Landwirtschaft und Biodiversität
Der Verlust an Artenvielfalt ist seit Jahren wissenschaftlich belegt und eines der größten Probleme unserer Zeit. Oft damit verbunden wird der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Natürlich spielt die Art, wie wir Landwirtschaft betreiben, eine wichtige Rolle. Doch die Ursachen sind vielfältig. Größter Treiber für den Rückgang der Biodiversität ist der Verlust natürlicher Lebensräume durch veränderte Landnutzung. Hier ist die produktive Landwirtschaft sogar Teil der Lösung.
Auch wenn auf einem Acker zur selben Zeit nur eine Pflanzenart wächst und unerwünschte Unkräuter gezielt aus den Beständen entfernt werden, trägt die produktive Landwirtschaft zur Artenvielfalt bei. Sie hat es geschafft, die Erträge auf den begrenzten landwirtschaftlich nutzbaren Flächen zu verdoppeln. Damit kann der Bedarf einer steigenden Weltbevölkerung an gesunden Lebensmitteln gedeckt werden, ohne dass dafür zusätzlicher Naturraum unter den Pflug genommen werden muss, der so für mehr Biodiversität zur Verfügung steht. Dazu trägt auch ein ganzheitlicher Pflanzenschutz mit unterschiedlichen Bausteinen bei, zu denen etwa die Züchtung neuer, ertragreicher Sorten gehört oder auch der Einsatz digitaler Technologien.
Mit gezielten Maßnahmen die Artenvielfalt fördern
Die Landwirtschaft ist auf eine intakte Umwelt angewiesen und hat großes Interesse daran, die Artenvielfalt zu fördern und zu erhalten. Schließlich arbeiten Landwirtinnen und Landwirte in und mit der Natur. Sie sind mit unterschiedlichsten Maßnahmen aktiv, um Lebensräume für Arten zu schaffen, die sich über Jahrhunderte im landwirtschaftlichen Kulturraum angesiedelt haben.
Die sogenannten „Eh da-Flächen“, die sowieso vorhanden (also „eh da“ sind), eignen sich ideal, um Rohbodenbiotope, Holzlegen oder Lesesteinhaufen anzulegen. Das Aufstapeln von Steinen oder massivem Holz in verschiedenen Zerfallsstadien auf sonnigen Plätzen bietet z. B. Spinnen, Insekten aber auch Eidechsen und Amphibien Unterschlupf.
Weitere Maßnahmen:
- Das Aufschichten einer Beetle Bank schafft ein eigenes kleines Mikroklima für Käfer und andere Insekten.
- Regenwürmer und andere Bodenlebewesen profitieren vom aufgelockerten Boden durch den Anbau von Zwischenfrüchten.
- Ganzjährig blühende Wildblumenwiesen und Blühstreifen bieten nicht nur Bienen, sondern auch vielen anderen Insekten reichlich Nahrung.
- Vögel wie Kiebitz und Feldlerche, aber auch Hasen finden geschützte Nistgelegenheiten in unbestellten Parzellen in Getreidefeldern.
Ganzheitlicher Pflanzenschutz bedeutet Achtsamkeit
Ohne modernen Pflanzenschutz fehlt bei wichtigen Kulturpflanzen wie Weizen oder Kartoffeln im Durchschnitt der halbe Ertrag. Im schlimmsten Fall können Krankheiten, Unkräuter oder Schädlinge sogar für Totalausfälle der Ernten sorgen. Ein Verzicht auf modernen Pflanzenschutz würde nicht nur mit höheren Lebensmittelpreisen einhergehen, sondern auch mit einem höheren Flächenverbrauch, der sich negativ auf die Biodiversität und das Klima auswirkt. Außerdem müssten noch mehr Lebensmittel importiert werden. Bereits heute ist Deutschland nur bei Weizen und Gerste sowie bei Kartoffeln und Zuckerrüben Selbstversorger. Bei allen anderen Nutzpflanzen produziert die heimische Landwirtschaft in normalen Jahren weniger, als im Inland verbraucht wird. Doch bei der Wahl der richtigen Pflanzenschutzmaßnahme gilt es, genau abzuwägen und die Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Vor allem beim Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel gilt der Grundsatz: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.