Beizung: Punktgenauer Pflanzenschutz am Saatgut
Wenn von chemischem Pflanzenschutz die Rede ist, denkt man zunächst an die Pflanzenschutzspritze, die über den Acker fährt, um die Kulturpflanzen vor Schädlingen oder Krankheitserregern zu schützen. Doch Pflanzenschutzmittel können auch schon das Saatgut und den Keimling vor Insektenfraß oder Krankheiten schützen. Bei der Behandlung von Saatgut mit chemischen Mitteln spricht man von Beizung. Gegen einige Pflanzenkrankheiten ist sie sogar die einzig wirksame Behandlungsmethode.
Beizungen gibt es nicht nur in der Landwirtschaft. Auch in der Stahlproduktion, im Handwerk oder in der Textilindustrie ist die Beizung von Materialien gängige Praxis und dient dem Schutz gegen äußere Einflüsse. Das Wort „Beizen“ beschreibt dabei nichts anderes als die chemische Behandlung von Oberflächen. In der Landwirtschaft dient die Beizung des Saatguts dem Schutz vor Krankheitsbefall und Schädlingen im Boden, die nach dem Aussähen gezielt das Korn der Pflanze angreifen und durch schnelle Verbreitung enorme wirtschaftliche Schäden anrichten können. Die Beizung von Getreide gehört seit Jahrhunderten zu den wichtigsten und effektivsten Bausteinen des Pflanzenschutzes.
Der Vorteil des Beizens liegt vor allem in der präzisen Anwendung: Das Saatgut wird mit dem Beizmittel umhüllt, indem es in einer Sprühkammer gleichmäßig damit benetzt wird. Neben flüssigen Varianten gibt es auch Mittel in Pulverform, die jedoch seltener genutzt werden. Durch die gleichmäßige Behandlung des Saatgutes kann der Pflanzenschutz punktgenau wirken. Die Beizung kann dadurch nicht nur effektiv schützen, sondern auch sparsam angewendet werden: Pro Hektar Anbaufläche werden lediglich 200 Milliliter Beizmittel benötigt – Streuverluste gibt es nicht.
Eine besondere Bedeutung kommt der Beizung von Weizen-, Gersten- und Hafersaatgut zu. Sie bietet zuverlässigen Schutz vor beispielsweise Flug- oder Steinbrand. Bei diesen Pilzkrankheiten wachsen anstelle der Ähren schwarze Sporenlager. Sie verbreiten sich nicht nur schnell weiter, sondern sorgen auch für erhebliche Ertragseinbußen, da die schwarzen Körner weder als Nahrungsmittel noch als Tierfutter verwendet werden können. Vor der Etablierung chemischer Beizungen im 19. Jahrhundert führten solche Pilzkrankheiten zu erheblichen Missernten. Bei der Bekämpfung dieser Pilzsporen ist das Beizen bis heute alternativlos. Doch auch Krankheitserregern aus dem Boden und der Luft kann mit einer Beizung des Saatguts vorgebeugt werden.
Systemische Beizmittel umhüllen nicht nur das Saatgut, sondern dringen auch in den Sämling ein und schützen ihn für eine gewisse Zeit. Allerdings hält der Beizschutz nicht ewig an. Er ist also kein dauerhafter Ersatz für mögliche spätere Pflanzenschutzmaßnahmen. Je nach Zusammensetzung des Mittels, wird dieses nach einigen Wochen abgebaut. Dennoch ist die Beizung nach wie vor eine der wichtigsten und erfolgreichsten Behandlungsformen von Saatgut, um Krankheitserregern und Schädlingen vorzubeugen und den angebauten Kulturpflanzen gute Wachstumsvoraussetzungen zu gewähren. Ergänzend können auch Biostimulanzien eingesetzt werden, um das Pflanzenwachstum anzuregen.