Saatgutbehandlung: Alternativen zur chemischen Beizung

Die Beizung von Saatgut gilt als eine der ältesten Maßnahmen unter den Bausteinen des Pflanzenschutzes. Spätestens seit dem Einsatz chemischer Beizmittel im 19. Jahrhundert etablierte sie sich als effektive Methode, um Saatgut vor Schädlingen, Pilzen und Krankheitserregern zu schützen. Doch die politischen Ziele, den Einsatz chemischer Mittel in der Landwirtschaft zu reduzieren, richten sich auch an die Beizung: Immer wieder gibt es neue Auflagen zur Reduktion oder fallen chemische Wirkstoffe ganz weg. Daher wird vermehrt zu nicht chemischen Alternativen der Saatgutbehandlung geforscht.

Elektronenbehandlung

Bei dieser Methode werden Elektronen erzeugt und mithilfe eines Elektronenbeschleunigers auf das Saatkorn gelenkt. Beim Aufprall wird Energie freigesetzt, die Pilzsporen und Bakterien abtötet. Dieses Verfahren wirkt dabei nur gegen Erreger auf der Kornoberfläche. Gegen Krankheitserreger im Inneren der Samenkörner, wie zum Beispiel Flugbranderreger, ist es wirkungslos.

Dampfbehandlung

Die Dampfbehandlung gilt als besonders effiziente Methode zur Behandlung von Saatgut. Sie ist kostengünstig und erfordert wenig Zeitaufwand. Durch heißen Wasserdampf werden Krankheitserreger auf der Kornoberfläche abgetötet. Nachteil der Dampfbehandlung: Auch sie wirkt nicht gegen Erreger im Inneren des Saatguts.

Biologische Behandlung

Der Einsatz von bestimmten Bakterien ist in der ökologischen Landwirtschaft schon lange verbreitet. Diese töten gezielt Pilze und Krankheitserreger auf dem Saatgut ab und verhindern so eine Ausbreitung der Schäden.

Biostimulanzien

Anders als die übrigen Verfahren, dient die Beizung mit Biostimulanzien dazu, beispielsweise die Nährstoffaufnahme und die Wurzelbildung der Pflanzen anzuregen und so ein gesundes Pflanzenwachstum zu fördern.

Echte Alternativen für die chemische Beizung?

Die hier vorgestellten Methoden sind vor allem bei der Bekämpfung von Pilzen und Krankheitserregern auf der Oberfläche des Saatguts eine wirksame Alternative zu chemischer Beizung. Gegen Erreger im Innern, wie beispielsweise Flugbrand, sind sie aber in der Regel wirkungslos. Zudem bieten die alternativen im Gegensatz zu chemischen Beizmitteln keinen vorbeugenden Schutz, zum Beispiel gegenüber Krankheitserregern oder Schadinsekten im Boden.

Bei Anwendung dieser Verfahren ist es also für die Landwirtschaft besonders wichtig, das Saatgut bei der Aufbereitung sorgfältig zu prüfen, um einen Befall mit solchen samenbürtigen Krankheitserregern auszuschließen. Außerdem hängt die Wahl der richtigen Methode zur Saatgutaufbereitung im Einzelfall von den Anbaubedingungen und den Gegebenheiten der Anbauflächen ab.

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