Herbstzeit ist Pflanzenschutzzeit

Gefühlt ist die Ernte gerade erst abgeschlossen, auf manchen Feldern stehen noch die letzten Stoppeln und doch sieht man schon wieder Pflanzenschutzspritzen auf den Feldern. Das Ausbringen chemischer Pflanzenschutzmittel im Herbst hat allerdings ganz einfache Gründe: Die ersten Winterungen sind bereits ausgesät und die jungen Pflanzen sind vor allem im Anfangsstadium sehr empfindlich. Mit Pflanzenschutz wird die Konkurrenz durch Unkräuter gemindert, um den Kulturpflanzen noch vor dem Winter einen Wachstumsvorsprung zu verschaffen. Außerdem werden die jungen Pflanzen vor Schädlingen und Krankheitserregern geschützt.

Schadinsekten im Raps: So klein und doch so schädlich

Neben Wintergetreide ist Raps die wichtigste Winterkultur. Doch kaum ist der Raps in der Erde müssen die ersten Vorkehrungen für sein Überleben getroffen werden. Denn mit dem Auflaufen der Pflanzen werden auch die ersten Schädlinge wie Rapserdflöhe und Kohltriebrüssler aktiv. Um den Zuflug der Schädlinge und das Erreichen einer kritischen Schadschwelle besser kontrollieren zu können, werden schon direkt nach der Aussaat sogenannte Gelbschalen aufgestellt. Mit ihrer gelben Farbe locken sie die Insekten an und helfen dabei, das Ausmaß des Befalls zu messen.

Der drei bis viereinhalb Millimeter lange, blauschwarz glänzende Rapserdfloh mag die warmen und sonnigen Herbsttage. Er kann die Pflanzen bis Ende Oktober befallen. Die kleinen Käfer fressen dabei kleine, runde Löcher in die Blätter – dies kann der Raps aber in der Regel gut kompensieren. Größere Schäden richten die knapp sieben Millimeter großen und sechsbeinigen Larven an. Sie fressen Gänge durch die Rapsstängel, die dann bei Frost aufplatzen und abfrieren können. Wenn sich die Larven zu weit vorfressen, können Totalausfälle der Ernte drohen.

Bereits im Frühherbst befällt der Rapserdfloh die jungen Rapspflanzen.

Ein weiterer häufig vorkommender Schädling ist der Schwarze Kohltriebrüssler mit seinen roten Füßen und hellen Schuppen an der Unterseite. Dieser Käfer befällt die Rapsfelder ab Mitte September. Er ist zwar kleiner als der Rapserdfloh, aber dafür umso schädlicher. Nachdem der Schwarze Kohltriebrüssler seine Eier auf der Pflanze abgelegt hat, bohren sich die beinlosen Larven in den Stängel der jungen Rapspflanze. Sollten die Pflanzen den Winter und Frost überstehen, verkümmern sie meist im Frühjahr, da der Haupttrieb vollständig abstirbt. Hinzu kommen Sekundarinfektionen durch Pilzkrankheiten, denen die geschwächten Pflanzen wenig entgegensetzen können.

Um einen Befall zu vermeiden und die verbliebenen Larven in den Stoppeln zu bekämpfen, wird unter anderem auf gute Feldhygiene nach der Rapsernte geachtet. Bei akutem Befall hilft nur der Einsatz eines Insektizids. Die Stärke des Befalls wird über die Gelbschalen und das Schadbild im Bestand, also die bereits sichtbaren Schäden, erfasst. Wichtig ist dabei eine Bekämpfung noch vor der Eiablage.

Gerade einmal 2 - 3,5 mm wird der Schwarze Kohltriebrüssler lang – doch insbesondere seine Larven richten erheblichen Schaden im Raps an.

Phoma: Die Rapskrankheit

Neben den direkten Schäden durch Insekten stellt auch eine Phoma-Infektion ein erhebliches Risiko für die Rapsbestände dar. Die Pilzkrankheit wird auch Wurzelhals- und Stängelfäule genannt und kann zu erheblichen Ertragsverlusten führen. Erste Symptome lassen sich bereits im Herbst anhand von gelb-braunen Flecken mit grauem Zentrum auf den Blättern erkennen. Gelangen die Sporen des Pilzes in die Blattadern, sieht man schon bald braune Flecken am Wurzelhals und Stängelgrund und die Pflanze stirbt schließlich ab. Die Schäden, die der Rapserdfloh und Kohltriebrüssler an den Pflanzen verursachen, begünstigen das Eindringen der Sporen in die Pflanze. Die Bekämpfung dieser Schädlinge ist also gleichzeitig eine wichtige Maßnahme gegen das Auftreten einer Pilzinfektion.

Eine nachträgliche Fungizid-Behandlung ist zwar möglich, allerdings nicht immer erfolgreich. Umso wichtiger sind auch vorbeugende ackerbauliche Maßnahmen. Dazu zählen etwa eine abwechslungsreiche Fruchtfolge sowie die Feldhygiene auf nahegelegenen Altrapsschlägen, um eine Übertragung auf die neu angelegte Kultur zu verhindern. Außerdem ist es wichtig, geprüftes, pilzfreies Saatgut zu verwenden und bei der Sortenwahl auf resistente Sorten zu setzen.

Blattläuse als Virenüberträger im Getreide

Auch das junge Wintergetreide ist anfällig für Schaderreger. So kommt es im Herbst häufig zur Übertragung von Pflanzenviren. Unter anderem sind Blattläuse dafür verantwortlich. Bedeutende Viren sind das Gelbverzwergungsvirus und das Gelbmosaikvirus. Einmal auf die Pflanzen übertragen, lassen sie sich nicht mehr bekämpfen. Um eine Ausbreitung zu verhindern, ist also nur die Bekämpfung der Läuse möglich, da diese die Viren übertragen.

Der Befall mit dem Verzwergungsvirus zeigt sich oft nesterförmig. Häufig sind schon im Herbst erste Symptome sichtbar: Die Blätter färben sich gelb und das Wachstum der Pflanzen wird gehemmt. Schließlich bleiben Längenwachstum und Ährenbildung im Frühjahr aus. Die Folgen des Gelbmosaikvirus sind ähnlich, zeigen sich aber häufig erst im Frühjahr.

Vom Verzwergungsvirus befallene Gerste.

Ungerne gesehen – Ungräser und Unkräuter

Bestimmte Unkräuter und Ungräser aus dem Bestand zu entfernen, ist häufig gar nicht so einfach. Ackerfuchsschwanz und Windhalm vermehren sich stark und stellen schnell eine echte Konkurrenz für die jungen Kulturpflanzen dar. Die Ungras-Samen keimen bereits im Herbst fast vollständig aus. Wartet man bis zum Frühjahr, haben die Gräser jede Menge Zeit, sich zu etablieren und zu festigen. Gerade deshalb ist die frühzeitige Behandlung bereits im Herbst sinnvoll. Nur so können sich die Getreidebestände vor dem Winter ausreichend entwickeln.

Zudem können im Herbst zur Bekämpfung noch sogenannte Bodenherbizide eingesetzt werden. Sie wirken sehr zuverlässig gegen die jungen Gräser, sobald diese die Pflanzenschutzmittel beim Aufkeimen über ihre Wurzeln aufgenommen haben. Im Frühjahr stehen dann in der Regel nur noch sogenannte Blattherbizide zur Verfügung.  Diese erhöhen jedoch das Risiko von Resistenzen, was die Ausbreitung der Gräser noch weiter begünstigen könnte. Die Herbstbehandlung spart aber auch Wirkstoffe ein, da man die noch jungen Ungräser einfacher kontrollieren kann.

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Feldhygiene nach der Ernte

Sind die Felder abgeerntet, werden sie nicht einfach sich selbst überlassen. Das Stichwort lautet „Feldhygiene“. Mit den richtigen Maßnahmen können Landwirtinnen und Landwirte schon jetzt einen wichtigen Grundstein legen, um ihren Bestand im kommenden Jahr vor Schädlingen und Unkräutern zu schützen. Dabei kommen vor allem Maßnahmen des acker- und pflanzenbaulichen sowie des mechanischen Pflanzenschutzes zum Einsatz.

Überbleibsel der Vorfrucht

Mit der Ernte soll die zuletzt angebaute Kultur vollständig vom Acker weichen. Die gerade abgeerntete Pflanze bezeichnet man nun als Vorfrucht. Zwar sind moderne Mähdrescher dazu in der Lage, die Ernte so zu dreschen, dass dabei möglichst wenig Erntegut verloren geht. Dennoch landen immer wieder einzelne Körner auf dem Acker. Das geschieht vor allem bei Kulturen mit besonders kleinen Körnern, wie dem Raps. Die auf dem Acker verbleibenden Samen der Vorfrucht würden kurze Zeit nach der Ernte wieder aufkeimen und sich mit der folgenden Frucht vermischen. Das hätte zwei Effekte: Erstens könnte die Vorfrucht dominanter als die Folgekultur sein und die Pflanzenarten würden um Nährstoffe, Wasser und Licht konkurrieren. Zweitens könnte die auf dem Acker verbleibende Vorfrucht die positiven Effekte der Fruchtfolge verringern: Der Landwirt wechselt unterschiedliche Pflanzenarten miteinander ab. Die Fruchtfolge soll vermeiden, dass sich Schädlinge und Krankheiten, die sich auf eine Kultur spezialisiert haben, im Feld halten und weiter vermehren. So lässt sich der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln reduzieren.

Stoppelbearbeitung zum Erosionsschutz

Der erste Schritt nach der Ernte ist die sogenannte Stoppelbearbeitung. Dabei werden die auf dem Acker zurückgebliebenen Stängel und Stoppeln bearbeitet. Die dafür benutzten Geräte ritzen, schneiden und ratschen so über den Boden, dass alle Stängel und die Samen abgebrochen und leicht in den Boden eingearbeitet werden. Die Stängel müssen abgebrochen werden, da sie wie Trink-Strohhalme im Boden stecken und über Kapillarkräfte das Wasser aus dem Boden saugen. Ohne Bearbeitung könnten sie so die Verdunstung begünstigen und den Boden stark austrocknen. Auch die auf dem Feld verbliebenen Samen der Vorfrucht werden bei diesem Schritt eingearbeitet, um optimale Bedingungen für ein Aufkeimen zu schaffen. Ziel ist es nämlich, die Körner vollständig zum Aufkeimen zu bringen, um die unerwünschten Keimlinge dann in einem nächsten Schritt zu beseitigen.

Beseitigung von unerwünschten Pflanzen

Die Keimlinge der Vorfrucht und die Unkräuter, die nun ihre kurzzeitige Chance zum Wachsen hatten, müssen entsprechend beseitigt werden. Dafür gibt es die Möglichkeit des chemischen Pflanzenschutzes und die der mechanischen Bodenbearbeitung. Beide haben entsprechende Vorteile.

Die mechanische Bodenbearbeitung ist vor allem in der ökologischen Landwirtschaft das Mittel der Wahl. Um die Unkräuter und die Überbleibsel der Vorfrucht zu beseitigen, werden die Keimlinge zum Beispiel mitsamt dem Boden mit dem Pflug gedreht und begraben. Der Keimling ist zu schwach und schafft es nicht, sich einmal um 180° zu drehen und mehrere Zentimeter Boden zu durchwachsen. Mittlerweile wird oft vermieden, den Boden zu pflügen: Durch das Wenden des Bodens wird das empfindliche Bodengefüge gestört und der Boden außerdem Wind und Wetter preisgegeben. Bei der verbleibenden mechanischen Alternative werden die jungen Pflanzen abgetötet, durch mehrmaliges Schlitzen und Schneiden der obersten Bodenschicht. Das erfordert aber mehrere Überfahrten, ist daher arbeitsintensiv und verdichtet durch das Gewicht des Traktors den Boden.

Chemischer Pflanzenschutz hat den Vorteil, dass der Boden nicht gewendet werden muss. Dadurch bleibt das Bodengefüge erhalten und die toten Pflanzen bilden eine Humusauflage auf dem Boden. Außerdem ist der Dieselverbrauch beim Einsatz einer Feldspritze geringer als der eines Traktors mit Pflug, da in der Regel weniger Fahrten notwendig sind. Außerdem kann die Spritze breitere Streifen behandeln und muss nicht gegen den Boden arbeiten.

Die Feldhygiene nach der Ente ist ein zentraler Schritt für Landwirtinnen und Landwirte jeder Produktionsrichtung. Am Ende kann die Entscheidung für die korrekte Maßnahme aber oft nicht einfach nach Lehrbuch getroffen werden. Denn viele verschiedene Faktoren, wie zum Beispiel die Vorfrucht, Probleme mit verschiedenen Unkräutern oder etwa die Witterungsbedingungen, beeinflussen die Auswahl passender Bausteine und Maßnahmen im integrierten Pflanzenbau.

 

 

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Lagerung der Ernte: Schutz vor Schädlingen und Pilzen

Mehlmotten kennt jeder. Methoden, um die Vorratsschädlinge im Haushalt wieder loszuwerden, vermutlich auch. Doch wie schaffen es Landwirtinnen und Landwirte große Mengen an Getreide vor schädlichen Einflüssen zu schützen? Monate lang werden die Bestände gehegt und gepflegt und mit den verschiedenen Bausteinen des Pflanzenschutzes vor Schaderregern geschützt. Da wäre es doch mehr als ärgerlich, anschließend Einbußen durch Lagerschädlinge und Verderb hinnehmen zu müssen. Daher ist es nicht nur auf dem Feld, sondern auch bei der Lagerung wichtig, die Ernte fachgerecht mit vorbeugenden Maßnahmen zu schützen.

Lagerung schafft Versorgungssicherheit

Nicht immer wird das komplette Erntegut direkt nach der Ernte weiterverkauft. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Einerseits versuchen Landwirtinnen und Landwirte die Preise stabil zu halten, höhere Erträge zu erzielen oder Versorgungsengpässe auszugleichen. Andererseits wird das gelagerte Erntegut häufig auch als Tierfutter auf dem eigenen Betrieb eingesetzt. Dies schafft einen betriebsinternen Nährstoffkreislauf, spart Transportwege und ist eine klimaschonende Futtermittelbeschaffung.

Eingelagert wird Erntegut, wie zum Beispiel Getreide, vor allem auf zwei Weisen: Entweder es wird in einer Halle, in einem sogenannten Flachlager auf Mieten geschüttet oder es kommt in spezielle Hochsilos. Diese charakteristischen Silotürme sieht man bei Überlandfahrten oft neben Höfen und Ställen aus der Landschaft ragen. Sie sind speziell für die Einlagerung von Getreide entworfen und lassen sich gut und sicher verschließen. Bei der Einrichtung des Lagers muss nämlich vor allem darauf geachtet werden, dass es nicht für Nager oder Vögel zugänglich ist. Hier ist besondere Vorsicht geboten.

Gründliche Reinigung fördert die Lagerfähigkeit

Der erste Schritt für eine sichere Einlagerung ist zunächst eine gründliche Reinigung – sowohl des Ernteguts als auch des Lagers. Um ideale Bedingungen zu schaffen, wird neben Staub und Dreck auch Altgetreide aus dem Lager entfernt. Dieses könnte z. B. mit Pilzsporen oder Insekteneiern behaftet sein. Doch auch das Erntegut selbst wird gründlich gereinigt. Denn trotz effizienter Mähdrescher enthält das Erntegut immer auch unerwünschte Bestandteile. Dieser sogenannte Fremdbesatz setzt sich z. B. aus Samen von Unkräutern, Halmbestandteilen oder Spelzen zusammen. Manchmal können auch kleine Steine oder sogar Metallteile enthalten sein. Da man diese weder im Lager und schon gar nicht im Brot haben möchte, werden sie bei der Vorreinigung entfernt. Das ist tatsächlich nicht nur gut fürs Brot, sondern auch fürs Klima innerhalb des Ernteguts. Fremdkörper machen die Mischung inhomogen, was Energieverluste bei der Durchlüftung verursacht und damit zum Verderb der Ernte führen kann.

Schlechtes Klima fördert Schädlinge und Pilze

Das Klima ist während der Lagerung ein wichtiger Faktor. Dabei achten Landwirtinnen und Landwirte auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Für Getreide sind z. B. eine Temperatur von 14 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von maximal 14 Prozent ideal. Um die Temperatur im Lager konstant niedrig und das Klima trocken zu halten, muss das Getreide gut durchlüftet werden. Unter Umständen muss es vor dem Einlagern auch aktiv gekühlt oder nochmal getrocknet werden. Mit der Überwachung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit wird z. B.  kontrolliert, ob sich Schädlinge oder Pilze im Getreide ausbreiten. Ein Anstieg von Temperatur und Luftfeuchtigkeit würde anzeigen, dass sich Leben im Lager entwickelt.

Auch nach der Ernte gilt es also, das Erntegut weiterhin vor Schädlingen und Pilzen zu schützen. Gelingt dies, können Landwirtinnen und Landwirte es sogar über mehrere Jahre lagern.

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