„Schau ins Feld!“ 2024 – Pflanzenschutz sichtbar machen und Verständnis schaffen

Es geht wieder los: Im Rahmen der Mitmach-Aktion „Schau ins Feld!“ gehen auch 2024 deutschlandweit über 1.000 Landwirtinnen und Landwirte an die Öffentlichkeit. Mit sogenannten Nullparzellen und Infotafeln am Feldrand wird die Bedeutung von Pflanzenschutz für sichere Erträge und die Erzeugung gesunder und hochwertiger Nahrungsmittel veranschaulicht. Ziel ist es, das Geschehen auf dem Feld transparent zu machen und mit dem Expertenwissen der Teilnehmenden mehr Verständnis für die landwirtschaftliche Praxis zu schaffen.

Bei „Schau ins Feld!“ verzichten die Teilnehmenden in einem für Passantinnen und Passanten gut sichtbaren Teil ihrer Äcker auf jegliche Pflanzenschutzmaßnahmen. Diese Nullparzellen kennzeichnen sie mit einem Schild, das Informationen zur Aktion bereithält und zum Dialog einlädt. Bereits nach einiger Zeit der Vegetation lassen sich in den Nullparzellen die ersten Folgen erkennen, vor allem im direkten Vergleich zum Rest des Feldes: Unkräuter, Krankheiten und Schädlinge breiten sich aus. Am Ende der Saison stehen deutlich geringere und minderwertigere Erträge zu Buche.

Im Rahmen der Mitmach-Aktion geht es zunehmend auch um weitere Themen des integrierten Pflanzenbaus. Zum Beispiel werden neben den verschiedenen Bausteinen des Pflanzenschutzes auch die Pflanzenernährung, Biostimulanzien, der Einsatz digitaler Lösungen oder etwa Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt thematisiert. Gleichzeitig geraten neue Herausforderungen durch zunehmende klimatische Veränderungen und politische Regulierung ins Blickfeld. 

Aber nicht nur die Themenvielfalt, sondern auch die kostenlosen Materialien  der „Pflanzenschützer“ haben sich erweitert: Neben der klassischen „Schau!“-Tafel, gibt es inzwischen auch Biodiversitäts-Infotafeln, eine neue Info-Broschüre, Aktionsmaterialien und Give-aways. Außerdem liefern Kommunikationsworkshops hilfreiche Tipps für die eigene Öffentlichkeitsarbeit von Landwirtinnen und Landwirten.

„Schau ins Feld!“-Teilnehmende können bis Ende April 2024 mit etwas Glück einen 100-€-Gutschein der Firma Engelbert Strauss gewinnen, indem sie weitere Landwirtinnen und Landwirte für die Aktion begeistern (Teilnahmebedingungen). Mitmachen lohnt sich!

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Ehrung der „Pflanzenschützer des Jahres 2023“ auf der Grünen Woche

Gleich zu Beginn der Grünen Woche 2024 stand am Messestand des IVA ein wichtiger Termin an: die Ehrung der „Pflanzenschützer des Jahres 2023“. Ausgezeichnet wurden zwei Landwirte aus dem 1.000-Kopf-starken Netzwerk von „Die Pflanzenschützer“, die sich im Laufe des letzten Jahres besonders engagiert haben.

Pflanzenschützer des Jahres 2023: Roni Schneichel und Torsten Reim

Torsten Reim aus Hessen ist inzwischen zu einem zuverlässigen Ansprechpartner bei Fragen rund um den digitalen Ackerbau geworden. Er stand uns in den vergangenen Jahren für Interviews, allgemeine Rückfragen zur modernen Landwirtschaft und Videodrehs zur Verfügung. „Digitale Tools sind für mich wichtig, weil sie Landwirtinnen und Landwirten die Chance bieten, effizienter und nachhaltiger zu arbeiten“, beschreibt Torsten Reim seine Motivation. „Mit weniger Input kann man mehr Output erreichen“.

Auch Roni Schneichel aus Rheinland-Pfalz wurde „Pflanzenschützer des Jahres 2023“. Er hat das Projektbüro der Pflanzenschützer die gesamte Saison über regelmäßig mit Fotos seiner Nullparzellen sowie seiner Biodiversitätsmaßnahmen versorgt. Außerdem berichtete er uns im Interview von seinen Erfahrungen zu digitalen Gelbschalen, die er schon in der Testphase ausprobieren konnte. „Ich freue mich sehr über die Ehrung, da hier honoriert wird, was Landwirtinnen und Landwirte für den Umweltschutz und eine sichere Ernährung tun“, erklärt Roni Schneichel. „Ich appelliere an alle Kolleginnen und Kollegen bei ‚Schau ins Feld!‘ mitzumachen, um so mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten und zu erklären, warum Pflanzenschutz notwendig ist und wie er angewandt wird.“

Als Dank für die tatkräftige Unterstützung haben wir die beiden Landwirte für ein Wochenende nach Berlin zur Grünen Wochen 2024 eingeladen, inklusive An- und Abreise sowie Hotelübernachtung. Auch auf diesem Weg noch einmal herzlichen Dank für alles!

Gerne möchten wir bei dieser Gelegenheit alle Landwirtinnen und Landwirte auch für die neue Saison motivieren, sich im Rahmen der „Pflanzenschützer“ aktiv zu beteiligen. Ihr könnt gerne wieder eine oder mehrere Nullparzellen am Feldrand einplanen, um eure wertvolle Arbeit sichtbar zu machen. Schickt uns dazu Fotos oder kurze Videos und vielleicht habt hier im nächsten Jahr das Glück, ein Wochenende in Berlin zu verbringen. Es lohnt sich auf jeden Fall, mitzumachen!

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„Pflanzenschützer des Jahres 2023“ gesucht!

Pflanzenschutz ist ein erklärungsbedürftiges Thema. Aus diesem Grund gibt es „Die Pflanzenschützer“ und die dazugehörige Mitmachaktion „Schau ins Feld!“. Jedes Jahr werden einige der teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte, die sich während der Saison in besonderem Maße engagiert haben, für ihren Einsatz ausgezeichnet.

Jetzt bewerben und Tickets für die IGW 2024 gewinnen

Die gesamte „Pflanzenschützer“-Community ist herzlich eingeladen, sich über das unten verlinkte Formular als „Pflanzenschützer des Jahres“ zu bewerben. Wir wählen zwei engagierte Teilnehmende aus und laden sie zu einem Besuch auf die Internationale Grüne Woche 2024 nach Berlin ein (inkl. Messeticket, Kostenübernahme für die An- und Abreise sowie Unterkunft).

Auf den Acker geschaut

Inzwischen gehören mehr als 1.000 Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Deutschland dem „Pflanzenschützer“-Netzwerk an. Sie legen ein oder mehrere „Schau!-Fenster“ am Feldrand, an der Obstwiese oder dem Weinberg an und stellen Infotafeln zu Biodiversität oder Zwischenfrüchten auf, um in den Dialog mit der Presse sowie mit Verbraucherinnen und Verbrauchern zu treten. So schaffen sie Aufmerksamkeit für Themen rund um den integrierten Pflanzenbau: für die verschiedenen Bausteine des Pflanzenschutzes, die sachgemäße Anwendung von Pflanzenschutzmaßnahmen, aber auch für andere relevante Themen wie Pflanzenernährung, Pflanzenzüchtung, Digitalisierung oder Biodiversität.

Die Teilnehmenden machen sichtbar, was sie im Laufe der Saison auf dem Acker machen, um ihre Pflanzen zu schützen und eine ausreichende Ernte zu sichern. Um die Reichweite für „Schau ins Feld!“ zu erhöhen, senden sie uns regelmäßig Fotos oder Videos und greifen die Aktion auch auf ihren eigenen Kanälen auf. Viele Teilnehmende nutzen Hoffeste oder anderen Veranstaltungen vor Ort, um mit Interessierten in den Austausch zu kommen. Hier unterstützen die Aktionsmaterialien der „Pflanzenschützer“ oder die Info-Broschüre Pflanzenschutz beim Einstieg in komplexe Themen.

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„Schau ins Feld!“ 2023 – Warum moderner Pflanzenschutz notwendig ist

Der Startschuss für die neue Saison ist gefallen. Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Deutschland machen auch in diesem Jahr wieder auf die Bedeutung eines ganzheitlichen Pflanzenbaus aufmerksam. Die kostenlose Mitmach-Aktion „Schau ins Feld!“ ist ein Aufruf zum sachlichen Dialog über das komplexe und häufig kontrovers diskutierte Thema Pflanzenschutz.

Bei „Schau ins Feld!“ zeigen die Teilnehmenden, warum die moderne Landwirtschaft auf einen integrierten Pflanzenbau setzt. So wird erklärt, dass beim Anbau von Getreide, Obst und Gemüse zahlreiche Aspekte perfekt ineinandergreifen müssen, um ausreichend gesunde und qualitativ hochwertige Lebensmittel erzeugen zu können. Dazu zählen etwa die Wahl der richtigen Sorte, eine bedarfsgerechte Pflanzenernährung sowie der verantwortungsvolle und sachkundige Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen. Dabei setzt sich die Aktion auch mit aktuellen Problemfeldern und Zielkonflikten sowie mit entsprechenden Lösungsansätzen auseinander. Zum Beispiel geht es um die Frage, wie sich hohe Flächenproduktivität und gezielte Biodiversitätsförderung in Einklang bringen lassen und welche Rolle digitale Tools dabei spielen können.

Im letzten Jahr verzeichnete „Schau ins Feld!“ deutschlandweit mehr als 900 Teilnehmende. Diese legten an vielgenutzten Wegen – am Rande ihrer Felder, Weinberge oder Obstplantagen – mehr als 1.800 sogenannter „Schau!-Fenster“ an. In diesen Nullparzellen wird auch 2023 wieder auf jegliche Formen des Pflanzenschutzes verzichtet, um die Folgen für die Entwicklung und Ernte der angebauten Kulturpflanzen aufzuzeigen. Eine kostenlos bestellbare Info-Tafel schafft Aufmerksamkeit und erklärt die Aktion.

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„Pflanzenschützer des Jahres 2022“ gesucht: Jetzt bewerben!

Was genau versteht man eigentlich unter Pflanzenschutz? Welche Bausteine des Pflanzenschutzes gibt es und warum sind sie so wichtig? Die Teilnehmenden der Mitmach-Aktion „Schau ins Feld!“ liefern Antworten auf diese und weitere Fragen. Mithilfe der angelegten Nullparzellen versuchen sie, Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen und darüber mit Verbraucherinnen und Verbrauchern ins Gespräch zu kommen.  

Teilnehmende zeigen, was auf dem Feld passiert

Über 950 Landwirtinnen und Landwirte waren in diesem Jahr deutschlandweit bei „Schau ins Feld!“ dabei. Sie haben sichtbar gemacht, was sie im Laufe der Saison auf dem Acker machen, um ihre Ernte zu sichern: sowohl im persönlichen Gespräch am Feldrand als auch über die sozialen Medien. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben zahlreiche Fotos von ihrer Teilnahme an der Aktion „Schau ins Feld!“ für die Kanäle der Pflanzenschützer aufgenommen oder selbst verbreitet. Einige haben zudem in unserem neuen Format „Direkt vom Feld“ detaillierte Einblicke in die Facetten ihres Berufs gewährt – zum Beispiel zum Einsatz von Biostimulanzien oder digitalen Anbausystemen.

Jetzt bewerben

Auch in diesem Jahr sollen besonders aktive Landwirtinnen und Landwirte wieder für ihr Engagement als „Pflanzenschützer des Jahres“ ausgezeichnet werden. Alle Teilnehmenden an der Aktion sind dazu eingeladen, sich über das unten verlinkte Formular dafür zu bewerben. Die Sieger laden wir zu einem Besuch auf die Internationale Grüne Woche 2023 nach Berlin ein (inkl. Messeticket, Kostenübernahme für die An- und Abreise sowie Unterkunft).

Die Bewerbungsfrist ist abgelaufen.

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Biologischer Pflanzenschutz: Trichogrammakarten zum Schutz vor dem Maiszünsler

Der Maiszünsler legt zu Beginn des Julis seine Eier auf den Blättern der Maispflanze ab. Sobald die Larven schlüpfen, bohren sie sich von oben in den Maisstängel und fressen sich von hier aus nach unten durch. Da auch nach der Ernte oft Stoppeln der Maispflanze auf dem Feld stehenbleiben, können die Maiszünslerlarven so auf dem Feld überwintern. Ist der Stängel der Maispflanze erst einmal beschädigt, kann diese nicht mehr gut wachsen – im schlimmsten Fall sogar abknicken und zusammenbrechen. Die zu erwartenden Erträge fallen deutlich geringer aus. Auch Maisbeulenbrand kann die Folge sein, was wiederum zu einer Vermehrung von Fruchtfliegen auf dem Acker führt.

Wie können Landwirtinnen und Landwirte gegen den Maiszünsler vorgehen? Neben der Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel hat sich hier inzwischen auch eine effektive Maßnahme des biologischen Pflanzenschutzes durchgesetzt: die Trichogrammakarten (siehe auch Bausteinclip “Biologischer Pflanzenschutz”).

Wie funktionieren Trichogrammakarten?

Trichogrammakarten enthalten Larven von Schlupfwespen, die sich in unterschiedlichen Stadien befinden. Auf dem Feld ausgebracht, schlüpfen die Larven zu leicht versetzten Zeitpunkten und können so über einen längeren Zeitraum die Eier des Maiszünslers vernichten. Sobald die Schlupfwespen nicht mehr ausreichend Nahrung finden, sterben die Populationen wieder aus. Generell haben Schlupfwespen nur eine kurze Lebensdauer von ca. 10 Tagen.

„Ein guter Zeitpunkt zur Ausbringung der Trichogrammakarten auf dem Feld ist etwas früher als die Anwendung chemischen Pflanzenschutzes“, erklärt Landwirt Achim Deipenwisch. Er setzt die Karten bereits seit sechs Jahren ein. „Sobald der Zuflug der ersten Falter beginnt, bringen wir die Trichogrammakarten aus.“ Dies wird meist von Hand gemacht, pro Hektar sind ca. 30 Karten nötig. Alternativ gibt es auch Trichogrammakugeln, die mit einer GPS-gesteuerter Drohne ausgebracht werden.

Viele Faktoren entscheidend für den Erfolg der Maßnahme

„Bei der Entscheidung, wie die Landwirtin oder der Landwirt die Maispflanzen schützt, wägt er neben Umweltfaktoren auch Kosten und Nutzen ab“, erklärt Achim Deipenwisch. „Trichogrammakarten sind deutlich günstiger als chemische Pflanzenschutzmittel, ihre Anwendung ist aber gerade bei der manuellen Ausbringung aufwendiger. Trichogrammakarten haben zudem einen reduzierten Wirkungsgrad im Vergleich zu chemischen Pflanzenschutzmaßnahmen. Es kommt entscheidend darauf an, wie stark der Druck und die zu erwartenden Schäden durch den Maiszünsler sind. Dies ist regional sehr unterschiedlich.“ Während der Maiszünslerbestand mit chemischem Pflanzenschutz durchschnittlich um 80 Prozent verringert wird, sind es bei der biologischen Variante nur rund 60 Prozent.

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Praxisberichte: Biostimulanzien in der Anwendung

Biostimulanzien sind Naturstoffe, die pflanzliche Ernährungsprozesse stimulieren. Landwirtinnen und Landwirte versprechen sich hierdurch eine verbesserte Nährstoffaufnahme und -verwertung in den Kulturpflanzen. Biostimulanzien sollen etwa das Wurzelsystem verbessern und gleichzeitig die Stresstoleranz gegenüber abiotischen Umweltfaktoren wie Trockenheit, Hitze oder Frost steigern (siehe auch Newsbeitrag Biostimulanzien).

In der Landwirtschaft gewinnen Biostimulanzien unterschiedlichster Art immer mehr an Relevanz. Wir haben mit drei Landwirten aus dem Pflanzenschützer-Netzwerk gesprochen und nachgefragt, welche Erfahrungen sie bisher mit Biostimulanzien sammeln konnten. Welche Biostimulanzien wurden getestet? Wie werden sie angewandt? Und was können die Stoffe in der Praxis leisten?

Seit rund drei Jahren setzt Matthias Albers aus Rheine (Nordrhein-Westfalen) auf dem elterlichen Hof Biostimulanzien ein. Er hat bislang gute Erfahrungen damit gemacht. „Ich nutze die Biostimulanzien überwiegend in Nährstoffbeizen, sowohl bei Mais als bei Getreide“. Mit der Beize werden die Nährstoffe und Biostimulanzien auf das Saatgut aufgebracht, wo sie unmittelbar am Keimling wirken können. „Die Biostimulanzien, die ich anwende, sind sich dabei alle relativ ähnlich. Sie basieren auf Pflanzenextrakten und/oder einem lebenden Bakterium“, so der Junglandwirt. Er ist überzeugt, dass Nährstoffbeizen kombiniert mit Biostimulanzien schon bald zum Standard in der Landwirtschaft gehören. „Besonders bei der Jugendentwicklung der Maispflanzen zeigen sich positive Ergebnisse; aber auch im Wurzelwachstum – vor allem bei der Feinwurzel.“

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Auch Phillip Krainbring aus Wanzleben-Börde (Sachsen-Anhalt) setzt schon länger Biostimulanzien bei sich auf dem Hof ein. Er fing bereits 2017 damit an, unterschiedliche Möglichkeiten zu testen. Seine Motivation zog er daraus, Alternativen zu chemischer Saatgutbehandlung zu finden. Er will auf politische Vorgaben gut vorbereitet sein, anstatt irgendwann adhoc reagieren zu müssen. „Im ersten Schritt habe ich es mit einer Elektronen-Saatgut-Behandlung ausprobiert. Danach habe ich es auch mit Beizen versucht. Mikroorganismen waren dabei, aber auch Algenextrakte. Hauptsächlich habe ich Biostimulanzien im Mais und Weizen eingesetzt; teilweise und in deutlich kleinerem Umfang auch im Raps und bei Zuckerrüben.“ Phillip Krainbring konnte dabei zwar bisher keine gravierenden Unterschiede bei der Ertragsmenge feststellen. Er ist sich aber sicher, dass er durch Biostimulanzien ein verbessertes Wurzelwachstum sehen kann und seine Kulturpflanzen dank Biostimulanzien robuster sind.

Dirk Klaßen aus Jüchen (Nordrhein-Westfalen) sieht in Biostimulanzien die Möglichkeit, seine Kulturpflanzen resistenter gegen Stressfaktoren zu machen. Langfristig verspricht er sich hierdurch auch eine Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln. Dirk Klaßen nutzt bereits seit über fünf Jahren Algenprodukte im Zuckerrübenanbau. Dort hat er auch schon Mikroorganismen, Gesteinsmehle und Bakterienprodukte ausprobiert. Einerseits möchte er mit Hilfe von Biostimulanzien Synergien mit chemischen Pflanzenschutzmitteln schaffen und speziell die Wirkung von Fungiziden verbessern, andererseits versucht er damit Insektizide einzusparen.

Durch die guten Erfahrungen, die Matthias Albers mit Biostimulanzien machen konnte, steht der weitere Einsatz für ihn außer Frage. „Biostimulanzien sind eine tolle Möglichkeit, Nährstoffe optimal zu nutzen. Durch vitalere Pflanzen werden wir langfristig Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft einsparen können“, ist er überzeugt. Gleichzeitig blickt er gespannt auf zukünftige Entwicklungen in diesem Bereich: „Wenn neue Produkte auf dem Markt sind, bin ich immer bereit, diese zu testen. Ich denke, jede Landwirtin und jeder Landwirt sollte bei Biostimulanzien eigene Erfahrungen sammeln!“

Phillip Krainbring ergänzt, dass man als Landwirtin und Landwirt generell nicht „stehenbleiben“ sollte: „Es ist wichtig, sich immer weiterzuentwickeln, unbefangen Neues auszuprobieren und selbst zu schauen, was für einen funktioniert.“ Er achte darauf „neue Methoden nicht immer gleich komplett anzuwenden, sondern Vergleichsflächen mit und ohne die Maßnahme zu haben, um gute Aussagen über den Erfolg treffen zu können.“

Für Dirk Klaßen ist es entscheidend, sich bei seinen Versuchen mit Biostimulanzien und anderen Naturprodukten nicht zu schnell entmutigen zu lassen. Obwohl er zum Beispiel bei der Wirkung von Rottelenkern (Substanzen, die die Verrottungsprozesse beschleunigen) bisher keine großen Erfolge sehen konnte, will er das Thema noch nicht aufgeben. Außerdem plant er, demnächst Komposttees auszuprobieren. Diese stellen Kulturpflanzen Mikroorganismen in sehr hoher Menge zur Verfügung.

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„Lawi-Info-Pfad“ für Groß und Klein: Landwirtschaft praxisnah erklärt

Zwischen Feldern und Blühwiesen in der Herleshausener Flur hat die Agrarwissenschaftlerin Marlene Laufer den Landwirtschaftlichen-Informations-Pfad angelegt. Dieser zeigt anschaulich auf, wie moderne Landwirtschaft funktioniert. Seinen Ursprung hat der „Lawi-Info-Pfad“ aber in einem Reihenhaus mit kleinem Garten in Göttingen. Marlene Laufer fand es schade, dass ihre damals einjährige Tochter ohne direkten Bezug zur Landwirtschaft aufwuchs. Die kleine Anbaufläche im Garten konnte da nur bedingt Abhilfe schaffen. Trotzdem sorgte sie bei der Tochter für große Begeisterung und wurde so zur Inspiration für viele kreative Projekte.

Der Landwirtschaft in der Region eine Stimme geben

Als die Familie wieder zurück auf den Familienhof in Herleshausen gezogen war, kam Marlene Laufer im vergangenen Jahr die Idee, rund um die eigenen Äcker den Lawi-Info-Pfad anzulegen – mit Stationen und Informationstafeln für Groß und Klein. Jeder in der Großfamilie sowie Freunde und Bekannte packten mit an. So gelang es in kürzester Zeit, auf rund sechs Kilometern 15 Stationen einzurichten, an denen moderne Landwirtschaft praxisnah erklärt wird.

Beim Anlegen des Infopfads packen alle mit an.
Die Infotafeln bieten umfangreiche Informationen.

Die Stationen beschäftigen sich überwiegend mit konventioneller Landwirtschaft, teilweise aber auch mit biologischem Anbau. Eine Nullparzelle, die Marlene Laufer im Zuge der Mitmach-Aktion „Schau ins Feld!“ anlegt, ist ebenfalls Teil des Lawi-Info-Pfads. Sie soll Verbraucherinnen und Verbrauchern ermöglichen, Fragen zum Thema Pflanzenschutz zu stellen. Außerdem kann sie dort anschaulich zeigen, was der Verzicht auf sämtliche Bausteine des Pflanzenschutzes für die Kulturpflanzen und die Ernte bedeutet.

„Ich wollte der Landwirtschaft in unserer Region eine Stimme geben“, erzählt Marlene Laufer, die eigentlich als Agrarwissenschaftlerin im Versuchswesen arbeitet und nur nebenberuflich auf dem Hof ihres Schwiegervaters aushilft. „Die Infotafeln für Kinder haben wir überwiegend selbst gemacht. Dafür haben wir ‚Hanni Hummel‘ erfunden. Sie bringt den Kindern anschaulich und leicht verständlich die Themen rund um moderne Landwirtschaft näher.“

Landwirtschaft zum Anfassen

Der Lawi-Info-Pfad startet direkt am Hof der Familie mit dem Kindergartenacker, der zusammen mit der örtlichen Kita umgesetzt wird. Jede Saison steht hier ein anderes Thema im Fokus, in 2021 lautete es „Vom Blühstreifen zum Honigtopf“. An mehreren Terminen, von der Aussaat bis zur Ernte, besuchte die Kitagruppe „ihren eigenen“ Acker. Zum Abschluss zeigte ein Imker den Kindern, wie aus Waben Honig gewonnen wird. „Mir ist es wichtig, dass vor allem junge Menschen verstehen, wo unsere Lebensmittel eigentlich herkommen“, erklärt Marlene Laufer ihre Motivation. „Wie kommt der Honig ins Glas? Was ist in dem Brot, das ich esse? Warum brauche ich Raps für Schokolade? Das alles wollen wir zeigen und dabei Begeisterung für moderne Landwirtschaft wecken.“

2022 geht es auf dem Kindergartenacker um Kartoffeln. Vier unterschiedliche Sorten solle angebaut werden. Neben dem Lawi-Info-Pfad und dem Kindergartenacker gab es im letzten Jahr auf dem Hof auch ein Sommerfest mit Ständen zu unterschiedlichen landwirtschaftlichen Themen, u. a. auch zu Pflanzenschutz.

Auf dem Lawi-Infopfad wird einiges für Kinder geboten. Hier wird Löwenzahn gesät.

Viele neue Ideen für die eigene Kommunikation in 2022

Für 2022 hat Marlene Laufer bereits jede Menge weitere Ideen im Kopf. Auch örtliche Schulklassen sollen Gelegenheit bekommen, den Hof und den Kindergartenacker zu besuchen. Auf dem Lawi-Info-Pfad sind Bewegungsstationen geplant und Hanni Hummel soll es als Brennstempel geben.

Um alle Ideen umsetzen zu können, hofft die Agrarwissenschaftlerin auf eine finanzielle Unterstützung für ihre Projekte. Der Antrag zur Förderung ist bereits gestellt. „Bisher haben wir alles aus der eigenen Tasche bezahlt“, erzählt sie. „Das können wir auf Dauer nicht stemmen. Deshalb hoffe ich sehr, dass der Wert unserer Leistung für moderne Landwirtschaft gesehen wird und wir weiter viele tolle Projekte umsetzen können. Wir wollen Erwachsenen, aber vor allem auch Kindern die ökologische und konventionelle Landwirtschaft näherbringen, und unterhaltsam erklären, was Landwirtinnen und Landwirte eigentlich machen. So wollen wir immer wieder ins Gespräch kommen.“

Für ihr großes Engagement bei der Aktion "Schau ins Feld!" wurden Marlene Laufer und ihr Mann Daniel Laufer im Jahr 2021 "Pflanzenschützer des Jahres".

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„Schau ins Feld!“ geht in die achte Saison

Es geht wieder los. Schon zum achten Mal heißt es auf Äckern und Feldern in ganz Deutschland: „Schau ins Feld!“. Rund 950 Landwirtinnen und Landwirte sind dabei und haben sich zum Ziel gesetzt, mit Verbraucherinnen und Verbrauchern in den Dialog zu treten. Es soll miteinander, statt übereinander gesprochen werden –  vor allem über ein Thema, das komplex ist und auf viel pauschale Kritik stößt: den Pflanzenschutz.

Pflanzenschutz wird sichtbar

Um ins Gespräch zu kommen und anschaulich zu zeigen, was Pflanzenschutz überhaupt bedeutet, legen die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte sogenannte Nullparzellen an – am Feldrand, am Weinberg oder auf der Obstplantage. In diesem Feldabschnitt verzichten sie auf alle Bausteine des ganzheitlichen Pflanzenschutzes. Was das bedeutet, wird dann sehr schnell deutlich und schafft Aufmerksamkeit für das Thema: Unkräuter nehmen den Kulturpflanzen Nährstoffe, Wasser und Licht zum Wachsen. Schädlinge und Krankheiten setzen den Pflanzen weiter zu. Am Ende bleibt nicht viel übrig, was sich ernten lässt. Da wird schnell klar, warum es Pflanzenschutz in unterschiedlichen Formen braucht. Ob in der konventionellen oder der ökologischen Landwirtschaft.

Pflanzenschutz und Artenschutz vereint

Info-Tafeln an der Nullparzelle ordnen das Projekt ein und beleuchten darüber hinaus eines der wichtigsten Themen unserer Zeit: den Erhalt der Biodiversität. Nicht selten wird die Landwirtschaft pauschal für einen Rückgang der Artenvielfalt verantwortlich gemacht. Als größter Flächennutzer hat sie in dieser Hinsicht auch eine besondere Verantwortung. Die „Schau!-Tafeln“ sollen verdeutlichen, dass Landwirtschaft und Artenschutz jedoch keine unvereinbaren Gegensätze sind. Vielmehr soll aufgezeigt werden, wie die Sicherung von Erträgen und eine hohe Flächenproduktivität auch neue Möglichkeiten zur gezielten Förderung der Biodiversität schaffen, die von der Landwirtschaft auch aktiv umgesetzt werden.

Noch näher dran am Feld

Mit ihrer Teilnahme an „Schau ins Feld!“ wollen Landwirtinnen und Landwirte auch in diesem Jahr transparent und authentisch die Notwendigkeit von Pflanzenschutzmaßnahmen aufzeigen und Einblicke in ihre Arbeit geben. Drei Teilnehmende nehmen die Community in Videos mit aufs Feld und zeigen, welche Pflanzenschutzmaßnahmen sie wie und warum anwenden. Sie sprechen Themen wie die Digitalisierung an, die ihnen dabei hilft, Pflanzenschutzmittel zu reduzieren und gleichzeitig wirtschaftlich arbeiten zu können. Die drei zeigen aber auch Biodiversitätsmaßnahmen, die sie anwenden, um die Artenvielfalt zu fördern.

Auch alle anderen Landwirtinnen und Landwirten, die bei der Aktion „Schau ins Feld!“ mitmachen, sind dazu aufgerufen, Aktionsfotos und -videos rund um die Nullparzelle und zu Themen wie Biodiversität und Digitalisierung einzusenden und die Aktion damit in die Medien und in die Social-Media-Kanäle zu transportieren. Alle, die etwas einschicken, haben zum Saisonende die Chance, einen Erlebnisgutschein im Wert von 500 € zu gewinnen. (Teilnahmebedingungen)

Dialog bedeutet wechselseitigen Austausch

Um nicht nur am Feldrand, sondern auch im Netz Transparenz zu schaffen und Hintergründe und Prozesse in der landwirtschaftlichen Praxis zu erklären, sollen immer wieder auch Fragen von Verbraucherinnen und Verbrauchern durch Landwirtinnen und Landwirte beantwortet werden. Fragen können jederzeit an dialog@die-pflanzenschuetzer oder als PN an den Facebook- und Instagram-Kanal der Pflanzenschützer geschickt werden.

Sie sind Landwirtin oder Landwirt und möchten bei der Aktion „Schau ins Feld!“ mitmachen?
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Zeigen, was auf dem Feld passiert: ein Erfahrungsbericht zur eigenen Pressearbeit

Die Lokalpresse berichtet gerne darüber, was in der Region passiert, z. B. in der Landwirtschaft. Deshalb sind Landwirtinnen und Landwirte mit ihrem Expertenwissen beliebte Kontakte. Das Gespräch mit der Presse ist aber auch umgekehrt eine gute Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen und Einblicke in Arbeitsbereiche zu geben, über die in der Öffentlichkeit sonst nur wenig und einseitig berichtet wird. Dazu gehört auch das Thema Pflanzenschutz: Was zählt eigentlich alles zum Pflanzenschutz? Warum wird er angewandt? Zu welchen Zeitpunkten? Und was ist beispielsweise wichtig bei der Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln?

Viele Landwirtinnen und Landwirte aus dem „Schau ins Feld!“-Netzwerk konnten bereits positive Erfahrungen mit der Presse sammeln. Der Zeitpunkt, an dem die Nullparzelle angelegt wird, ist optimal, um die Presse zu kontaktieren. Jan Juister aus Hude, selbst Pflanzenbauberater und seit ein paar Jahren in Rente, stellte 2020 eine solche Kooperation mit dem Landwirt Ronald Bredendieck und der Nordwest-Zeitung auf die Beine. Während der gesamten Saison 2020 luden sie regelmäßig einen Lokalredakteur auf den Hof ein und vermittelten ihm unterschiedlichste Personen als Interviewpartner. Dazu haben wir bei Herrn Juister nachgehakt.

Welche Themen haben Sie dem Lokalredakteur angeboten?

Juister: Damit auf dem Feld etwas wächst und geerntet werden kann, passiert weit mehr als nur die Aussaat. Hier wollten wir am Beispiel Mais deutlich weiter ausholen und zeigen, welche Schritte für eine sichere, gesunde Ernte erforderlich sind. Los ging es bereits im Frühling, noch lange vor der Aussaat.

Über was genau wurde berichtet?

Juister: Durch die Entnahme von Bodenproben ließ mein Landwirtschaftskollege Herr Bredendieck zunächst prüfen, ob noch ausreichend Nährstoffe vorhanden sind. Hierfür zog er beim ersten Termin einen Agrartechniker hinzu, der an unterschiedlichen Stellen Bodenproben entnahm. Das zweite Mal haben wir den Journalisten eingeladen, um mit einem Mitarbeiter der Lufa Nord-West (Kontrolllabor im Bereich des ökologischen Anbaus) zu sprechen. Dieser erklärte, welche Maßnahmen aus den Ergebnissen der Bodenproben abgeleitet werden konnten. Bei einem dritten Termin habe ich als Experte für Pflanzenbauberatung die Bedeutung von Zwischenfrüchten aufgezeigt.

Die erste Düngung auf dem Feld konnte dank GPS passgenau ausgebracht werden. Erst im Zuge der zweiten Düngung fand dann die tatsächliche Aussaat statt. Als später erste Unkräuter zu sehen waren, kam die Pflanzenbauberatung wieder ins Spiel. Züchtung von Saatgut und wofür der Mais nach der Ernte verwendet wird, waren weitere, allgemeinere Themen.

Warum ist Pflanzenschutz beim Ackerbau so wichtig?

Juister: Für das Wachstum und die Erträge ist es wichtig, dass Kulturpflanzen vor Unkräutern, Krankheiten und Schädlingen geschützt werden. Der Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen und Pflanzenschutzmitteln muss dabei immer auch verantwortungsvoll der Umwelt gegenüber sein. Schließlich ist die Natur die Grundlage für die Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte.

Wie haben Sie das Thema Pflanzenschutz erklärt?

Juister: Um zu zeigen, wie sich der Verzicht auf Pflanzenschutz auswirkt, hatte Herr Bredendieck im Zuge der Mitmach-Aktion „Schau ins Feld!“ eine Nullparzelle auf seinem Feld angelegt, die wir dem Lokaljournalisten gezeigt haben und die auf großes Interesse stieß. In diesem Bereich verzichtete Herr Bredendieck auf jegliche Formen des Pflanzenschutzes. Der Verzicht hatte gravierende Auswirkungen auf das Wachstum der Pflanzen, z. B. da ihnen aufgrund von Unkräutern neben Wasser auch wichtige Nährstoffe fehlten. Später zeigte sich dies auch deutlich bei der Qualität und Quantität der Erträge.

Was ist Ihr Fazit zur Pressearbeit?

Juister: Ich hatte auch zuvor schon ab und zu mit der Presse gesprochen. Ich sehe es als eine tolle Möglichkeit, zu erklären, was in der Landwirtschaft passiert, da Verbraucherinnen und Verbraucher heutzutage kaum noch Kontakt zur Landwirtschaft haben. Mich haben nach den ersten Artikeln in der Nordwest-Zeitung viele Menschen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis auf die Bericht-Serie angesprochen. Sie haben mir widergespiegelt, wie spannend sie es fanden, Hintergründe zum Thema moderne Landwirtschaft zu erfahren.

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