Anwendung von Pflanzenschutzmitteln: Sicherheit von Mensch und Umwelt geht vor
Schon bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln werden hohe Anforderungen an ihre Anwendungssicherheit und Umweltverträglichkeit gestellt. Dennoch können chemische Pflanzenschutzmittel bei falscher Handhabung Gesundheitsrisiken bergen. Daher ist eine sachgerechte Anwendung extrem wichtig. Entsprechend viel Wert wird auf eine gute Schulung von landwirtschaftlichem Personal gelegt: Wer Pflanzenschutzmittel anwendet, muss eine entsprechende Sachkunde nachweisen. Dazu gehören neben der sachgemäßen Anwendung auch Aspekte wie die sichere Lagerung, die Verwendung der richtigen Schutzkleidung und die vorschriftsmäßige Entsorgung von Verpackungen und Restmengen.
Strenge Richtlinien sorgen für Sicherheit
Pflanzenschutzmittel werden in der EU ähnlich streng reguliert wie Arzneimittel. Sie werden nicht nur auf ihre Wirksamkeit und Pflanzenverträglichkeit geprüft, sondern auch auf mögliche unerwünschte Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt. Nur Mittel, die den hohen Sicherheitsstandards entsprechen, werden zugelassen.
Trotz strenger Vorgaben bei der Zulassung ist die richtige Anwendung entscheidend, um einerseits die erwünschte Wirkung zu erreichen und andererseits unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden. Pflanzenschutzmittel müssen in Deutschland nach „guter fachlicher Praxis“ angewendet werden. Diese umfasst klare Vorgaben für die korrekte Verwendung von Pflanzenschutzmitteln: von der Wahl des passenden Wirkstoffs über die richtige Dosierung bis zur Dokumentation der Maßnahmen. Um sicherzustellen, dass Landwirtinnen und Landwirte wirklich Expertinnen und Experten für die Anwendung sind, müssen sie ihr Wissen alle drei Jahre in anerkannten Fortbildungslehrgängen auffrischen und den erforderlichen Sachkundenachweis erlangen. Nur dann dürfen sie Pflanzenschutzmittel kaufen und anwenden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) überprüft, ob die strengen Vorgaben eingehalten werden und nimmt regelmäßig Betriebe und Pflanzenschutzgeräte genauer unter die Lupe – Beanstandungen gibt es dabei kaum.
Beispielfragen aus der Prüfung zum Sachkundenachweis für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln
Bei Bodenherbiziden erfolgt die Wirkstoffaufnahme überwiegend über die Wurzel, z. T. auch über das Blatt. Welche Faktoren sind beim Einsatz dieser Präparate ausschlaggebend?*
a) Bodenfeuchtigkeit, Ton- und Humusgehalt des Bodens
b) Sonnenscheindauer
c) Temperatur zur Zeit der Anwendung
Für den Abstand der Düsen am Spritzgestänge von der Zielfläche (Boden oder Pflanzendach) wird eine bestimmte Höhe gefordert. Wo liegt diese bei den 110-Grad-Flachstrahldüsen?**
a) 100 cm
b) 50 cm
c) 30 cm
Lösungen *a) **b)
Sorgfältige Vorbereitung der Anwendung
Zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln finden sich auf den Produkten umfassende Sicherheitshinweise der Hersteller. Vor der Anwendung der Mittel werden zunächst die erforderliche Schutzausrüstung und die genutzten Gerätschaften auf ihre Funktionstüchtigkeit und Kalibrierung überprüft. Bei der Vorbereitung und Anwendung der Mittel muss unbedingt auf zertifizierte Schutzkleidung, wie etwa Handschuhe, Schutzbrille, Stiefel oder Maske geachtet werden. Je nach Einsatz muss die Schutzausrüstung den Standards zum Umgang mit unverdünnten Produkten oder dem anwendungsfertigen Mittel entsprechen (Weitere Infos zur Persönlichen Schutzausrüstung im Pflanzenschutz).
Die eingesetzten Mittel sind in der Regel hoch konzentriert und werden im Tank der Spritzgeräte mit großen Mengen Wasser verdünnt. Was auf dem Feld ausgebracht wird, ist zu knapp 99,7 Prozent Wasser. Die erforderlichen Mengen der Pflanzenschutzmittel müssen dabei genauestens abgemessen werden, um die gewünschte Wirkung der Mittel zu erzielen, den Restmengenanteil so gering wie möglich zu halten sowie ihre Umweltverträglichkeit sicherzustellen. Auf dem Weg vom Hof zum Feld muss weiterhin gewährleistet sein, dass alle Ventile und Düsen absolut dicht sind und keine Mittel ungewollt austreten können.
Sichere Anwendung auf dem Feld
Bei der Anwendung der Mittel auf dem Feld wird dafür gesorgt, dass sie möglichst zielgenau ausgebracht werden und damit nur dort landen, wo sie auch wirken sollen. Das spart einerseits teure Betriebsmittel und sorgt außerdem dafür, dass die Umwelt geschont wird. Technische Vorrichtungen an den Pflanzenschutzspritzen, wie driftreduzierende Düsen, sollen verhindern, dass die Mittel bei Wind verweht werden („Abdrift“). Zudem müssen Sicherheitsabstände zu benachbarten Wohnflächen und die gesetzlichen Vorgaben zum Schutz von Gewässern und Bienen eingehalten werden. Je nach Kategorie der Traktorkabine sollten Landwirte auch während der Ausbringung der Mittel weiterhin Schutzausrüstung tragen. Denn nicht alle Kabinen sind vollständig dicht und somit für den Anwender sicher.
Sicherheit auch nach der Anwendung
Nach der Anwendung werden die eingesetzten Geräte und die getragene Schutzausrüstung gründlich gereinigt (Weitere Infos zur Reinigung von Spritz- und Sprühgeräten). Das Reinigungswasser darf anschließend nicht in die Kanalisation oder in Oberflächengewässer gelangen. Daher sollte eine Reinigung nie auf versiegelten Flächen erfolgen, sondern nur auf begrünten, biologisch aktiven Flächen, wo die Restmengen der Pflanzenschutzmittel in kurzer Zeit durch Mikroorganismen abgebaut werden. Dazu gibt es unterschiedliche Systeme mit sogenannten Biofiltern (Weitere Infos über Biologische Reinigungsverfahren). In Deutschland werden nur Mittel zugelassen, die sich innerhalb kürzester Zeit im Boden abbauen.
Leere Behälter oder Restmengen von Pflanzenschutzmitteln, die beispielsweise keine Zulassung mehr haben, müssen fachgerecht entsorgt werden. Hierfür haben die Hersteller der Produkte zentrale Rücknahmesysteme etabliert, die Landwirtinnen und Landwirte nutzen können. Unbrauchbare Mittel können über das PRE-System (Pflanzenschutzmittel Rücknahme und Entsorgung) meist zu festen Terminen an unterschiedlichen Sammelpunkten in ganz Deutschland zurückgegeben werden. Leere Behälter mit entsprechender Kennzeichnung nehmen die Hersteller über das PAMIRA-System (Packmittel Rücknahme Agrar) ebenfalls zu festen Terminen an deutschlandweiten Sammelstellen zurück.