummel soll es als Brennstempel geben.

Um alle Ideen umsetzen zu können, hofft die Agrarwissenschaftlerin auf eine finanzielle Unterstützung für ihre Projekte. Der Antrag zur Förderung ist bereits gestellt. „Bisher haben wir alles aus der eigenen Tasche bezahlt“, erzählt sie. „Das können wir auf Dauer nicht stemmen. Deshalb hoffe ich sehr, dass der Wert unserer Leistung für moderne Landwirtschaft gesehen wird und wir weiter viele tolle Projekte umsetzen können. Wir wollen Erwachsenen, aber vor allem auch Kindern die ökologische und konventionelle Landwirtschaft näherbringen, und unterhaltsam erklären, was Landwirtinnen und Landwirte eigentlich machen. So wollen wir immer wieder ins Gespräch kommen.“

Für ihr großes Engagement bei der Aktion "Schau ins Feld!" wurden Marlene Laufer und ihr Mann Daniel Laufer im Jahr 2021 "Pflanzenschützer des Jahres".

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„Schau ins Feld!“ geht in die achte Saison

Es geht wieder los. Schon zum achten Mal heißt es auf Äckern und Feldern in ganz Deutschland: „Schau ins Feld!“. Rund 950 Landwirtinnen und Landwirte sind dabei und haben sich zum Ziel gesetzt, mit Verbraucherinnen und Verbrauchern in den Dialog zu treten. Es soll miteinander, statt übereinander gesprochen werden –  vor allem über ein Thema, das komplex ist und auf viel pauschale Kritik stößt: den Pflanzenschutz.

Pflanzenschutz wird sichtbar

Um ins Gespräch zu kommen und anschaulich zu zeigen, was Pflanzenschutz überhaupt bedeutet, legen die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte sogenannte Nullparzellen an – am Feldrand, am Weinberg oder auf der Obstplantage. In diesem Feldabschnitt verzichten sie auf alle Bausteine des ganzheitlichen Pflanzenschutzes. Was das bedeutet, wird dann sehr schnell deutlich und schafft Aufmerksamkeit für das Thema: Unkräuter nehmen den Kulturpflanzen Nährstoffe, Wasser und Licht zum Wachsen. Schädlinge und Krankheiten setzen den Pflanzen weiter zu. Am Ende bleibt nicht viel übrig, was sich ernten lässt. Da wird schnell klar, warum es Pflanzenschutz in unterschiedlichen Formen braucht. Ob in der konventionellen oder der ökologischen Landwirtschaft.

Pflanzenschutz und Artenschutz vereint

Info-Tafeln an der Nullparzelle ordnen das Projekt ein und beleuchten darüber hinaus eines der wichtigsten Themen unserer Zeit: den Erhalt der Biodiversität. Nicht selten wird die Landwirtschaft pauschal für einen Rückgang der Artenvielfalt verantwortlich gemacht. Als größter Flächennutzer hat sie in dieser Hinsicht auch eine besondere Verantwortung. Die „Schau!-Tafeln“ sollen verdeutlichen, dass Landwirtschaft und Artenschutz jedoch keine unvereinbaren Gegensätze sind. Vielmehr soll aufgezeigt werden, wie die Sicherung von Erträgen und eine hohe Flächenproduktivität auch neue Möglichkeiten zur gezielten Förderung der Biodiversität schaffen, die von der Landwirtschaft auch aktiv umgesetzt werden.

Noch näher dran am Feld

Mit ihrer Teilnahme an „Schau ins Feld!“ wollen Landwirtinnen und Landwirte auch in diesem Jahr transparent und authentisch die Notwendigkeit von Pflanzenschutzmaßnahmen aufzeigen und Einblicke in ihre Arbeit geben. Drei Teilnehmende nehmen die Community in Videos mit aufs Feld und zeigen, welche Pflanzenschutzmaßnahmen sie wie und warum anwenden. Sie sprechen Themen wie die Digitalisierung an, die ihnen dabei hilft, Pflanzenschutzmittel zu reduzieren und gleichzeitig wirtschaftlich arbeiten zu können. Die drei zeigen aber auch Biodiversitätsmaßnahmen, die sie anwenden, um die Artenvielfalt zu fördern.

Auch alle anderen Landwirtinnen und Landwirten, die bei der Aktion „Schau ins Feld!“ mitmachen, sind dazu aufgerufen, Aktionsfotos und -videos rund um die Nullparzelle und zu Themen wie Biodiversität und Digitalisierung einzusenden und die Aktion damit in die Medien und in die Social-Media-Kanäle zu transportieren. Alle, die etwas einschicken, haben zum Saisonende die Chance, einen Erlebnisgutschein im Wert von 500 € zu gewinnen. (Teilnahmebedingungen)

Dialog bedeutet wechselseitigen Austausch

Um nicht nur am Feldrand, sondern auch im Netz Transparenz zu schaffen und Hintergründe und Prozesse in der landwirtschaftlichen Praxis zu erklären, sollen immer wieder auch Fragen von Verbraucherinnen und Verbrauchern durch Landwirtinnen und Landwirte beantwortet werden. Fragen können jederzeit an dialog@die-pflanzenschuetzer oder als PN an den Facebook- und Instagram-Kanal der Pflanzenschützer geschickt werden.

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Zeigen, was auf dem Feld passiert: ein Erfahrungsbericht zur eigenen Pressearbeit

Die Lokalpresse berichtet gerne darüber, was in der Region passiert, z. B. in der Landwirtschaft. Deshalb sind Landwirtinnen und Landwirte mit ihrem Expertenwissen beliebte Kontakte. Das Gespräch mit der Presse ist aber auch umgekehrt eine gute Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen und Einblicke in Arbeitsbereiche zu geben, über die in der Öffentlichkeit sonst nur wenig und einseitig berichtet wird. Dazu gehört auch das Thema Pflanzenschutz: Was zählt eigentlich alles zum Pflanzenschutz? Warum wird er angewandt? Zu welchen Zeitpunkten? Und was ist beispielsweise wichtig bei der Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln?

Viele Landwirtinnen und Landwirte aus dem „Schau ins Feld!“-Netzwerk konnten bereits positive Erfahrungen mit der Presse sammeln. Der Zeitpunkt, an dem die Nullparzelle angelegt wird, ist optimal, um die Presse zu kontaktieren. Jan Juister aus Hude, selbst Pflanzenbauberater und seit ein paar Jahren in Rente, stellte 2020 eine solche Kooperation mit dem Landwirt Ronald Bredendieck und der Nordwest-Zeitung auf die Beine. Während der gesamten Saison 2020 luden sie regelmäßig einen Lokalredakteur auf den Hof ein und vermittelten ihm unterschiedlichste Personen als Interviewpartner. Dazu haben wir bei Herrn Juister nachgehakt.

Welche Themen haben Sie dem Lokalredakteur angeboten?

Juister: Damit auf dem Feld etwas wächst und geerntet werden kann, passiert weit mehr als nur die Aussaat. Hier wollten wir am Beispiel Mais deutlich weiter ausholen und zeigen, welche Schritte für eine sichere, gesunde Ernte erforderlich sind. Los ging es bereits im Frühling, noch lange vor der Aussaat.

Über was genau wurde berichtet?

Juister: Durch die Entnahme von Bodenproben ließ mein Landwirtschaftskollege Herr Bredendieck zunächst prüfen, ob noch ausreichend Nährstoffe vorhanden sind. Hierfür zog er beim ersten Termin einen Agrartechniker hinzu, der an unterschiedlichen Stellen Bodenproben entnahm. Das zweite Mal haben wir den Journalisten eingeladen, um mit einem Mitarbeiter der Lufa Nord-West (Kontrolllabor im Bereich des ökologischen Anbaus) zu sprechen. Dieser erklärte, welche Maßnahmen aus den Ergebnissen der Bodenproben abgeleitet werden konnten. Bei einem dritten Termin habe ich als Experte für Pflanzenbauberatung die Bedeutung von Zwischenfrüchten aufgezeigt.

Die erste Düngung auf dem Feld konnte dank GPS passgenau ausgebracht werden. Erst im Zuge der zweiten Düngung fand dann die tatsächliche Aussaat statt. Als später erste Unkräuter zu sehen waren, kam die Pflanzenbauberatung wieder ins Spiel. Züchtung von Saatgut und wofür der Mais nach der Ernte verwendet wird, waren weitere, allgemeinere Themen.

Warum ist Pflanzenschutz beim Ackerbau so wichtig?

Juister: Für das Wachstum und die Erträge ist es wichtig, dass Kulturpflanzen vor Unkräutern, Krankheiten und Schädlingen geschützt werden. Der Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen und Pflanzenschutzmitteln muss dabei immer auch verantwortungsvoll der Umwelt gegenüber sein. Schließlich ist die Natur die Grundlage für die Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte.

Wie haben Sie das Thema Pflanzenschutz erklärt?

Juister: Um zu zeigen, wie sich der Verzicht auf Pflanzenschutz auswirkt, hatte Herr Bredendieck im Zuge der Mitmach-Aktion „Schau ins Feld!“ eine Nullparzelle auf seinem Feld angelegt, die wir dem Lokaljournalisten gezeigt haben und die auf großes Interesse stieß. In diesem Bereich verzichtete Herr Bredendieck auf jegliche Formen des Pflanzenschutzes. Der Verzicht hatte gravierende Auswirkungen auf das Wachstum der Pflanzen, z. B. da ihnen aufgrund von Unkräutern neben Wasser auch wichtige Nährstoffe fehlten. Später zeigte sich dies auch deutlich bei der Qualität und Quantität der Erträge.

Was ist Ihr Fazit zur Pressearbeit?

Juister: Ich hatte auch zuvor schon ab und zu mit der Presse gesprochen. Ich sehe es als eine tolle Möglichkeit, zu erklären, was in der Landwirtschaft passiert, da Verbraucherinnen und Verbraucher heutzutage kaum noch Kontakt zur Landwirtschaft haben. Mich haben nach den ersten Artikeln in der Nordwest-Zeitung viele Menschen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis auf die Bericht-Serie angesprochen. Sie haben mir widergespiegelt, wie spannend sie es fanden, Hintergründe zum Thema moderne Landwirtschaft zu erfahren.

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Frost im Winter: Schadet Kälte der Landwirtschaft?

Für die Landwirtschaft ergeben sich einige Vorteile durch einen kalten Winter. Die Frostgare verbessert die Wachstumsbedingungen für Kulturpflanzen auf dem Feld. Einige bodenbürtige Pflanzenkrankheiten und Schädlinge wie Blattläuse werden von Temperaturen unter dem Gefrierpunkt in Schach gehalten. Aber es gibt auch Risiken für die Landwirtschaft. Frostschutz spielt nämlich auch im Pflanzenschutz eine Rolle.

Pflanzen sind an kalte Winter angepasst

Frost bringt gleich mehrere Schwierigkeiten für Pflanzen mit sich. Gefriert das Wasser im Boden, kann die Pflanze es nicht mehr aufnehmen. Gefriert das Wasser in der Pflanze, dann kann die Wasserzufuhr blockiert werden. Beides führt dazu, dass sie vertrocknet. Noch gravierender wäre es, wenn das Wasser in den Zellen gefrieren würde. Es würde sich ausdehnen und die Zellen damit zerstören.

Doch Pflanzen sind perfekt an ihren Lebensraum angepasst und auf kalte Temperaturen vorbereitet. Zwar sterben einjährige Pflanzen und nur ihre Samen überstehen den Winter. Doch viele andere Pflanzen haben unterschiedliche Strategien entwickelt, um mit Kälte umzugehen. Im Wesentlichen fahren sie ihre Prozesse zurück und lagern Nährstoffe für das Frühjahr ein.

Obstbäume zum Beispiel ziehen, wie alle Laubbäume, Nährstoffe aus ihren Blättern und lagern diese in Form von angedicktem Pflanzensaft in Stamm und Wurzeln ein. Der Saft enthält soviel Zucker, dass er nicht gefrieren kann – ein natürliches Frostschutzmittel. Der Verlust der Blätter ist zudem ein Schutz vor dem Austrocknen. An sonnigen Wintertagen würde sonst zu viel Wasser über die Blätter verdunsten. Dieses verlorene Wasser könnten die Bäume aus dem möglicherweise gefrorenen Boden nicht mehr aufnehmen.

Plötzlicher Frost ist eine Gefahr

Frost kann für Pflanzen gefährlich werden, vor allem dann, wenn er plötzlich auftritt. Denn Pflanzen brauchen Zeit, um sich auf Kälte einzustellen. Besonders gefährlich sind Spätfröste im Frühjahr für Obstbäume und Weinreben. In diesem Jahr kam es noch im April zu starken Frösten, nachdem es im März schon sehr warm war. Wenn Obstbäume nach den ersten warmen Frühlingswochen schon austreiben und Blüten bilden, kann plötzlicher Frost die ganze Ernte vernichten. Er lässt nicht nur die Blüten, sondern auch das Wasser im bereits wieder verdünnten Pflanzensaft in den Zellen einfrieren. Diese werden zerstört und in den Bäumen entstehen Risse.

Frostschutz als Pflanzenschutz: Wärme, Eis und Schnee

Doch was können Landwirte tun, um Ihre Pflanzen zu schützen? Zum Beispiel kommen sogenannte Frostschutzkerzen oder Gasbrenner zum Einsatz. Sie spenden Wärme und werden zwischen den Pflanzen verteilt. Auf großen Anbauflächen, zum Beispiel im Weinbau, können auch Hubschrauber zum Einsatz kommen: Mit ihren Rotoren wirbeln sie kalte und warme Luftschichten durcheinander und sorgen dafür, dass die jungen Triebe vor Frost geschützt werden. Andere Kulturen können mit Flies abgedeckt werden, um sie vor kalten Temperaturen zu schützen. Ähnlich wirkt auch ein ganz natürlicher Frostschutz: nämlich Schnee. Eine Schneedecke ist wie ein Luftpolster, das die Pflanzen unter sich vor Frost schützt.

Doch eines der wirksamsten Mittel zum Frostschutz ist ausgerechnet das Gefrieren selbst. Das klingt erstmal paradox, ist aber sehr effektiv, wenn die nötige Ausstattung vorhanden ist. Bei der sogenannten Frostschutzberegnung werden vor allem Obstbäume von oben mit Wasser bestäubt. Wenn das Wasser dann an den Pflanzenteilen gefriert und seinen Aggregatzustand von flüssig zu fest ändert, wird Energie freigesetzt: die sogenannte Erstarrungswärme. Sie führt dazu, dass die Pflanzen bei Temperaturen nahe Null gehalten werden können, so lange die Beregnung beibehalten wird. Die Beregnung hat noch einen weiteren Effekt: Der feuchtgewordene Boden kann tagsüber mehr Wärme aufnehmen, speichern und diese nachts wieder an die Luft abgeben.

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„Pflanzenschützer des Jahres“ 2021 ausgezeichnet

Warum ist Pflanzenschutz notwendig? Wie wird er richtig angewandt? Und wie passen konventionelle Landwirtschaft und Förderung der Biodiversität zusammen? Teilnehmende an der Aktion „Schau ins Feld!“ suchten auch in 2021 wieder das Gespräch mit der Presse sowie mit Verbraucherinnen und Verbrauchern: direkt am Feldrand, bei Veranstaltungen oder über Social Media. Eine Landwirtin und zwei Landwirte zeichneten sich dabei durch besonders großes Engagement aus und wurden als „Pflanzenschützer des Jahres“ 2021 geehrt. Als Dank konnten sie sich über einen Erlebnisgutschein von MyDays im Wert von 500 € sowie einen gefüllten Präsentkorb vom Weingut Becker freuen.

Sie waren 2021 bei „Schau ins Feld!“ besonders aktiv: Carsten Kummerfeld, Daniel und Marlene Laufer, Michel Allmrodt.

Der Landwirt und YouTuber Michel Almrodt aus Sachsen-Anhalt ließ die Pflanzenschützer-Community in der Saison 2021 mit Videos an seinem beruflichen Alltag auf dem Feld teilhaben. Von den ersten Vorbereitungen und der Aussaat über Biodiversitätsmaßnahmen bis hin zur Ernte machte er regelmäßig authentische Aufnahmen. „Nicht nur in der Stadt, auch viele Menschen auf dem Land haben heute keine Berührungspunkte mehr mit der Landwirtschaft. Für mich ist es wichtig, ihnen zu erklären, was wir auf dem Feld eigentlich machen. Videos sind dafür bestens geeignet“, so Michel Allmrodt zu seiner Motivation. Darüber hinaus nahm er im Namen der Initiative „Die Pflanzenschützer“ an Diskussionsrunden teil und schickte uns regelmäßig Fotos von sich an seiner Nullparzelle und seinen Blühstreifenflächen – den größten in Sachsen-Anhalt.

Auch Dr. Marlene Laufer aus Hessen ist „Pflanzenschützerin des Jahres“ 2021. Über ihr Ziel, die Landwirtschaft bei Verbraucherinnen und Verbrauchern wieder ins Blickfeld zu rücken, sagt sie: „Dabei will ich nicht nur Informationen für Erwachsene bereitstellen, sondern auch Kindern wieder ein Bewusstsein für Natur und Landwirtschaft geben. Wir bereiten alle Inhalte kindgerecht auf.“ Zu ihrem vielfältigen Engagement in 2021 zählt auch ein sechs Kilometer langer „Landwirtschaftlicher-Informations-Pfad“ (Lawi-Info-Pfad). Diesen hat Marlene Laufer zusammen mit ihrer Großfamilie angelegt. Auf dem Pfad in Herleshausen gab es im Zuge der Mitmachaktion „Schau ins Feld!“ auch eine Nullparzelle, die sich mit dem Thema Pflanzenschutz in der modernen Landwirtschaft auseinandersetzte. Dabei konnte anschaulich gezeigt werden, was der Verzicht auf Pflanzenschutz für die Entwicklung der Kulturpflanzen und letztlich für die Ernte bedeutet. Zudem lud Marlene Laufer bei vielen Veranstaltungen und Aktionen, zum Beispiel dem eigenen Sommerfest, die Presse ein. So kamen 2021 ganze acht Veröffentlichungen in der Lokalpresse zusammen.

In dieser Saison haben uns die Teilnehmenden der Aktion „Schau ins Feld!“ zahlreiche Aktionsfotos geschickt: von sich an der Nullparzelle, von ihren Pflanzen, Ertragsvergleichen aber auch von Biodiversitätsmaßnahmen. Besonders engagiert zeigte sich dabei unser dritter „Pflanzenschützer des Jahres“ 2021: Carsten Kummerfeld aus Schleswig-Holstein. Er war der Erste, der die Praxistauglichkeit der neuen „Schau!-Tafel“ unter Beweis stellte und uns davon ein Foto schickte. Von da an hat er uns regelmäßig neue Fotos von seinen Nullparzellen im Raps und im Weizen geliefert – insgesamt mehr als 20 Stück über die gesamte Saison.

Auch im kommenden Jahr sind die Landwirtinnen und Landwirte von „Schau ins Feld!“ wieder dazu aufgerufen, ihre Teilnahme in Bildern und Videos festzuhalten. So können die Mitmachaktion und die Notwendigkeit von Pflanzenschutz einer noch größeren Öffentlichkeit nahegebracht werden.

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Winterkälte: ein Segen für die Landwirtschaft?

In den letzten Jahren waren die Winter meistens milder als in früheren Jahren. Trotzdem kam es immer wieder zu plötzlichen Kälteeinbrüchen. Vielen Hobbygärtnern sind dabei Garten- oder Balkonpflanzen erfroren. Aber wie sieht es in der Landwirtschaft aus? Sind die niedrigen Temperaturen im Winter ein Risiko für die Ernte oder sogar ein Segen? Kurzgefasst: sowohl als auch.

Frost sorgt für lockeren Boden

Eine Bauernregel besagt: „Ist der Winter warm, wird der Bauer arm“. An dieser Weisheit ist durchaus etwas dran: Vor allem Ackerbauern freuen sich über kalte Winter. Die sogenannte Frostgare sorgt für eine Lockerung der Ackerböden, die über das Jahr durch Befahren und Niederschläge nachverdichtet sind. Liegen die Temperaturen mehrere Tage in Folge unter dem Gefrierpunkt, gefriert der Boden bzw. die Feuchtigkeit, die die Kapillare und Risse des Bodens durchdringt. Da Eis ein größeres Volumen als Wasser hat, werden größere Erdklumpen regelrecht aufgesprengt. Auch einige Mineralstoffe im Boden werden aufgespalten. Bei jedem erneuten Auftauen und Gefrieren des Bodens wird die Bodenstruktur feiner.

Durch die Frostgare wird den Kulturpflanzen die Durchwurzelung des Bodens erleichtert. Zudem verbessert sich die Verfügbarkeit von Wasser und Nährstoffen. Auch Bodenlebewesen profitieren davon und tragen somit selbst weiter zur verbesserten Bodenstruktur bei. Nach einem kalten Winter hat das im Herbst gesäte Wintergetreide also zu Beginn der Vegetationsperiode im Frühjahr beste Wachstumsvoraussetzungen.

„Dezember kalt mit Schnee, tut dem Ungeziefer weh.“

Oft wird pauschal angenommen, dass kalte Winter für eine natürliche Eindämmung von Schädlingen sorgen. Das ist jedoch von Art zu Art unterschiedlich. Viele heimische Insekten sind perfekt an niedrige Temperaturen angepasst. Sie fallen in eine Winterstarre oder überwintern kältegeschützt. Solche Arten leiden eher unter starken Temperaturschwankungen, die sie zu früh aus ihrer Winterstarre wecken. Auch zu warmes und feuchtes Winterwetter kann viele Schadinsekten gefährden, da sie unter diesen Bedingungen vermehrt von Pilzkrankheiten befallen werden.

Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass milde Winter durchaus die Ausbreitung einiger Schadinsekten und auch Pflanzenkrankheiten begünstigen. Beispielsweise führen sie dazu, dass die Mobilität von krankheitsübertragenden Schädlingen ansteigt oder verlängert wird: Blattläuse beispielsweise vermehren sich dann schon früher im Jahr, weil die erwachsenen Exemplare den Winter in großer Zahl überstehen. Pflanzen sind damit einer höheren Gefahr ausgesetzt. Der Schädlingsbefall wird durch milde Wintertemperaturen dynamischer und für Landwirte schwerer vorhersehbar. Studien zeigen zudem, dass höhere Temperaturen in den Wintermonaten günstigere Bedingungen für bodenbürtige Krankheiten wie Getreiderost und Mehltau schaffen. Bei milden Temperaturen überstehen ihre Erreger den Winter im Boden.

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