„Pflanzenschützer des Jahres 2024″ ausgezeichnet

Mit dem Abschluss der Saison wurden auch in diesem Jahr wieder die „Pflanzenschützer des Jahres“ ausgezeichnet: Landwirtinnen und Landwirte aus unserer Community, die für ihre Öffentlichkeitsarbeit und ihr besonderes Engagement geehrt werden.

Christian Münchhoff

Christian Münchhoff, Betriebsleiter auf dem Gut Derenburg im Harz, lebt Precision Farming. Er kennt die 1.000 Hektar Acker, die er teilflächenspezifisch bewirtschaftet, genau. Zu den Vorteilen erklärt er: „Die Digitalisierung bietet der Landwirtschaft heute schon viele Möglichkeiten, Betriebsmittel effizienter einzusetzen. Viele Arbeitsschritte – von der Aussaat über die Düngung und den Pflanzenschutz bis hin zur Ernte – lassen sich dadurch erheblich optimieren.“

Christian Münchhoff hat uns in diesem Jahr nicht nur bei einem Videodreh zum Thema Precision Farming unterstützt. Der Betrieb Gut Derenburg ist bereits seit vielen Jahren ein aktiver Teil des Pflanzenschützer-Netzwerks.

Alexandra und Marco Becker

Außerdem fiel die Wahl auf Alexandra und Marco Becker vom Weingut Becker in Mainz. „Auf unserem 3-Generationen-Familienbetrieb wird seit jeher effizient und so nachhaltig wie möglich gewirtschaftet“, so das Winzerpaar. Beispielsweise legt Marco Becker rund um die Weinberge große Blühflächen an und stellt dort unsere Infotafeln auf. Außerdem stand er uns in diesem Jahr für ein Infovideo zu Prognose-Apps im Weinbau zur Verfügung. Seine Frau Alexandra Becker übernimmt die Organisation vieler informativer Veranstaltungsangebote, zum Beispiel Infopfade durch die Weinberge, bei denen es auch um Pflanzenschutz geht.

Familie Becker zählt zu den treuesten Landwirtinnen und Landwirten aus dem Pflanzenschützer-Netzwerk und ist seit über zehn Jahren aktiv dabei. Sie nutzt viele unserer Angebote wie die Biodiversitätstafeln, Kulturschilder und Give-aways und transportiert ihre Aktivitäten regelmäßig mit Fotos und Videos ins Netz.

Herzlichen Glückwunsch von „Die Pflanzenschützer“. Wir freuen uns auf viele weitere Jahre der guten Zusammenarbeit!

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„Pflanzenschützer des Jahres 2024“: Bewerben und zur Grünen Woche 2025 fahren

Ziel des „Pflanzenschützer-Netzwerks“ ist es, die komplexen und oft in der Kritik stehenden Themen rund um Pflanzenschutz für Verbraucherinnen und Verbraucher greifbarer zu machen. Dafür werden zum Beispiel im Rahmen der Mitmachaktion „Schau ins Feld!“ Nullparzellen angelegt, Informationstafeln aufgestellt, Infobroschüren verteilt und der sachliche Dialog mit der Bevölkerung gesucht. Um insgesamt noch mehr Reichweite zu erzielen, senden uns viele Teilnehmende Fotos und Videos zu oder greifen unsere Themen auf ihren eigenen Social-Media-Kanälen auf.

Dieses Engagement erfolgt parallel zum ohnehin schon sehr arbeitsintensiven Alltag in der Landwirtschaft und soll daher nicht unbelohnt bleiben. Deshalb suchen wir auch im Jahr 2024 wieder unsere „Pflanzenschützer des Jahres!“.

Alle Landwirtinnen und Landwirte, die in diesem Jahr besonders aktiv engagiert haben, können sich über das unten verlinkte Formular bewerben. Dieses muss nur ausgefüllt und per Mail an dialog@die-pflanzenschuetzer.de geschickt werden.

Die Sieger laden wir zu einem Besuch auf die Grüne Woche 2025 nach Berlin ein (inkl. Messeticket, Kostenübernahme für die An- und Abreise sowie Unterkunft).

Die Bewerbung ist beendet.

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Mit KI über den Rübenacker

Wie Landmaschinen autonomer, sicherer und klimafreundlicher eingesetzt werden.
Interview mit Herrn Prof. Joachim Hertzberg, Professor für Informatik an der Universität Osnabrück und Geschäftsführender Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) Niedersachsen

Kurz und knapp zusammengefasst: Worum geht es in Ihrem Forschungsbereich und speziell beim Projekt „AI-Test-Field“?
Im DFKI-Forschungsbereich Planbasierte Robotersteuerung geht es um Software zur Steuerung autonomer mobiler Roboter. Die sollen in alltäglichen Umgebungen, über die sie keine vollständige Information und keine volle Kontrolle haben, zielgeleitet handeln können.

Im Projekt AI-Test-Field geht es um ein Problem der funktionalen Sicherheit von autonomen Landmaschinen: Unter allen Umgebungsbedingungen – beispielsweise Staub, Dämmerung oder hoher Pflanzenbestand – müssen solche Maschinen Menschen sicher erkennen können, um sie zu warnen oder anzuhalten. Die aktuell leistungsfähigsten Verfahren zur Erkennung von Menschen, zum Beispiel in Kamerabildern, beruhen auf maschinellen Lernverfahren. Es gibt aber noch keine systematisch erzeugten Datensätze zum Trainieren und Validieren von Menschenerkennungssoftware, in denen sämtliche Umgebungsbedingungen abgebildet sind, die tatsächlich im Feld vorkommen. Solche Datensätze zu erstellen und zu bearbeiten ist Inhalt von AI-Test-Field.

Prof. Joachim Hertzberg, Professor für Informatik an der Universität Osnabrück und Geschäftsführender Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) Niedersachsen

Welche Argumente sprechen für den Einsatz von autonomen und teilautomatisierten Landmaschinen?
Teilautomatisierung von Landmaschinen sehen wir bereits heute in Form von Fahrerassistenzfunktionen wie Lenksystemen, Regelung der Arbeitsparameter in Erntemaschinen oder Teilbreitensteuerung in Feldspritzen. Diese sollen Verbesserung der Prozessqualität, Reduzierung von Ressourceneinsatz und nicht zuletzt Verringerung der Arbeitsbelastung für das Personal bewirken – also klassische Faktoren in der Automatisierung auch außerhalb der Landwirtschaft.

In der Zukunft könnten autonome Maschinen zudem Prozesse ökonomisch und ökologisch interessant machen, die derzeit wegen hoher Arbeitskosten oder Mangels qualifizierten Personals nicht darstellbar sind – beispielsweise personalaufwändige Ernten. Außerdem könnten sie Prozesse ermöglichen, die mit der aktuellen Technik nicht mit vertretbarem Aufwand machbar sind. Autonome Roboter zur einzelpflanzenbasierten Unkrautbehandlung 24 / 7 sind ein aktuelles Beispiel.

Warum ist KI für autonome und teilautomatisierte Landmaschinen besonders interessant?
KI ist für Autonomie bei Landmaschinen unerlässlich. Sie ermöglicht zielgerichtetes Agieren in Umgebungen, die nicht vollständig bekannt und nicht perfekt kontrollierbar sind. Ackerbau ist da ein Musterbeispiel: Ob irgendwo auf dem Rübenacker während der Aufwuchsphase der Unkrautdruck zu hoch ist, kann man vorher in keiner Datenbank nachschlagen.

KI erlaubt es, Programme für den zielgerichteten Umgang mit unvollständigem Wissen über die Umgebung zu entwickeln. Diese Programme beruhen immer darauf, in irgendeiner Form mit Sensoren Daten über diese Umgebung zu sammeln, diese Daten zu interpretieren und eine Handlung anzustoßen – entweder in der Steuerung einer autonomen Maschine oder durch eine Empfehlung für einen handelnden Menschen.

Welches Potenzial steckt in landwirtschaftlicher KI, um Klima und Umwelt zu schützen?
Die Chance für Klima- und Ressourcenschonung besteht darin, dass der Zustand von Feldern feinteilig und umfassend erfasst und interpretiert werden kann. Dadurch können die Flächen differenziert bearbeitet werden – eine konsequente Fortsetzung von Precision Farming.

Wo liegen aktuell die größten Herausforderungen, bevor KI-basierte Systeme in der Landwirtschaft flächendeckend eingesetzt werden können?
Aktuell ist technisch die Robustheit von KI-basierten Steuerungen von Landmaschinen noch nicht immer befriedigend. Für komplett autonome Maschinen fehlt es noch an den Prozessen, die nahtlos in die Maschinen passen. Aus Sicht der KI-Entwicklung ergibt es nicht unbedingt Sinn, den aktuellen Maschinenpark einfach durch autonome Versionen der aktuellen Maschinen zu ersetzen. KI in der Landwirtschaft einsetzbar zu machen, ist also keine Aufgabe der KI-Entwicklung allein, sondern auch eine Aufgabe der Agrarforschung und Praxis.

Thema Datenspeicherung und -sicherheit: Inwiefern ist die Sorge vieler landwirtschaftlicher Betriebe um den Verlust ihrer Datenhoheit und eine „gläserne“ bzw. staatlich kontrollierte Landwirtschaft gerechtfertigt?
In Hinsicht auf Datenspeicherung und -sicherheit setzt KI den Trend der Digitalisierung der Landwirtschaft fort. Das Thema ist insofern nichts Neues, aber verstärkt diesen Trend sicherlich. Datenhoheit und externe Kontrolle hängen an der Frage, wer inwieweit Zugriff auf Daten aus den Betrieben hat – nicht an der Frage, ob die Daten mit oder ohne KI verarbeitet werden.

Gerade bei autonomen Maschinen oder Assistenzfunktionen auf menschengesteuerten Maschinen bekommt das Problem Cybersicherheit eine größere Bedeutung. Auch das ist kein wirklich neues Thema in der bereits stark digitalisierten Landwirtschaft – allerdings scheint es aus Sicht der Wissenschaft in der Praxis noch nicht immer ausreichend wahrgenommen zu werden.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Prof. Hertzberg!

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„Schau ins Feld!“ 2024 – Pflanzenschutz sichtbar machen und Verständnis schaffen

Es geht wieder los: Im Rahmen der Mitmach-Aktion „Schau ins Feld!“ gehen auch 2024 deutschlandweit über 1.000 Landwirtinnen und Landwirte an die Öffentlichkeit. Mit sogenannten Nullparzellen und Infotafeln am Feldrand wird die Bedeutung von Pflanzenschutz für sichere Erträge und die Erzeugung gesunder und hochwertiger Nahrungsmittel veranschaulicht. Ziel ist es, das Geschehen auf dem Feld transparent zu machen und mit dem Expertenwissen der Teilnehmenden mehr Verständnis für die landwirtschaftliche Praxis zu schaffen.

Bei „Schau ins Feld!“ verzichten die Teilnehmenden in einem für Passantinnen und Passanten gut sichtbaren Teil ihrer Äcker auf jegliche Pflanzenschutzmaßnahmen. Diese Nullparzellen kennzeichnen sie mit einem Schild, das Informationen zur Aktion bereithält und zum Dialog einlädt. Bereits nach einiger Zeit der Vegetation lassen sich in den Nullparzellen die ersten Folgen erkennen, vor allem im direkten Vergleich zum Rest des Feldes: Unkräuter, Krankheiten und Schädlinge breiten sich aus. Am Ende der Saison stehen deutlich geringere und minderwertigere Erträge zu Buche.

Im Rahmen der Mitmach-Aktion geht es zunehmend auch um weitere Themen des integrierten Pflanzenbaus. Zum Beispiel werden neben den verschiedenen Bausteinen des Pflanzenschutzes auch die Pflanzenernährung, Biostimulanzien, der Einsatz digitaler Lösungen oder etwa Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt thematisiert. Gleichzeitig geraten neue Herausforderungen durch zunehmende klimatische Veränderungen und politische Regulierung ins Blickfeld. 

Aber nicht nur die Themenvielfalt, sondern auch die kostenlosen Materialien  der „Pflanzenschützer“ haben sich erweitert: Neben der klassischen „Schau!“-Tafel, gibt es inzwischen auch Biodiversitäts-Infotafeln, eine neue Info-Broschüre, Aktionsmaterialien und Give-aways. Außerdem liefern Kommunikationsworkshops hilfreiche Tipps für die eigene Öffentlichkeitsarbeit von Landwirtinnen und Landwirten.

„Schau ins Feld!“-Teilnehmende können bis Ende April 2024 mit etwas Glück einen 100-€-Gutschein der Firma Engelbert Strauss gewinnen, indem sie weitere Landwirtinnen und Landwirte für die Aktion begeistern (Teilnahmebedingungen). Mitmachen lohnt sich!

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Ehrung der „Pflanzenschützer des Jahres 2023“ auf der Grünen Woche

Gleich zu Beginn der Grünen Woche 2024 stand am Messestand des IVA ein wichtiger Termin an: die Ehrung der „Pflanzenschützer des Jahres 2023“. Ausgezeichnet wurden zwei Landwirte aus dem 1.000-Kopf-starken Netzwerk von „Die Pflanzenschützer“, die sich im Laufe des letzten Jahres besonders engagiert haben.

Pflanzenschützer des Jahres 2023: Roni Schneichel und Torsten Reim

Torsten Reim aus Hessen ist inzwischen zu einem zuverlässigen Ansprechpartner bei Fragen rund um den digitalen Ackerbau geworden. Er stand uns in den vergangenen Jahren für Interviews, allgemeine Rückfragen zur modernen Landwirtschaft und Videodrehs zur Verfügung. „Digitale Tools sind für mich wichtig, weil sie Landwirtinnen und Landwirten die Chance bieten, effizienter und nachhaltiger zu arbeiten“, beschreibt Torsten Reim seine Motivation. „Mit weniger Input kann man mehr Output erreichen“.

Auch Roni Schneichel aus Rheinland-Pfalz wurde „Pflanzenschützer des Jahres 2023“. Er hat das Projektbüro der Pflanzenschützer die gesamte Saison über regelmäßig mit Fotos seiner Nullparzellen sowie seiner Biodiversitätsmaßnahmen versorgt. Außerdem berichtete er uns im Interview von seinen Erfahrungen zu digitalen Gelbschalen, die er schon in der Testphase ausprobieren konnte. „Ich freue mich sehr über die Ehrung, da hier honoriert wird, was Landwirtinnen und Landwirte für den Umweltschutz und eine sichere Ernährung tun“, erklärt Roni Schneichel. „Ich appelliere an alle Kolleginnen und Kollegen bei ‚Schau ins Feld!‘ mitzumachen, um so mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten und zu erklären, warum Pflanzenschutz notwendig ist und wie er angewandt wird.“

Als Dank für die tatkräftige Unterstützung haben wir die beiden Landwirte für ein Wochenende nach Berlin zur Grünen Wochen 2024 eingeladen, inklusive An- und Abreise sowie Hotelübernachtung. Auch auf diesem Weg noch einmal herzlichen Dank für alles!

Gerne möchten wir bei dieser Gelegenheit alle Landwirtinnen und Landwirte auch für die neue Saison motivieren, sich im Rahmen der „Pflanzenschützer“ aktiv zu beteiligen. Ihr könnt gerne wieder eine oder mehrere Nullparzellen am Feldrand einplanen, um eure wertvolle Arbeit sichtbar zu machen. Schickt uns dazu Fotos oder kurze Videos und vielleicht habt hier im nächsten Jahr das Glück, ein Wochenende in Berlin zu verbringen. Es lohnt sich auf jeden Fall, mitzumachen!

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„Der Einsatz und nicht die Anschaffung von digitalen Systemen muss gefördert werden.“

Stefan Stiene ist Professor für Intelligente Agrarsysteme an der Hochschule Osnabrück. Im Interview schildert er seinen Blick auf den Stand der Digitalisierung der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland, auf Potenziale und derzeitige Hemmnisse.

 

Wie steht es um den Digitalisierungsgrad der land- wirtschaftlichen Betriebe in Deutschland? Wird das Potenzial der digitalen Systeme voll ausgeschöpft?
Der Digitalisierungsgrad in landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland variiert mit Betriebsgröße und entsprechenden wirtschaftlichen Ressourcen. Größere Betriebe haben tendenziell mehr Ressourcen, um in digitale Systeme zu investieren und sie voll auszuschöpfen, sodass sie auch leichter ökonomisch sinnvoll einsetzbar sind. Insgesamt wird das Potenzial bereits vorhandener digitaler Lösungen aber nicht voll genutzt. Die Gründe dafür sind vielfältig – fehlende Interoperabilität, notwendige Investitionen in unsicheren Zeiten mit häufig variierenden Randbedingungen sowie Fragen der Aus- und Weiterbildung.

Stefan Stiene, Professor für Intelligente Agrarsysteme an der Hochschule Osnabrück

Wie sieht es im Rest der Welt aus – bei welchen Aspekten kann Deutschland, kann Europa, sich ein Vorbild an anderen Ländern bei der digitalen Transformation der Landwirtschaft nehmen?
Das föderale System in Deutschland ist ein starkes Hemmnis für die Digitalisierung. Hier könnten wir uns von verschiedenen Ländern, zum Beispiel Japan, die Schaffung eines zentralen Portals abschauen. Dieses stellt die wertvollen Daten, die in der öffentlichen Hand zu Boden, Wetter, etc. vorliegen, kostenfrei zur Verfügung. Andere Beispiele sind das Antragswesen und die Dokumentationspflichten. In Deutschland gibt es aktuell verschiedene Systeme, sodass der Landwirtinnen und Landwirte teilweise händisch und mit erheblichem Arbeitsaufwand dieselben Daten mehrfach eingeben müssen.

Auch bei der Förderung von neuen Technologien wie Agrarrobotik gibt es Unterschiede. In Frankreich etwa, gibt es dafür große Förderprogramme. Dort kommen Systeme früh in die Praxis und die Betriebe können bereits erste Erfahrungen sammeln, auch wenn die Systeme vielleicht noch nicht wirtschaftlich sind.

 

Werden angehende Landwirtinnen und Landwirte in der Ausbildung ausreichend auf die vielfältigen Anforderungen und Möglichkeiten der Digitalisierung vorbereitet?
In meiner Wahrnehmung nicht. Investitionen in Digitalisierung und hoch automatisierte Landtechnik erfordern, dass man diese Technologien versteht und so den Nutzen für den eigenen Betrieb abschätzen kann. Hier müssen entsprechende Themen in die Lehrpläne integriert werden, insbesondere bei Berufsschulen. Auch die Kombination von Reallaboren, in denen man neueste Technik anfassen und ausprobieren kann, mit Aus- und Weiterbildung, halte ich für zielführend.

 

Was muss passieren, um bei Landwirtinnen und Landwirten die Akzeptanz für digitale Systeme zu erhöhen und welche Rolle spielt die Politik dabei?
Politik muss zuallererst einmal stabile Rahmenbedingungen schaffen. Wenn Landwirtinnen und Landwirte sich nicht sicher sein können, ob es nächstes Jahr schon wieder neue Regelungen gibt, ist die Motivation sehr gering, Geld und Zeit in digitale Systeme zu investieren. Daneben muss – und das ist mir wichtig – der tatsächliche Einsatz dieser Systeme gefördert werden und nicht die Anschaffung. Dementsprechend sollten auch Weiterbildungsprogramme aufgebaut und gefördert werden. Wichtig ist auch, dass Landwirtinnen und Landwirte nicht das Gefühl bekommen, durch Digitalisierung zum gläsernen Betrieb zu werden. Hier muss es für den Betrieb eine einfache Möglichkeit geben zu überblicken und zu steuern, wer die eigenen Daten zu welchem Zweck erhält.

 

KI ist aktuell das heiße Thema. Die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz scheinen endlos – in welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial für die Landwirtschaft?
Künstliche Intelligenz kann vielfältig eingesetzt werden – insbesondere zur Interpretation von Sensordaten. Anwendungen können beispielsweise darin liegen, dass man aus Drohnenüberflügen exakte Informationen über Reifegrad, Ertrag, Anzahl, Position von Spontanvegetation, etc. erhält. Daneben ist die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln durch gezieltes, pflanzengenaues Ausbringen ein realistisches Szenario mit bereits existierenden Produkten.

Spannend wird aus meiner Sicht, zu schauen, wie groß das Potenzial von Sprachmodellen wie ChatGPT für die Landwirtschaft ist. Es gibt erste Startups, die versuchen diese Modelle gezielt mit Agrarwissen zu erweitern – und zwar dahingehend, dass das Sprachmodell als Beratungsassistent in einem landwirtschaftlichen Betrieb eingesetzt werden kann.

 

Welche weiteren Forschungsprojekte und Entwicklungen im Bereich digitaler Pflanzenbau finden Sie derzeit besonders spannend?
Es gibt aktuell einige Projekte wie beispielsweise AgriDataSpace oder die Industrieinitiative AgIn, die in Richtung Agrardatenräume und Interoperabilität arbeiten. Dies sind wichtige Grundlagenprojekte, um die Digitalisierung in der Landwirtschaft voranzutreiben. Reiner Datenaustausch erzeugt aber erstmal noch keinen wirklichen Mehrwert für landwirtschaftliche Betriebe. Es sind vielmehr digitale Produkte, die auf Basis dieser Daten entwickelt werden können. Spannende Projekte in diesem Bereich sind die vom BMWK [Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz] geförderten Projekte Agri-Gaia und NaLamKI. Agri-Gaia entwickelt ein Ökosystem, mit dem KI-Verfahren leichter und damit kostengünstiger entwickelt werden können. Das Schwesterprojekt NaLamKI erzeugt ein Portal, in dem landwirtschaftlichen Betrieben KI-Verfahren zur Verfügung gestellt werden.

Auch agrifoodTEF ist ein sehr spannendes EU-Projekt. Hier sollen Test- und Validierungsumgebungen in Europa geschaffen werden, innerhalb derer Firmen leichter Produkte entwickeln können, die auf KI und Robotik basieren. Ziel ist, dass aus der Spitzenforschung in Europa mehr Produkte mit einem entsprechenden Nutzen in der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie resultieren.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Prof. Stiene

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„Pflanzenschützer des Jahres 2023“ gesucht!

Pflanzenschutz ist ein erklärungsbedürftiges Thema. Aus diesem Grund gibt es „Die Pflanzenschützer“ und die dazugehörige Mitmachaktion „Schau ins Feld!“. Jedes Jahr werden einige der teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte, die sich während der Saison in besonderem Maße engagiert haben, für ihren Einsatz ausgezeichnet.

Jetzt bewerben und Tickets für die IGW 2024 gewinnen

Die gesamte „Pflanzenschützer“-Community ist herzlich eingeladen, sich über das unten verlinkte Formular als „Pflanzenschützer des Jahres“ zu bewerben. Wir wählen zwei engagierte Teilnehmende aus und laden sie zu einem Besuch auf die Internationale Grüne Woche 2024 nach Berlin ein (inkl. Messeticket, Kostenübernahme für die An- und Abreise sowie Unterkunft).

Auf den Acker geschaut

Inzwischen gehören mehr als 1.000 Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Deutschland dem „Pflanzenschützer“-Netzwerk an. Sie legen ein oder mehrere „Schau!-Fenster“ am Feldrand, an der Obstwiese oder dem Weinberg an und stellen Infotafeln zu Biodiversität oder Zwischenfrüchten auf, um in den Dialog mit der Presse sowie mit Verbraucherinnen und Verbrauchern zu treten. So schaffen sie Aufmerksamkeit für Themen rund um den integrierten Pflanzenbau: für die verschiedenen Bausteine des Pflanzenschutzes, die sachgemäße Anwendung von Pflanzenschutzmaßnahmen, aber auch für andere relevante Themen wie Pflanzenernährung, Pflanzenzüchtung, Digitalisierung oder Biodiversität.

Die Teilnehmenden machen sichtbar, was sie im Laufe der Saison auf dem Acker machen, um ihre Pflanzen zu schützen und eine ausreichende Ernte zu sichern. Um die Reichweite für „Schau ins Feld!“ zu erhöhen, senden sie uns regelmäßig Fotos oder Videos und greifen die Aktion auch auf ihren eigenen Kanälen auf. Viele Teilnehmende nutzen Hoffeste oder anderen Veranstaltungen vor Ort, um mit Interessierten in den Austausch zu kommen. Hier unterstützen die Aktionsmaterialien der „Pflanzenschützer“ oder die Info-Broschüre Pflanzenschutz beim Einstieg in komplexe Themen.

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Schädlingsmonitoring im Bestand: Digitale Lösungen schaffen Erleichterung

Schädlinge können sich auf Ackerflächen rasant vermehren und dabei – wie der Name bereits sagt – große Schäden anrichten. Ein gutes Schädlingsmonitoring ist deshalb eine besonders wichtige Präventionsmaßnahme für Landwirtinnen und Landwirte.

Eine effektive Methode ist hierbei die Gelbfalle: eine flache Schale, in der sich Wasser mit einem Tropfen Spülmittel befindet.  Die Schale wird in der Nähe von Pflanzen aufgestellt, die anfällig für Schädlinge sind, z. B. im Raps. Viele auf Raps spezialisierte Schadinsekten wie Rapsglanzkäfer, Rapserdfloh und diverse Rüsslerarten werden von der gelben Farbe angezogen. Ein feinmaschiges Gitter über der Flüssigkeit verhindert, dass größere Nützlinge wie Bienen dabei zu Schaden kommen.

Durch die regelmäßige Kontrolle der Gelbschalen kann der Befall von Schädlingen frühzeitig erkannt und eingeschätzt werden, bevor die Populationen weiter wachsen. Auf diese Weise entscheiden Landwirtinnen und Landwirte dann, ob eine Bekämpfung notwendig ist, um größere Ertragseinbußen und Ernteausfälle zu verhindern.

Zeitersparnis durch weniger Kontrollen

Seit dem vergangenen Herbst gibt es die Gelbschale auch in digitaler Form, z. B. von Bayer CropScience. Ein Landwirt, der eine solche digitale Gelbschale frühzeitig testen durfte, war Roni Schneichel aus Kruft (Rheinland-Pfalz). Er ist bereits seit vielen Jahren Teil des Pflanzenschützer-Netzwerks und regelmäßig mit mehreren Nullparzellen bei „Schau ins Feld!“ dabei.

„Zweimal am Tag kriege ich über die an der Gelbschale integrierte Kamera ein Foto geschickt“, beschreibt Roni Schneichel die Funktion. „So kann ich meist direkt erkennen, welche Schädlinge auf meinen Feldern unterwegs sind und kann mir tägliche Kontrollfahrten sparen. Überschreitet die Zahl eines Schädlings die Schadschwelle (z. B. fünf Rapsstängelrüssler in drei Tagen), erfolgt automatisch eine Warnung. „Auch nachdem das Gerät gesäubert wurde, bleiben die Zahlen der Schädlinge in der App verfügbar und ich kann die Pflanzenschutzmaßnahmen so gut dokumentieren,“ so Roni Schneichel weiter.

Insgesamt zeigt sich der Landwirt zufrieden. Die digitale Gelbschale sei eine große Erleichterung für das Schädlingsmonitoring.

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„Schau ins Feld!“ 2023 – Warum moderner Pflanzenschutz notwendig ist

Der Startschuss für die neue Saison ist gefallen. Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Deutschland machen auch in diesem Jahr wieder auf die Bedeutung eines ganzheitlichen Pflanzenbaus aufmerksam. Die kostenlose Mitmach-Aktion „Schau ins Feld!“ ist ein Aufruf zum sachlichen Dialog über das komplexe und häufig kontrovers diskutierte Thema Pflanzenschutz.

Bei „Schau ins Feld!“ zeigen die Teilnehmenden, warum die moderne Landwirtschaft auf einen integrierten Pflanzenbau setzt. So wird erklärt, dass beim Anbau von Getreide, Obst und Gemüse zahlreiche Aspekte perfekt ineinandergreifen müssen, um ausreichend gesunde und qualitativ hochwertige Lebensmittel erzeugen zu können. Dazu zählen etwa die Wahl der richtigen Sorte, eine bedarfsgerechte Pflanzenernährung sowie der verantwortungsvolle und sachkundige Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen. Dabei setzt sich die Aktion auch mit aktuellen Problemfeldern und Zielkonflikten sowie mit entsprechenden Lösungsansätzen auseinander. Zum Beispiel geht es um die Frage, wie sich hohe Flächenproduktivität und gezielte Biodiversitätsförderung in Einklang bringen lassen und welche Rolle digitale Tools dabei spielen können.

Im letzten Jahr verzeichnete „Schau ins Feld!“ deutschlandweit mehr als 900 Teilnehmende. Diese legten an vielgenutzten Wegen – am Rande ihrer Felder, Weinberge oder Obstplantagen – mehr als 1.800 sogenannter „Schau!-Fenster“ an. In diesen Nullparzellen wird auch 2023 wieder auf jegliche Formen des Pflanzenschutzes verzichtet, um die Folgen für die Entwicklung und Ernte der angebauten Kulturpflanzen aufzuzeigen. Eine kostenlos bestellbare Info-Tafel schafft Aufmerksamkeit und erklärt die Aktion.

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Mineraldünger für gezielte Nährstoffversorgung

Sobald die Temperaturen steigen, beginnen die Pflanzen zu wachsen. Für eine gesunde Entwicklung und damit gute Erträge und hohe Qualität der Erzeugnisse brauchen Kulturpflanzen eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen. Mineraldünger eignen sich besonders gut, um eine Nährstoffversorgung zu ermöglichen, die exakt an den jeweiligen Bedarf angepasst ist.

Gesunde Pflanzen benötigen ausreichend Nährstoffe

Pflanzen nehmen die Nährstoffe, die sie zum Wachsen benötigen, in Wasser gelöst über ihre Wurzeln aus dem Boden auf. Sechs Hauptnährstoffe sind besonders wichtig: Stickstoff (wird am meisten benötigt), Phosphor, Kalium, Schwefel, Calcium und Magnesium. Doch auch die Verfügbarkeit der Spurenstoffe (wie Bor oder Molybdän) ist essenziell. Der genaue Nährstoffbedarf der Kulturpflanzen ist über die Wachstumsphase gut erforscht. Dabei unterscheiden sich der Nährstoffbedarf und die Verfügbarkeit der im Boden vorhandenen Nährstoffe. Die Konzentration und auch die Verfügbarkeit einzelner Nährstoffe variiert je nach Standort. Synthetisch hergestellte Mineraldünger können diese unterschiedlichen Anforderungen gut abdecken, da sie den Pflanzen nach ihrer Ausbringung die richtigen Nährstoffe zur richtigen Zeit, in der richtigen Form und in der richtigen Menge zur Verfügung stellen.

Unterschiedliche Dünger je nach Bedarf der Kulturen

Landwirtinnen und Landwirte ermitteln den Nährstoffgehalt des Bodens und gleichen ihn mit dem Nährstoffbedarf der angebauten Pflanzen ab. Die fehlenden Nährstoffe werden dem Boden über unterschiedliche Dünger zugeführt. Neben den Mineraldüngern sind das die organischen Dünger, die auch Wirtschaftsdünger genannt werden. Aus Sicht des integrierten Pflanzenbaus empfiehlt sich meist eine Kombination aus beiden.

Organische Dünger umfassen Gülle, Mist, Jauche und Gärreste. Sie werden sowohl im ökologischen als auch im konventionellen Pflanzenbau eingesetzt. Im besten Fall stammen sie aus der eigenen Tierhaltung oder zumindest aus der näheren Umgebung. Organische Dünger enthalten die wichtigsten Pflanzennährstoffe (Stickstoff, Phosphat, Kalium und Magnesium), je nach Tierart in etwas unterschiedlichen Konzentrationen. Nährstoffe aus organischen Düngern sind nach der Ausbringung größtenteils nicht sofort für die Pflanzen verfügbar und müssen zuerst von den im Boden vorhandenen Mikroorganismen in mineralische Formen umgesetzt werden. Bei diesen Prozessen kann es zu hohen Verlusten in Form von Ammoniak und Lachgas, aber auch von Nitrat kommen.

Chemisch-synthetische bzw. mineralische Dünger werden nur in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt. Sie bieten den Vorteil, dass ihre Zusammensetzung sehr homogen und ihr Nährstoffgehalt genau bekannt ist. Im Gegensatz zu organischen Düngemitteln können Mineraldünger die Pflanzen besonders bedarfsgerecht und verlustarm mit Nährstoffen versorgen, aufgrund ihrer hohen, unmittelbaren Pflanzenverfügbarkeit, Dosierbarkeit und Effizienz. So lässt sich eine Unter- oder Überversorgung mit bestimmten Nährstoffen besser vermeiden. Der Einsatz sogenannter Inhibitoren bei stickstoffhaltigen Düngemitteln reduziert die Emissionen von Treibhausgasen (z. B. Lachgas) zusätzlich.

Teilflächenspezifische Bewirtschaftung ermöglicht ideale Pflanzenversorgung

Am genauesten können mineralische Dünger in Kombination mit sensorgestützten digitalen Systemen ausgebracht werden: Mit Satelliten-, Drohnenbildern oder Sensoren am Traktor werden für die einzelnen Bereiche einer Ackerfläche sogenannte Zonenkarten mit dem jeweiligen Nährstoffbedarf erstellt. Mit diesen stellen Landwirtinnen und Landwirte also fest, wo und mit welcher Intensität gedüngt werden muss. So kommen die Nährstoffe noch zielgerichteter und bedarfsgerechter bei den Pflanzen an. Zudem werden die eingesetzten Nährstoffmengen direkt in digitalen Ackerschlagkarteien dokumentiert.

Beim Einsatz von organischen Düngern wie Gülle ist die Teilflächenapplikation derzeit komplizierter, da ein zusätzlicher Sensor zunächst den Nährstoffgehalt der Gülle messen muss. In Zukunft wird es aber möglich sein, auch organische Dünger noch exakter auszubringen. Zu einer effizienten Verwertung der Nährstoffe können außerdem Biostimulanzien (z. B. in Form von Mikroorganismen oder Humin- und Fulvosäuren) beitragen.

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