Radtour mit dem Landwirt durch’s Feld
„Schau ins Feld“? Schau in die Natur! In Herxheim in der Pfalz organisierte der örtliche Bauernverein 2018 eine ganz besondere Aktion rund um „Schau ins Feld!“. Im Laufe einer Radtour erklärten Landwirtinnen und Landwirte den Teilnehmenden, wie sie im Einklang mit Natur und Umwelt arbeiten. Im Interview erzählt Organisator Matthias Detzel, warum ihm der Dialog mit den Verbrauchenden so wichtig ist.
Herr Detzel, Sie sind 2018 schon zum zweiten Mal bei der Aktion „Schau ins Feld!“ dabei. Warum machen Sie mit, was ist Ihre Motivation?
Ich betreibe einen konventionell wirtschaftenden Betrieb und Pflanzenschutz kann da ein verfahrenes Thema sein. Was die moderne Landwirtschaft tut, um Pflanzen zu schützen, hat ein schlechtes Image in der Gesellschaft. Als ich letztes Jahr im Internet auf die Aktion „Schau ins Feld!“ gestoßen bin, war ich sofort begeistert. Es ist eine gute Möglichkeit, dem Verbrauchenden direkt auf dem Feld zu verdeutlichen: Das hier wächst mit Pflanzenschutz – und das ohne. Ohne Riesenaufwand kann man zeigen, wie wichtig Pflanzenschutz ist. Ich habe noch ein paar Kolleginnen und Kollegen aus Herxheim motiviert, auch mitzumachen. Und dieses Jahr sind wir wieder dabei.
Für 2018 haben Sie sich etwas Besonderes ausgedacht. Die fünf Landwirtinnen und Landwirte aus Herxheim, die bei „Schau ins Feld!“ mitmachen, haben ihre Schau!-Fenster nicht jeweils auf den eigenen Betriebsflächen angelegt, sondern auf einer Projektfläche direkt am Ortsausgang. Was steckte hinter dieser Idee?
2017 waren alle Leute aus der Region, die die “Schau!-Fenster” zufällig gesehen haben, begeistert. Nicht alle Interessierten haben die entsprechenden Felder aber direkt gefunden. Weil sie auf den ganzen Ort verteilt waren, waren sie vielleicht auch nicht so wahrnehmbar. Deswegen haben wir uns für 2018 überlegt: Wir brauchen einen markanten, zentralen Punkt. Auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern zentral am Ortsausgang Richtung Herxheimweyher haben wir deswegen die Projektfläche angelegt. Hier haben wir “Schau!-Fenster” in fünf Kulturen: Zuckerrübe, Sommergerste, Kartoffel, Mais und Möhren.
Bei den früh gesäten Kulturen wie Gerste und Rübe wuchert schon jetzt viel Unkraut. Die Möhren sind erst vor zwei Wochen ausgesät worden, hier ist noch kein großer Unterschied zwischen “Schau!-Fenster” und normal behandeltem Feld zu sehen. Das deutlichste Ergebnis wird dann ohnehin die Ernte bringen. Die Erträge aus den “Schau!-Fenstern” und dem restlichen Feld wollen wir am Ende im Vergleich ausstellen.
Die „Schau ins Feld!“-Projektfläche wird auch der Startpunkt für die Radtour sein, die Ihr Bauernverein plant. Erzählen Sie doch einmal, was genau Sie vorhaben!
Der Bauernverein Herxheim lädt für Samstag, 16. Juni, ab 13.30 Uhr alle Interessierten zu einer Radtour unter dem Motto „Faszination Landwirtschaft und Umwelt“ ein. Gemeinsam mit uns Landwirtinnen und Landwirten geht es per Fahrrad durch die Herxheimer Feldflur. Am Anfang erklären wir am Beispiel der „Schau ins Feld!“-Projektfläche unsere Arbeit mit Pflanzenschutz. Dann radeln wir los und halten an verschiedenen Stationen immer wieder an, um Projekte zu erklären.
Wir zeigen, was wir alles für die Biodiversität, also die Artenvielfalt, tun. Wir zeigen die Blühstreifen, die wir in Kooperation mit einem Imker für die Honigbienen angelegt haben – von denen aber auch die Wildbienen profitieren. Wir zeigen unsere Lerchen- und Kiebitzfenster – das sind kleine Flächen im Feld, die wir nicht bearbeiten, sodass Vögel dort ungestört nisten und brüten können. Die Radtour endet bei einem lokalen Winzer, wo es eine Weinprobe und auf Wunsch eine kleine Betriebsführung geben wird.
Warum organisieren Sie diese Radtour, welche Motivation steckt dahinter?
Wir möchten dem Verbrauchenden erklären, dass wir mehr machen, als Lebensmittel zu produzieren. Wir müssen uns viele Vorwürfe anhören, wie wir die Böden, die ganze Umwelt mit unserer modernen Landwirtschaft schädigen. Mit dieser Radtour möchten wir weiter daran arbeiten, das öffentliche Bild moderner Landwirtschaft von Unsicherheiten und Vorurteilen zu befreien. Wir möchten zeigen, dass moderne Landwirtschaft und Umwelt nicht im Gegensatz stehen müssen, sondern dass wir im Einklang mit der Natur arbeiten.